Tom-Oliver Regenauer | 04.05.2021 Lesezeit: 5 Minuten
RP: KORS, oder soll ich Rafael sagen, wollen Sie sich den Lesern erst einmal kurz vorstellen?
KORS: Sicher. Mein Name ist Rafael Soriano Koller, alias KORS. Ich bin Musiker und Produzent aus Zürich. Ich bin in Venezuela geboren und aufgewachsen, lebe aber seit etwa 25 Jahren in Europa und davon jetzt knapp sieben Jahre in der Schweiz. Zuvor war ich unter anderem in Spanien, der Tschechoslowakei und den USA unterwegs. Ich hatte ein bewegtes Leben.
RP: Sie haben im Vorgespräch erwähnt, dass Sie bereits mit 14 Jahren angefangen haben, Schlagzeug zu spielen. Wie kommt es, dass Sie erst jetzt, einige Dekaden später, ihre erste offizielle Single veröffentlichen?
KORS: Das stimmt. Musik begleitet mich seit meiner Kindheit. Ich habe schon als Teenager begonnen, Schlagzeug zu spielen und war fortan in diversen Bandprojekten aktiv. Es ging dabei vor allem um Live-Musik. Wir spielten meist Rock ’n Roll in Clubs und kleinen Hallen und verschwendeten keinen Gedanken an professionelle Aufnahmen. Unser Ziel war es, auf der Bühne zu überzeugen. Einige Male gelang das sogar vor bis zu 10.000 Menschen im Stadion. Der Gedanke, eine Single oder ein Album zu veröffentlichen, stand einfach nie wirklich im Raum.
RP: Wie und warum hat sich das nun geändert?
KORS: Irgendwann kam schlichtweg der Punkt, an dem Privates und auch die Arbeit im Leben eine andere Stellung einnahmen. Wir hatten nicht mehr genug Zeit, um mit der Band live erfolgreich zu sein. So lösten sich die verschiedenen Bandprojekte mit der Zeit auf. Der Drang, mich mit Musik auszudrücken, blieb jedoch. Daher fing ich vor etwa zehn Jahren an, mich mit Musikproduktion zu beschäftigen. Zunächst eher zum Spaß. Ich spielte aus Langeweile und Schaffensdrang mit Cubase, Reason oder Fruity Loops herum und fing an, mich dafür zu begeistern. Auf diesem Wege konnte ich mit geringem Aufwand und zu meinen Konditionen kreativ sein und ganz neue Richtungen einschlagen. So kamen die ersten Pop-Songs zustande. Und da ich die neuen Werke mangels Band nicht live präsentieren konnte, kam mir zum ersten Mal der Gedanke, sie zu veröffentlichen.
RP: Sie hatten demnach schon vor dieser Single Musik veröffentlicht, nur eben nicht über ein Label oder einen professionellen Vertrieb?
KORS: Exakt. Ich bin sehr produktiv und arbeite ständig an neuen Songs und Visuals. Diese habe ich natürlich hin und wieder auf YouTube, Soundcloud oder anderen Portalen veröffentlicht. Jetzt aber erschein es mir an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Neben der Single und dem zugehörigen Video gibt es ja auch ein neues Logo, eine neue Webseite, einen frischen Online-Shop sowie entsprechende Social-Media-Kanäle. Das Mastering des Songs hat Geoff Pesche in den legendären Abbey Road Studios in London übernommen. Das Projekt ist also jetzt bereit für den großen Auftritt. (lacht)
RP: Hat Sie die derzeitige Krisenstimmung nicht abgeschreckt? Ihr Sound klingt eher entspannt und positiv, entgegen der allgemeinen Stimmungslage in dieser Krise. Passt die Veröffentlichung denn in die Corona-Zeit?
KORS: Nein überhaupt nicht. Ich habe mich in keiner Weise von meinen Plänen abbringen lassen. Und finde es besonders spannend, dass meine Musik einen emotionalen Gegenpol zur allgemeinen Besorgnis darstellt. Gerade die Tatsache, dass ich ein sehr emotionaler Mensch bin, hat mich dazu veranlasst, jetzt meine Release-Pipeline an der Start zu bringen. Ich tendiere dazu, meine Gefühle in Melodien zu übersetzen, Ereignisse und Einflüsse in der Musik zu verarbeiten. Dabei kann ein negatives Erlebnis sehr wohl zu einem sehr lebensbejahenden Sound führen. So war das auch über die vergangenen zwölf Monate. Ich lebe direkt am Zürichsee, wo auch in der Hochphase der Pandemie ein entspanntes und glückliches Leben möglich ist. So wie überall, wo Natur überwiegt. Dadurch war es mir möglich, die Corona-Krise mit einer gewissen Distanz zu betrachten und mich auf die übergeordneten Inspirationen zu fokussieren. So hat der Sound der neuen Songs zwar eine melancholische Konnotation, bleibt im Kern aber positiv geladen und soll den Hörer für einige Minuten dem Alltag entreißen. Und ich glaube, das ist genau das, was die Leute im Sommer 2021 brauchen werden – Entspannung, Reflexion und eine gute Zeit in der Natur.
RP: Was für eine Musik erwartet den Hörer denn auf der ersten Single? Und woraus speist sich ihre Arbeit, was sind Ihre Einflüsse und Inspirationen?
KORS: Das Genre rangiert wohl irgendwo zwischen Pop, Lounge, Chillout und Deep House. Darüber habe ich mir nie wirklich Gedanken gemacht. Meine Musik lebt von eingängigen Melodien, entspannten Instrumentals und minimalistischem Gesang. Wobei einige Tracks auch zu 100% instrumental produziert sind. Die Titel entstehen auch immer ganz unterschiedlich. Manchmal fange ich mit einem Sample an, das nächste Mal spiele ich einen Akkord auf der Gitarre und bin inspiriert. Oft beginne ich mit einem Drumset, das mich packt. Ich denke es ist schwer, meine Produktionen in eine bestimmte Schublade zu stecken. Musikalisch war ich immer stark vom Jazz beeinflusst, daher finden sich immer wieder jazzige Elemente in den Titeln und das Saxophon übernimmt hier und da die Rolle des Sängers. Ich glaube, dass es schwer ist, meiner Musik ein spezielles Label anzuheften, dass man sie aber sehr schnell an einem eigenen Soundbild und wiederkehrenden Elementen erkennt.
RP: Was bedeutet eigentlich der Titel der Single, badiflight?
KORS: Die Badi ist hier in der Schweiz das Seebad. Der Ort, an dem sich im Sommer die Menschen treffen und ihre Freizeit verbringen. Das hat mich im Sommer 2020 inspiriert und dazu gebracht, den Song zu produzieren. Ich wollte die Unbeschwertheit der Tage am See einfangen, an denen man die Gedanken schweifen lassen und Probleme vergessen kann. Daraus entstand die Idee, den Song entsprechend zu benennen.
RP: Was passiert nach der ersten Single? Gibt es konkrete Pläne für weitere Veröffentlichungen?
KORS: Absolut. Ab Mai 2021 werde ich jeden Monat eine Single samt Video veröffentlichen. Die Basis-Produktionen für diese Songs sind bereits fertiggestellt. Gegen Ende des Jahres kommt dann ein Album. Während die einzelnen Singles nur auf digitalem Wege erscheinen werden, ist für das Album eine kleine Auflage physischer Tonträger geplant. Ob wir da Vinyl oder eine CD machen, ist noch offen. Vielleicht auch beides. Für 2022 ist ein internationales Projekt geplant, auf dem ich verschiedene Künstler zu Gast haben werde und verschiedene Musikstile miteinander kombinieren möchte. Von Rock über Rap bis hin zu Elektro und Jazz.
RP: Das klingt spannend und nach wenig Langeweile. Und auch nach wenig Zurückhaltung durch die Stolpersteine der aktuellen Krise. Ich bedanke mich für das Gespräch, wünsche viel Erfolg bei allen Vorhaben und auch persönlich alles Gute.
KORS: Ich bedanke mich. Es hat mich gefreut, mich mit Ihnen zu unterhalten. Gleichfalls alles Gute für die Zukunft.
Die neue Single von KORS heißt badiflight und erscheint am Freitag, 7. Mai 2021 über alle bekannten Anbieter.
Die Musik von KORS finden Sie unter:
www.korsmusic.com
Foto: W. Graf