Tom-Oliver Regenauer | 21.03.2025
»Krieg ist Frieden«. Dieses zwischenzeitlich fast abgedroschen wirkende, weil in den letzten Jahren zu häufig verwendete Zitat aus George Orwells Klassiker »1984«, beschreibt zunehmend genau, was europäische Spitzenpolitiker dieser Tage als »Wehrtüchtigkeit« vermarkten – die wahnwitzige Illusion, dass Kriegswaffen der Friedenssicherung dienen.
So aber funktioniert das Geschäft industrialisierten Tötens nicht. Denn Krieg entsteht nicht organisch. Schon gar kein Weltkrieg. Militärische Konflikte globalen Ausmaßes sind stets trauriger Kulminationspunkt langjähriger Entwicklungen. Sie beginnen mit Partikularinteressen, diplomatischen Kontakten, bilateralen Absprachen, militärisch-industriellen Konjunkturprogrammen und der Etablierung von Verteidigungsbündnissen. Kriege sind von langer Hand geplante Disruptionen, die genutzt werden, um Paradigmenwechsel zu rechtfertigen – Entwicklungen, die der Bevölkerung ohne eine solch existenzielle Bedrohung nicht unterzujubeln sind. So gäbe es ohne die beiden ersten Weltkriege heute weder die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich noch die Vereinten Nationen oder die NATO. Und auch das herrschende, auf Verschuldung basierende und von Zentralbankkartellen dominierte Weltfinanzsystem, das darauf ausgelegt ist, Staaten und damit deren Bevölkerung schleichend zu enteignen, wäre so nicht entstanden – siehe Bretton Woods und »Nixon Schock«.
Folgt man der tatsächlichen Geschichte des Ersten Weltkrieges, die nicht 1914 mit der Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand, sondern bereits 1891 in Südafrika begann – siehe Teil 1 und 2 meines diesbezüglichen Essays – wird rasch deutlich, wem Kriege dienen. Und damit auch, von wem sie ausgelöst werden: Von Finanzkartellen, die zunächst an der Aufrüstung, dann an der Finanzierung des Krieges und zum Schluss am Wiederaufbau verdienen – ganz zu schweigen von der supranationalen Konsolidierung und Zentralisierung von Finanzmacht, die mit derartigen geopolitischen Verwerfungen einhergeht.
Im Falle der beiden Weltkriege sind diese Hintergründe gut belegt und detailliert nachvollziehbar. Man muss sie nur lesen. Weil Geschichte, zumindest die offiziell goutierte und gelehrte Variante, aber bedauerlicherweise von den Gewinnern geschrieben wird, sind wir scheinbar dazu verdammt, sie zu wiederholen. Dem geschichtsaffinen Leser dürfte es derweil nicht allzu schwer fallen, Parallelen zwischen der Zeit vor den beiden Weltkriegen und der Gegenwart auszumachen.
Zum einen stimmt Trump die USA auf Isolationismus ein. Zum anderen lässt er das US-Militär gleichzeitig Öl in die bestehenden Brandherde in Europa, Nahost und dem Indopazifik gießen. Gleichzeitig läuten seine Strafzölle eine Phase internationaler Handelskriege ein, die den Rest der Welt zur Reaktion zwingt. Nicht umsonst spricht Ursula von der Leyen nun von »ReARM Europe« und will bis zu 800 Milliarden Euro für »Wiederaufrüstung« mobilisieren. Nicht von ungefähr wirft Friedrich Merz, ehemaliger BlackRock-Manager, auf dem Weg ins Kanzleramt mit »Sondervermögen« um sich und möchte 500 Milliarden in die Bundeswehr investieren. Vielleicht hat ihn Larry Fink oder die Teilnahme an der Bilderberg Konferenz 2024 in Madrid inspiriert – standen dort doch unter anderem die »Zukunft der Kriegsführung« und die »geopolitische Landschaft« auf der Agenda.
Es besteht kein Zweifel: Wir befinden uns in einer Vorkriegszeit. Die Frage ist nur, wie dieser Krieg aussehen wird und wann er beginnt. Denn die moderne Informationskriegsführung gegen die breite Bevölkerung läuft spätestens seit 9/11 auf Hochtouren – und intensivierte sich nach der Markeinführung des Smartphones im Jahr 2007 konstant. Es hat Gründe, warum ich einen Großteil meiner Artgenossen heute als Smombie bezeichne.
Wie jedoch ein kinetischer Krieg in den 2020er Jahren aussehen wird, vor allem, wenn atomar bewaffnete, mit Drohnen, Robotern und KI ausgestattete Supermächte sich gegenüberstehen, weiß niemand. Den Ersten Weltkrieg konnte man sich damals auch nicht vorstellen – denn bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine derartig weitreichenden »Verteidigungsallianzen« und »Bündnisfälle«. Auch die Waffen, die im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kommen sollten, waren neu. Das Ausmaß der Zerstörung eine todbringende Zäsur.
Wenig verwunderlich also, dass die Reprise dieser zivilisatorischen Katastrophe knapp 60 Millionen mehr Menschen das Leben kostete als die Premiere – und den perfekten Hebel zur Etablierung der postmodernen »Global Governance« bot. Einem inhumanen, antidemokratischen, zusehends totalitären Herrschaftskonstrukt, das sich nun mit der aus dem Elfenbeinturm kommunizierten »Zeitenwende«, »Wehrtüchtigkeit« und »ReARM Europe« anschickt, uns in einen Dritten Weltkrieg zu manövrieren.
Es ist Zeit, nein zu sagen. Nein zu Sondervermögen. Nein zu Aufrüstung. Nein zu Massenvernichtungswaffen. Und nein zu Konflikten, die stets von jenen angezettelt werden, die darin »nicht sterben« werden, wie Robert Habeck im Februar 2022 bei Maischberger selbst einräumte. Nein zu Krieg!
Wer seine Kinder nicht an die Front schicken oder am eigenen Leib erfahren möchte, welche automatisiert mordenden Waffengattungen in einem Dritten Weltkrieg zum Einsatz kommen, sollte für den Frieden kämpfen. Mit allen Mitteln – gemeinsam – und zwar jetzt. Bedarf es für die finale Ausgestaltung der »vierten industriellen Revolution«, für
Agenda 2030,
C40-Städte und
Net Zero 2050, sprich, dem digitalen Gulag von morgen, einer globalen militärischen Disruption – und das scheint im Lichte der Vergangenheit durchaus wahrscheinlich – bleibt uns nicht mehr allzu viel Zeit, um Sand ins Getriebe der aufheulenden Kriegsmaschinerie zu streuen.
Bild: Tina Ovalle & Harlekin Shop