Tom-Oliver Regenauer | 11.03.2025
Tom: Hallo allerseits! Mein Name ist Tom-Oliver Regenauer. Willkommen zur heutigen Folge von Manova International, die wir im Februar 2025 aufzeichnen. Eine kurze Anmerkung vorweg: Wie ihr in ein paar Minuten sicher feststellen werdet, bin ich kein Muttersprachler. Habt also bitte Nachsicht bezüglich meines deutschen Akzents. Solange ich nicht klinge wie Klaus Schwab oder die deutsche Außenministerin, sollte das aber klargehen. Zudem: Mein Gast wird den Großteil des Redens übernehmen. Begrüßen wir ihn! Willkommen James Corbett.
James: Vielen Dank, Tom, dass ich hier sein darf. Es ist mir eine Freude, dabei zu sein.
Tom: Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich denke, die meisten meiner Leser kennen dich. Falls dich aber doch noch jemand nicht kennt – ich hoffe, dass sind nicht allzu viele Menschen – würde es dir etwas ausmachen, dich zunächst kurz vorzustellen?
James: Klar. Ich bin James Corbett von www.corbettreport.com – und wenn du die ganz ausführliche Version hören möchtest, könnten wir in die 1970er zurückgehen, als ich in Calgary, Alberta, Kanada geboren wurde. Aber die ganz lange Version möchtest du wahrscheinlich nicht hören. 2004 bin ich als einfacher Englischlehrer hier in Japan gelandet. Irgendwann um 2006 begann ich, über den Kaninchenbau des Internets zu stolpern und Informationen zu entdecken, die erklären, wie die Welt wirklich funktioniert. Vielleicht kennen du und dein Publikum das – vielleicht auch nicht. Das war jedenfalls ein Prozess, der, wenn er erst einmal begonnen hat, nur schwer zu beenden ist. Dann habe ich einen Weg gefunden, mich aus diesem Kaninchenbau herauszugraben, indem ich 2007 den Corbett Report ins Leben rief. Das ist jetzt das achtzehnte Jahr, in dem ich diese Arbeit mache. Und seit 2011 mache ich sie hauptberuflich. Mein Vollzeitjob ist also irgend so etwas wie Podcaster, Forscher oder Autor? Ja, was bin ich eigentlich? Ich schätze, ich bin Lehrer. Das ist, worauf ich mich mit mir selbst geeinigt habe. Eine Art Pädagoge, der versucht, den Leuten zu erzählen und beizubringen, was er selbst in diesen achtzehn wilden Jahren gelernt hat, in denen er die Welt und ihre Funktionsweise erforschte. Ich schätze, die Kurzfassung dessen, was ich mache, ist »Verschwörungstheoretiker«. Zumindest für Leute, die noch nie von mir gehört haben. Manche davon würden meine Arbeit sicher damit abtun. Realistisch betrachtet dreht sich das, was ich mache, im Wesentlichen um die Frage, wie Macht in der Gesellschaft funktioniert.
Aus irgendeinem Grund verstehen die Leute ja, dass es Oligarchen und Verschwörungen und alle möglichen Machtspielchen gab, die von Leuten hinter den Kulissen und Mächten hinter Monarchen koordiniert wurden – so lange man nur im historischen Kontext bleibt. Aus irgendeinem ominösen Grund erklärt man uns ja aber, dass es in der Gegenwart keine solchen Intrigen mehr gibt – und, dass, wer an sie glaubt, ein verrückter Verschwörungstheoretiker ist. Nun, ich habe diese Orthodoxie abgelehnt und war glücklicherweise dabei, als Anfang der 2000er eine wachsende Flut an Informationen im Internet verfügbar gemacht wurde. Und weil ich wohl eines der ersten Boote war, die im Hafen ankamen, hat mich diese Welle sehr hoch hinaus katapultiert. Jetzt versuche ich, die Stimme, die ich in den alternativen Medien habe, zu nutzen, um so exakt wie möglich über das zu sprechen, was ich weiß – und hoffentlich nicht allzu oft über Dinge, die ich nicht weiß. Aber ich bin ein Mensch. Ich mache Fehler. Ich gebe aber wirklich mein Bestes, um präzise über das zu berichten, was da draußen in der Welt wirklich vor sich geht.
Tom: Danke. Es gibt ja gleich mehrere Gründe, warum ich froh bin, dich in der Sendung zu haben. Zum einen lässt mich deine sorgfältige, faktenbasierte und detailorientierte Arbeit bei jedem Besuch deiner Webseite neue Dinge entdecken. Das macht deine Seite zu einem einzigartigen Archiv für praktisch jedes Thema, auf das man stoßen kann, wenn man – wie du es gerne nennst - ein Verschwörungsrealist ist. Ich selbst habe vor etwa 25 Jahren angefangen, zu generationsübergreifend organisierter Kriminalität zu forschen. Los ging es für mich mit den Vorgängen rund um die Rote-Armee-Fraktion in Deutschland. Trotzdem stoße selbst ich auf viele neue Informationen, weil du wirklich ins Detail gehst.
Der zweite Grund, warum ich froh bin, dich in der Sendung zu haben, ist dein Fokus auf Lösungen. Denn wir alle wissen, dass es eine ziemlich verrückte Zeit ist. Es ist allen klar, dass wir in einer zunehmend beunruhigenden Mischung aus »1984« und »Schöne neue Welt« leben. Aber es gibt nicht genug Leute, die Wege aus dieser Situation analysieren und aufzeigen. Du bist einer der wenigen Journalisten, die das konstant tun.
Und nicht zuletzt wird deine Arbeit in meinen beiden letzten Büchern sowie in meinem aktuellen Buch erwähnt. Ich muss es daher kurz in die Kamera halten. Denn der Titel wurde, wenn nicht gar von dir erfunden, so doch zumindest von dir populär gemacht. Als Ausgangspunkt – denn ich denke, du bist nicht scharf darauf, Tiefenanalyse Nummer 42 zu Trump, Musk und der Frage nach dem ganzen Rest zu machen; das haben wir beide die letzten Wochen oft genug getan, weil das offensichtlich ein dominierendes Thema ist – möchte ich ein wenig über die übergeordnete Ebene, die Vogelperspektive sprechen.
Daher vielleicht als Ausgangspunkt: Was verstehst du unter Hopium? Die Zuschauer kennen eventuell deinen Beitrag vom Juni 2021 namens »Eine kurze Geschichte des Hopiums«. Was also ist dein Verständnis von Hopium und warum war es für dich wichtig, diese spezielle Folge zu genau diesem Zeitpunkt zu veröffentlichen?
James: Nun, ich denke, Hopium ist immer ein aktuelles Thema. Würde ich das heute veröffentlichen, wäre es genauso relevant wie 2021. Ich hätte es auch 2007 veröffentlichen können. Ich hätte es jederzeit veröffentlichen können. Ich denke, es wäre – bedauerlicherweise – genauso relevant, weil das Kernkonzept für die gesamte »moderne, demokratische, liberale, aufgeklärte« Ära gilt, in der wir leben. Für Leute, die das nicht wissen: Das Konzept Hopium leitet sich offensichtlich ab. Es ist im Wesentlichen eine Analogie zu Opium, das, wie man es von Opiaten kennt, Glücksgefühle im Gehirn erzeugt, indem es bestimmte Chemikalien simuliert, die Glücksgefühle und Freude im Gehirn auslösen. Natürlich wissen wir aber, dass Opium süchtig macht und letztendlich zerstörerisch wirkt, weil die Menschen immer mehr Opium benötigen, um sich normal zu verhalten. Ganz zu schweigen von der Menge, die sie benötigen, um die euphorischen Hochs der Anfangszeit nochmals zu erleben. Bis es das ganze Leben dominiert und sie alles tun, um den nächsten Opiatstoß zu bekommen.
In gleicher Weise glaube ich, dass die politische Struktur, die uns umgibt und fast jeden von uns in ihrem Griff hat, dazu geschaffen wurde, uns im Grunde genommen ständig auf den nächsten Schuss Hopium warten zu lassen, der uns in Form eines politischen Erlösers geliefert wird, der auf der Bildfläche erscheint und uns alles verspricht, was wir wollen. Ich habe in den letzten Jahren in geradezu schmerzhafter Häufigkeit betont, dass die Verfeinerung der Techniken rund um Hopium mittlerweile sozialwissenschaftlich fundiert betrieben wird. Seit mindestens einem Jahrhundert. Im Grunde genommen verkaufen sie uns politische Kandidaten, wie sie jedes andere Produkt auf dem Markt verkaufen. Früher musste es dafür vielleicht noch große, konkrete Versprechen geben. 1916 versprach Woodrow Wilson beispielsweise, Amerika aus dem Krieg herauszuhalten, in den er Amerika letztendlich natürlich trotzdem trieb. Und zwar genau mit dieser Art von Hopium.
Doch als das Hopium 2008 in Gestalt von Barack Hussein Obama auf der Bildfläche erschien, war es so perfektioniert, dass buchstäblich zwei Worte genügten, um die amerikanische Öffentlichkeit zu fesseln. Diese beiden Worte waren »Hoffnung« und »Wandel«. Denn zu diesem Zeitpunkt – nach acht Jahren Neocons – war Amerika natürlich bereit für Hoffnung und Wandel. Und dann taucht jemand auf, der genau das verspricht. Juhu! Und schon übernahm »Obamassias« die politische Bühne. Das also ist der Kontext, mit dem ich den Hopium-Beitrag eröffne. Indem ich das Obamassias-Phänomen betrachte, an das sich die Leute vielleicht erinnern – oder auch nicht. Aber für diejenigen, die es durchlebt haben, ist es wirklich etwas denkwürdiges. Weil ich mich damals schon ein Stückchen in den Kaninchenbau gewagt hatte, wusste ich genug, um zu verstehen, dass das alles nicht war, was es vorgab, zu sein. Dass er die nicht enden wollenden Kriege nicht beenden würde. Dass er den Kurs nicht völlig ändern würde. Et cetera. Und siehe da, er wurde den Wünschen und Träumen seiner glühendsten Anhänger nicht gerecht. Irgendwann ließ deren Hopium-Trip nach.
Doch 2016 erschien ein neues Hopium ganz anderer Art auf der Bildfläche, um einen anderen Teil der Öffentlichkeit zu fesseln. Normalerweise also einfach die andere Hälfte der US-Öffentlichkeit. Die, die nicht vom Obamassias-Komplex eingewickelt war. Und schon schwingt das Pendel. So verorte ich auch Trump und alles, was hinsichtlich des politischen Kontexts der USA passierte, in dieser ganzen Hopium-Geschichte. Ich denke aber, Hopium ist für jeden und jede in jedem Land der Welt nachvollziehbar. Es gibt Versionen und Iterationen davon, die sich in einem Polit-Theater nach dem anderen auf der ganzen Welt abspielen. Und ich möchte einfach, dass sich die Leute des Phänomens Hopium bewusst sind.
Ich muss da aber unterscheiden – denn ich weiß, dass das kritisiert wird – es kann nämlich sein, dass absolut jede positive Nachricht mit dem Satz abgetan wird: Ach, das ist bloß Hopium. Das wird zu einer Art schwarzer Pille. Zu einem Untergangspropheten-Allheilmittel. Nach dem Motto: »Nichts ist gut, es wird nie etwas Gutes passieren. Am besten geben wir einfach die Hoffnung.« Aber nein! Auf genau dieselbe Weise wie Opium ein Simulakrum für Freuden ist, die man aus dem tatsächlichen Erreichen echter Ziele in der realen Welt ziehen kann, spielt Hopium mit der echten, wahren, wirklichen Hoffnung, die entsteht, wenn Menschen in der realen Welt aktiv werden, um sie zu verbessern.
Daher bin ich froh, dass du den Schwerpunkt auf den Lösungsaspekt meiner Arbeit legst. Ich mache meine wöchentliche, lösungsorientierte Serie »Solutions Watch« zwar erst seit ein paar Jahren, aber wenn du in meinen Archiven nachschaust, habe ich immer über Lösungen gesprochen und seit vielen Jahren verschiedene Podcasts zu dem Thema produziert. Und zwar genau deshalb, weil ich denke: Nein! Wir werfen die Hoffnung nicht zusammen mit dem Hopium über Bord. Nein. Wir trennen die Hoffnung vom Hopium. Das Hopium ist dieser politische Unsinn, den sie uns vorführen. Die Hoffnung dagegen ist das, was wir tun können, wenn wir erkennen, dass wir souveräne, individuelle, menschliche Wesen sind, dass der gesamte Komplex aus Illusion und Propaganda, der uns aufgezwungen wurde, um uns mit diesem falschen politischen System zu identifizieren, das uns an der Nase herum- und an einen Ort führt, an den wir nicht wollen, ein falsches Konstrukt ist. Wenn wir unsere Macht wieder in die eigenen Hände nehmen und Interessengemeinschaften bilden, die auf dem basieren, was wir in der realen Welt erreichen wollen, können wir die Welt wirklich verändern. Das ist Hoffnung, anstelle des Hopiums, das sie uns auf der politischen Bühne verabreichen.
Tom: Ja. Sehr wahr. Es gibt ein schönes Zitat von Friedrich Nietzsche, das ich zu Beginn meines Buches verwende. Ich werde es verhunzen, wenn ich es vom Deutschen ins Englische übersetze, aber es besagt, dass »Hoffnung das übelste aller Übel« ist, »weil sie das Leiden der Menschen verlängert«. Das steht also auf Seite eins. Ganz am Ende habe ich dem aber ein eigenes Zitat gegenübergestellt: »Wer die Hoffnung als das erkannt hat, was sie ist, kann damit anfangen, seine Träume zu leben«. Das ist meiner Meinung nach der Unterschied zwischen Hopium und tatsächlicher Hoffnung. Denn Hoffnung ist der Antrieb, den du hast. Das ist der Antrieb, der mich motiviert. Die Hoffnung darauf, dass Menschen aufwachen.
Ich glaube aber, wir leben in einem Imperium des Hopium. Und für mich gibt es da zwei Dimensionen: Die organisatorische und die, sagen wir, geistige oder psychologische Dimension. Da ist also der Teil mit dem Imperium. Dazu hattest du vor einiger Zeit ein Interview mit Daniele Ganser, der hier um die Ecke in der Schweiz lebt. Ihr habt über sein aktuelles Buch »Empire America«, oder »The American Empire« gesprochen. Weil ich aber Cecil Rhodes, Carroll Quigley, Sutton, die Round Table Bewegung und so weiter kenne und weiß, wie aus der »League of Nations« die Vereinten Nationen wurden, denke ich, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es letztlich das anglo-amerikanische Imperium ist. Die meisten Menschen nehmen es aber als das amerikanische Imperium wahr. Darüber hinaus gibt es dann noch irgendwie den BRICS-Block und das war’s.
Weil ich in Deutschland geboren bin, interessieren mich nun vor allem zwei Dinge. Erstens – denn du bist Kanadier, gebürtiger Kanadier – wenn Trump jetzt sagt, dass er Kanada annektieren, übernehmen, überfallen, kaufen will, dann könnte man doch meinen, dass Cecil Rhodes endlich seinen letzten Willen bekommt. Denn Kanada ist ein »Realm« des Commonwealth. Vielleicht übernimmt Amerika gar nicht nicht Kanada, sondern die 13 Kolonien kommen nach Hause.
Und zweitens: Wenn man sich die Europäische Union und insbesondere Deutschland ansieht, scheint es, dass Deutschland dieses Mal, da es um die nächste große Umwälzung in Richtung Technokratie geht, keinen weiteren Weltkrieg auslösen soll. Naja, vielleicht, wir wissen es nicht. Aber es scheint, dass Deutschland zumindest das Vorbild für eine Union geschaffen hat. Ein Modell, von dem man uns sagt, es sei großartig. Und zwar jetzt auch in Bezug auf die Nordamerikanische Union. Dann gibt es da die Afrikanische Union, die Asiatische Union. Man schafft also überall diese Blöcke. Währungsblöcke.
Die beiden Fragen sind daher: Wie siehst du das mit dem Imperium aus organisatorischer Sicht, wenn man Quigleys Arbeiten berücksichtigt? Und was ist deiner Meinung nach die Rolle Deutschlands, oder Europas, wie es sich derzeit darstellt, nachdem jetzt sogar bei »60 Minutes« gezeigt wird, dass man hierzulande nicht einmal mehr etwas in den sozialen Medien posten kann, wenn man nicht morgens um sechs Uhr mit einer Hausdurchsuchung seitens der Polizei rechnen möchte?
James: Ja. Okay. Ausgezeichnete Fragen. Sie betreffen den Kern dessen, was meiner Meinung nach gerade wirklich passiert. Nämlich einen Wandel in der Welt bezüglich der Form, die das globale Imperium annimmt. Das bedeutet nicht, dass es meiner Meinung nach zu einem grundlegenden Wandel der Machtblöcke, die hinter den Kulissen regieren, kommen wird. Aber ich glaube, dass sie möglicherweise Dinge auf dem geopolitischen Schachbrett verschieben. Was aber bedeutet das? Nun, ich denke – du hast das richtig erkannt – dass es in den letzten anderthalb Jahrhunderten tatsächlich ein anglo-amerikanisches Imperium gab, das von verschiedenen Machtzentren aus auf unterschiedliche Weise funktionierte. Und wie du sagst, wurde dies von Leuten wie Quigley dokumentiert, bis hinunter zu den Machenschaften von Leuten wie Cecil Rhodes, der seine eigene Version davon hatte. Ich hoffe, die Leute übergehen nicht, was du eben gesagt hast. Denn das ist alles dokumentiert und leicht zugänglich. Lesen Sie William T. Stead und seine Zusammenstellung des letzten Willens und der Testamente! »Last Will and Testament of Cecil Rhodes«. Es gab mehrere Versionen seines Testaments. Und natürlich kennt jeder das Rhodes-Stipendium. Aber nicht allzu viele Leute wissen von Rhodes’ Geheimgesellschaft, die versuchte, ein anglo-amerikanisches Imperium zu errichten, das eine Weltregierung zwischen Washington und London regieren würde. Darüber wissen die Leute nicht so viel. Dabei wurde sogar in der New York Times darüber gesprochen und berichtet.
Tom: Meine Leser sollten es (lacht).
James: Wie bitte?
Tom: Meine Leser sollten das wissen. Ich glaube wir haben ein sehr gebildetes Publikum.
James: Nun, falls ich das hier an Menschen weitergebe, die das Thema noch nicht kennen, können sie aber nachvollziehen. Ich habe zum Beispiel eine Dokumentation über die Verschwörungen rund um den Ersten Weltkrieg gemacht, die auf corbettreport.com/wwi zu finden ist, auf Details eingeht und Links zu Carroll Quigley und anderen enthält, die darüber gesprochen haben. Zur New York Times und anderen Medien, die im frühen 20. Jahrhundert offen darüber geschrieben haben. Ja, das ist ein wichtiges Stück dieses Puzzles. Daraus ziehen wir Inforationen wie zum Beispiel auch der englische geopolitische Stratege, dessen Name mir plötzlich entfallen ist, was lächerlich ist, weil ich ihn schon so oft erwähnt habe, der die Idee hatte, das »Heartland« und »Eurasien« als Schlüsselfeld auf dem geopolitischen Schachbrett zu betrachten. Du weißt, wen ich meine. Mackinder. (Halford) Mackinder. Danke. Ja.
Er schrieb über das geopolitische Schachbrett, wie es sich im frühen 20. Jahrhundert darstellte. Und darüber, wie das eurasische Herz dessen, was er die Welt nannte, was er – Himmel, ich werde mich nicht spontan an all das erinnern – aber er hatte einen Namen für die eurasische Landmasse. Und der Kern davon war rein zufällig jener Ort, über den Zbigniew Brzezinski in den 1990er Jahren schrieb, weil dieser Ort in seinen Augen in den kommenden Jahren ein wichtiger Teil der geopolitischen Mechanismen sein würde. Und dann passiert am 11. September aus heiterem Himmel dieser Angriff eines Terroristen, der in Afghanistan untergebracht war, und der einen Generationen andauernden Besatzungskrieg für das anglo-amerikanische Imperium im Herzen der eurasischen Landmasse erforderlich machen wird. Überraschung, Überraschung. Das war also ein wichtiger Teil davon. Und aus dieser Perspektive können wir sehen, dass die englische, die traditionell britische Strategie zur Kontrolle Europas immer darin bestand, die zweitstärkste oder stärkste Kontinentalmacht gegen praktisch alle anderen auszuspielen, um die Spaltung aufrechtzuerhalten. Und das hat im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche Formen angenommen.
Im frühen 20. Jahrhundert war die Bildung der »Triple Entente« ein zentraler Bestandteil dessen, was zuvor undenkbar gewesen wäre. Plötzlich verbündeten sich Großbritannien und Russland gegen Deutschland. Was passierte da? Das führte schließlich zum Ersten Weltkrieg. Ich meine, das ist schon sehr merkwürdig. Und im Zweiten Weltkrieg wurden Deutschland und Russland natürlich wieder gegeneinander ausgespielt – als wichtiger Teil dieses Teile-und-herrsche-Prinzips. Ist es nicht interessant, dass es jetzt, in 2025, so aussieht, als würde das neue amerikanische Imperium, oder was davon übrig ist, der Ukraine im Grunde Lebewohl sagen und die Europäer mit dem Problem allein lassen? Jetzt werdet ihr Europäer all eure Kräfte einsetzen, um dort an der Grenze zwischen der Ukraine und Russland zu stehen, und ihr werdet mittendrin sein, und es wird wieder einen europäischen Krieg geben. Ich weiß nicht, was das bedeutet, aber historisch gesehen sieht es so aus, als hätten wir das schon ein paar Mal erlebt. Darüber habe ich tatsächlich vor mehreren Jahren geschrieben. Ich werde mich spontan nicht an den Titel des Artikels erinnern, aber es ging darum, dass es im Grunde einen Krieg um das Herz Europas gibt, der zwischen dem anglo-amerikanischen, transatlantischen Imperium und der BRICS-Seite der Gleichung tobt. Auf wessen Seite ist Europas Brot gebuttert – und welchen Weg wird es einschlagen?
Welche Berechnungen stellen die an? Nun, das ist die Art von Berechnungen, die in der alten Ordnung, der Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg, sicherlich sehr simpel war: Pax Americana. Es ist eine amerikanische Welt. Die amerikanische, unipolare Macht ist der Rettungsschirm, der jetzt offensichtlich in Frage gestellt wird. Und der Wechsel, diese Veränderung geopolitischer Realität, wird zweifellos einige haarsträubende geopolitische Feuerwerke mit sich bringen. Und das meine ich nicht unbedingt im positiven Sinne. Denn wir könnten durchaus eine Rückkehr des offenen Krieges nach Europa und anderswo auf der Welt erleben. Ich freue mich also nicht gerade darauf. Aber das sind nun einmal die Zeiten, in denen wir leben. Und ich denke, es ist wichtig, dass wir diese Geschichte verstehen. Die Geschichte derer, die seit mindestens anderthalb Jahrhunderten geopolitische Ereignisse manipuliert und beeinflusst haben. Damit wir eine Vorstellung davon haben, wohin die Reise von hier aus geht.
Tom: Ja, das stimmt. Und ja, es scheint, dass Deutschland wieder eine führende Rolle dabei spielt, diese Umwälzungen herbeizuführen. Es könnte ein heißer Krieg werden. Es könnte sein, dass die Europäische Union einfach als Vorbild für andere Blöcke dient, die gerade im Entstehen sind. Und es ist lustig, dass Leute wie Alex Jones in der Vergangenheit absolut gegen so etwas wie eine Nordamerikanische Union waren und jetzt ist es total sein Ding. Zudem sieht diese Union dem »Technate« erstaunlich ähnlich, dass die Technokraten in den 30ern planten. Ich habe viel über Technokratie geschrieben. Du auch. Und im Lichte deiner Dokumentation »The World War I Conspiracy« sowie dem Technokratie-Hintergrund, der von allen übernommen wurde, zumindest war das ein favorisiertes Konzept für Rockefeller und die Oligarchie, die Eliten, bin ich jetzt gespannt, wohin das führt. Denn ja, es besteht die Wahrscheinlichkeit eines Krieges. Eines heißen Krieges. Aber es scheint mir, zumindest im Moment, dass das eher im Zusammenhang mit Israel, Gaza und dem Iran passieren wird, den sie immer noch nicht unter Kontrolle haben und wo offenbar etwas mehr Demokratie abgeworfen werden muss. Dann gibt es da noch diesen anderen Krisenherd in Europa. Aber die Global Governance muss ja irgendwie organisiert sein, damit sie funktionieren kann. Und dabei werden Organisationen wie die UN sträflich vernachlässigt.
Die Leute reden immer über den »Pandemievertrag« und darüber, dass sie die WHO verlassen wollen. Aber niemand redet wirklich über die UN. Diese wunderbare, farbenfrohe, integrative Organisation, die all diese tollen Sachen macht. Genau wie die UNESCO, deren Gründungsdokumente man vergessen hat, obwohl die Eugenik ein zentraler Bestandteil davon ist. Ich weiß nicht, ob du das schon gesehen hast, aber es gibt eine Webseite namens www.globalgovernanceforum.org, auf der über eine »Reform« der UN-Charta gesprochen wird, über eine »zweite UN-Charta«, die bis 2030 fertig sein soll. Dann muss gemäß deren Zeitplan nämlich der allgemeine, der offizielle Ratifizierungsprozess beginnen. Und diese »Reform« beinhaltet interessanterweise eine globale Armee und ein globales Steuermodell. Also all das Zeug, mit dem die Europäische Union all ihre Mitgliedsstaaten längst überzogen hat. Für die Zuhörer und Zuschauer: Vielleicht möchten sie sich die Webseite globalgovernanceforum.org mal ansehen. Sie steht der UN nahe.
James: Das habe ich noch nicht gesehen. Ich kenne verschiedene Organisationen, die existierten und weiterhin existieren und die verschiedene Welt-Chartas, Erd-Chartas und ähnliche Dinge, also Ideen für eine Weltregierung vorangetrieben haben. Speziell diese habe ich jedoch noch nicht gesehen. Aber es überrascht mich nicht im Geringsten. Ich würde jedoch sagen, dass es unwahrscheinlich ist, dass sich so etwas wie eine echte Weltregierung in naher Zukunft manifestieren oder offenbaren wird.
Kurzfristig werden es Regionalregierungen sein, die uns als Lösung angeboten werden. Blöcke. Und wie du sagst, plötzlich wird die »Nordamerikanische Union« normalisiert und sogar aktiv von Elementen des vermeintlichen Widerstands unterstützt. Von Menschen, die vor ein oder zwei Jahrzehnten angeblich gegen Globalisierung waren – und sie jetzt aktiv unterstützen. Das ist eine Sache, die man beobachten muss. Aber die EU, die Europäische Union, ist eindeutig die Blaupause dafür. Eine Blaupause in jeder Hinsicht. Siehe zum Beispiel die EEU, die Eurasische Wirtschaftsunion, die von Putin und verschiedenen ehemaligen Sowjetstaaten in Osteuropa gegründet wurde, die ihre EEU ganz bewusst nach dem Vorbild der EU gestaltet haben. Wir haben also schon gesehen, dass dies eine Art Vorlage für eine Regionalregierung ist.
Und ich finde besonders interessant, auch darüber habe ich schon vor einigen Jahren geschrieben, dass jemand, an den ich mich nicht erinnern kann, damals die Idee einer EU-Armee ins Spiel brachte. Einer EU-Armee, die man brauche, um auf Dinge reagieren zu können, die die NATO nicht übernehmen will. Damals wurde das größtenteils abgetan. Aber jetzt ist es plötzlich der letzte Schrei. Und was haben wir neulich gehört: 800 Milliarden Dollar oder so? In Bezug auf neue Zusagen der EU zur Finanzierung der Rüstungsindustrie, weil die EU plötzlich sehr daran interessiert ist, ihre Truppen in die Ukraine zu schicken. Wir erleben gerade in Echtzeit die Bildung einer Art EU-Armee. Und sie wird aktiv von der populistischen Bewegung angefeuert, die Regierungen unter Druck setzt, indem sie Menschen dazu bringt, Regierungen zu vertrauen und eine Ausweitung regionaler Regierungsverantwortung zu fordern. Auch das ist sehr, sehr verwirrend. Aber Spaß beiseite. Ich denke, die eigentliche, die zugrunde liegende Agenda ist eindeutig Technokratie. Und das könnte in den verschiedenen Stadien noch schwer zu erkennen sein.
Ich denke, der einfachste Weg, das zu erfassen, ist, sich Elon Musk anzuschauen, wie er auf dem »World Governments Summit« erscheint. Natürlich per Zoom-Link. Er spricht davon, wie er jetzt »technischen Support für das Weiße Haus« leistet. Und noch einmal: Genau die Leute, die sich dieser Agenda angeblich widersetzt haben, sind jetzt diejenigen, die sie frenetisch bejubeln. Yeah! DOGE gibt Gas und repariert die Dinge. Und wie machen die das? Nun, sie streichen eine Menge Arbeitsplätze und so. Ja. Großartig. Sie beseitigen Verschwendung und Ausgaben, indem sie Algorithmen mit der Überwachung und Kontrolle beauftragen.
Oh – der Algorithmus hat uns gesagt, dass diese Arbeitsplätze alle gestrichen werden können. Und wir können zum Beispiel auch alle Bewährungshelfer in diesen verschiedenen Abteilungen streichen. Huch! Diese »Bewährungshelfer« im Energieministerium, die zufällig in der speziellen Nukleareinsatzgruppe angesiedelt sind, sind gar keine Bewährungshelfer. Es waren einfach Leute, die im letzten Jahr ihre Stelle gewechselt haben. Und wir haben versehentlich ein paar hundert Leute aus der Wartung des Nukleararsenals entlassen. Sorry. War keine Absicht. Wir haben deren Entlassung sofort rückgängig gemacht. Schwamm drüber. Solche Dinge passieren eben (lacht). Das ist nur eine Sache von vielen, die schiefgehen können, wenn man beginnt, Technokratie zu implementieren.
Was für mich aber existentiell schrecklicher ist als die Tatsache, dass dieses technokratische Ideal unterwegs bestimmte Fehler machen wird, die dann von Menschen, die danach kommen, korrigiert werden können, ist, dass es tatsächlich funktionieren könnte. Ja, sie könnten tatsächlich anfangen, die Verschwendung, den Betrug und die Ausgaben und all das zu reduzieren. Und die Leute werden es bejubeln und sagen: »Gut, schaut her. Das zeigt, dass wir die immer liebenswerten, anmutigen Maschinen und ihre technokratischen Ingenieure an der Spitze der Pyramide wirklich brauchen, weil sie – verdammt noch mal – einen besseren Job machen als all diese lästigen Menschen.« Wir erleben die Normalisierung von Technokratie. Direkt vor unser aller Augen. Und noch einmal: Es sind die Menschen, die unlängst noch Anführer des Widerstands waren, die jetzt voll dabei sind und ihre eigene technokratische Versklavung bejubeln.
Tom: Stimmt. Viele meiner Leser sind ebenfalls erstaunt und fragen sich, wo all die Leute geblieben sind, die die letzten fünf Jahre die Regierung kritisiert haben. Denn jetzt jubeln sie der nächsten zu. Und in Bezug auf die Regionen stimme ich zu. Der »Block« ist vermutlich der Schwerpunktbereich, bevor es zu irgendeiner Form von Weltregierung, anstelle von Global Governance kommt. Aber es ist interessant …
James: Kann ich kurz etwas fragen? Nur so ein Punkt.
Tom: Klar. Bitte.
James: Gibt es das gleiche Wortspiel auch im Deutschen? Gibt es »Global Government«, anstatt »Global Governance«? Liegt das phonetisch auch so eng beisammen?
Tom: Es gibt viele Dinge, die im Englischen fantastisch funktionieren – wie »Election« und »Selection« – die man im Deutschen so aber nicht machen kann. Es ist zu kompliziert. Auf Deutsch wäre es »Weltregierung« auf der einen und »Regierung« (oder »Führung«) oder so etwas auf der anderen Seite.
James: Ok. Nein. Das rollt nicht so wirklich über die Zunge (lacht).
Tom: Nein, nicht wirklich (lacht). Nun denn. Es führt mich zum zweiten Teil meiner Phrase vom Imperium des Hopium. Und der hat mehr mit der mentalen und psychologischen Dimension zu tun. Du hast einen tollen Dokumentarfilm mit dem Titel »The Media Matrix« veröffentlicht, im Juli 2022 glaube ich. Und ich denke, dass die Menschen, die wir gerade erwähnt haben, die jetzt die neue Regierung, den neuen König anfeuern, die auf Hopium sind, hauptsächlich an einem leiden: »Medien«. Und damit meine ich nicht nur die Kanäle des »Lame-Streams«, sondern auch die des alternativen Mainstreams (MAM). Was also ist deine Position zur Überwindung dieser medialen Illusion einer Gegenbewegung, die im Grunde genommen geschaffen oder korrumpiert wurde, um die Menschen von den Lame-Stream-Medien weg und hin zu etwas zu bewegen, das sie für eine Art revolutionäre neue Medienform halten. Für neue Medien, die nach Wahrheit und Fakten suchen, im Endeffekt aber genau so wirken wie die alten: Sedierend.
Es geht ja nicht um das, was dort besprochen wird – es geht um die Dinge, die dort nicht besprochen werden. Die bereiten mir Sorgen. Was also ist deine lösungsorientierte Herangehensweise, um dieser Situation zu begegnen? Denn ich meine mich zu erinnern, erst gestern ein Interview mit dir gesehen zu haben, in dem du sagst, man brauche YouTube eigentlich, wenn man die Massen erreichen will, weil der andere Kram schlicht nicht richtig funktioniert und daher nicht so viele Menschen erreicht. Wie also siehst du diese Entwicklungen?
James: Gut, beginnen wir diese Analyse mit einer Beobachtung: Was tat Elon Musk, als er sein Geld wusch und in Reputation und letztlich politisches Kapital umwandelte? Er erwarb Twitter. Er zahlte, glaube ich, 47 Milliarden Dollar, um Twitter zu bekommen. Warum? Weil Medien mittlerweile der Hebel sind, mit dem man Nationen auf internationaler Ebene kontrolliert. Früher konnte man nur eine einzige Nation kontrollieren, wenn man deren Medien kontrollierte. Heute kann man bis zu einem gewissen Grad den ganzen Globus kontrollieren. Ich denke, das war ein elementarer Bestandteil der Schaffung des Musk’schen Imperiums. Und es zeigt, dass Twitter, TikTok, Instagram, oder was auch immer die Kids heutzutage nutzen, der neue Markplatz (öffentliche Raum) sind. Ich denke, das ist bezeichnend für die Gegenwart, in der wir uns befinden. Eine Gegenwart, die unvorstellbar hoffnungsvoll ist – und gleichzeitig unvorstellbar stark von Hopium durchsetzt.
Das Hoffnungsvolle daran ist, was ich selbst erlebt habe. Dass ich heute hier sitze und mit dir über diese Themen sprechen kann, dass das mein Vollzeitjob ist, dass ich von Menschen aus der ganzen Welt unterstützt werde, ist der bemerkenswerten Kommunikationstechnologie zu verdanken, die wir nutzen. Nur so konnte ein Typ wie ich, ein durchschnittlicher Englischlehrer in Japan, anfangen, einen Podcast zu veröffentlichen und damit erreichen, dass Millionen von Menschen weltweit ihm zuhören. Das ist verrückt. Und es wäre in keiner anderen Ära der Zivilisationsgeschichte möglich gewesen. Ich hätte in keiner anderen Ära außer dieser eine Stimme gehabt – wegen dieser bemerkenswerten Revolution, die wir gerade erleben. Und gerade weil ich diese Revolution selbst durchlebt habe, sind meine Interessen sehr eng damit verbunden. So weit, so gut.
Wo ist nun das Hopium in diesem Kontext? Es gibt da ein altes Sprichwort, ein altes englisches Sprichwort – ich weiß nicht, ob es ein deutsches Äquivalent dazu gibt: »Zuerst lachen sie über dich. Dann bekämpfen sie dich. Und dann gewinnst du«. Irgendwas in dieser Art. In diesem Kontext sagte man mir vor zwei Jahrzehnten auch noch: »Wo hast du das denn gehört? Im Internet?«. Und zwar weil man das Internet belächelte. Nur weil irgendwelche Leute Blogs und so etwas haben, hört man doch nicht auf die. Man hört auf die Fakten-Hüter der Mainstream-Medien. Auf das Sprachrohr des Establishments. Auf »Mockingbird-Media«. Im Lauf der letzten zwei Jahrzehnte hat sich das so sehr verändert, dass die Leute sich dem Internet zuwandten und dem Kabelfernsehen kündigten, weil ihnen schließlich klar wurde, wie sehr sie belogen wurden. Jetzt ist die Vorstellung, Nachrichten einfach nur aus dem Fernsehen zu beziehen, schlicht lächerlich. Niemand im Alter unter 40 oder 50 würde das tun. Oder?
Leider bedeutet das aber auch, dass sich das Establishment vor zwanzig Jahren noch damit zufrieden gab, Leute wie mich und andere im Internet einfach auszulachen. Jetzt, seit sie die Sache ernst nehmen, wurden wir nicht nur Zeuge der lächerlichen, gescheiterten Versuche von Leitmedien, selbst eine Online-Präsenz aufzubauen – was in den letzten Jahren nicht wirklich gut funktionierte, obwohl sie bei YouTube und Co. den Finger auf der Waage haben und »vertrauenswürdige« Nachrichtenquellen algorithmisch hoch- und Leute wie mich herabstufen. Ich wurde natürlich gleich ganz gelöscht. Nicht nur, dass das schon länger so ist, die Leute verstehen generell auch, dass Artikel von CNN und den etablierten Mainstream-Medien sie belügen. Ich denke, das ist ziemlich offensichtlich. Man braucht nicht viel Fantasie, um zu merken, dass die Oligarchen, die das internationale, Milliarden-Dollar-System für Kontrolle und Propaganda verwalten, ihre tiefenstaatlichen Propaganda-Operationen auch online in Gang setzen, wenn sie wissen, dass die Kids heutzutage vor allem online sind.
Dementsprechend sehen wir natürlich jetzt all die Leute, die vor ein paar Jahren noch total Mainstream waren. Leute wie Tucker Carlson – im amerikanischen Kontext – buchstäblich der mainstreamigste aller Mainstream-Leute im größten Mainstream-Sender, den Millionen von Menschen jeden Abend sahen. Und jetzt ist er plötzlich dieser unabhängige Internet-Typ, der über Aliens, JFK und so was spricht. Er redet natürlich nur über all dieses Zeug, weil er jetzt total unabhängig ist. Und – oh, nebenbei – Trump und Musk müssen gewinnen! Hurra! Technokratie. Ich denke also, dass diese »Mainstream-Alternativ-Medien«, wie man sie jetzt nennt, eine gewisse Gefahr bergen, weil sie den Ruf diverser Leute, die früher zum Establishment gehörten, reinwaschen. Damit diese anschließend in den »alternativen Medien« agieren und Menschen einfangen können, die gerade erst bemerkt haben, dass sie belogen werden und sich nun fragen: Wem kann ich vertrauen? Die denken sich dann: Oh, ok. Der Typ ist jetzt unabhängig. Früher war er im Fernsehen. Jetzt ist er im Internet. Toll. Jetzt habe ich etwas gefunden, auf das ich mich bis zu einem gewissen Grad verlassen kann. Ich habe Verständnis für Leute, denen das passiert, weil ich diesen Prozess auch durchgemacht habe, als ich anfing, in den Kaninchenbau vorzudringen und zu erkennen, dass ich wohl unglaublich oft belogen wurde. Wem kann ich vertrauen? Was soll ich tun? Wie? Auf welche Informationsquelle soll ich mich verlassen? Es ist ein zutiefst desorientierender Prozess. Aber bei mir passierte das Anfang der 2000er, als deutlich weniger auf dem Spiel stand und die Dinge sich langsamer entwickelten als heute. Die Menschen, die erst in den letzten paar Jahren angefangen haben, sich zu orientieren, tun mir wirklich leid. Denn die Online-Welt ist heute viel chaotischer und verseuchter als früher. Die haben also mein Mitgefühl.
Aber leider gilt: Schwimmen – oder untergehen. Und viele Menschen werden untergehen, weil sie in Gewohnheiten zurückfallen, die sie sich über eine lange Zeit angeeignet haben. Generell gesagt: Es ist alles eine Show. Die Zuschauer sehen sich eine Aufführung an. Sie schalten bestimmte Shows ein, um Informationen zu bekommen und suchen sich Bezugspersonen, denen sie trauen können, die ihnen die Wahrheit sagen. Die wahre, tatsächliche Hoffnung, die wahre Alternative hingegen – nicht das Hopium – ist das Aufbrechen des gesamten Paradigmas. Deswegen habe ich immer betont: Vertrauen sie James Corbett nicht. Bitte glauben sie James Corbett nicht. James Corbett wird immer alle Quellen veröffentlichen, auf deren Basis er argumentiert, und den Zuschauer einladen, diese selbst zu prüfen, um seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Und dazu muss man seine grauen Zellen benutzen und beginnen, selbst zu denken. Denn niemand wird vom Himmel herabsteigen und dir, Tom-Oliver, all die Informationen servieren, die du suchst und dir sagen, wie du leben sollst. Nein. Das kann niemand. Und selbst wenn es jemand versuchen würde, müssten die Menschen Teile ihrer intellektuellen, kognitiven Souveränität wieder selbst in den Griff bekommen und anfangen, Entscheidungen zu treffen und Informationen zu analysieren.
Das ist eine Menge Arbeit. Das ist mir klar. Und genau deshalb ist diese Botschaft nicht sonderlich beliebt. Die Menschen wollen einfache Lösungen. Protagonisten, die daherkommen und sagen: »Mach dir keine Sorgen, vertrau mir einfach, das hier ist die Wahrheit, ich kann dir genau sagen, was du wissen musst«, werden folglich immer beliebter sein. Abgesehen davon ist es ein Wettrüsten. Es ist ein Propaganda-Wettrüsten. Aber welche Seite wird dabei gewinnen? Ich habe immer noch Hoffnung in die Menschheit, weil ich wirklich glaube, dass die Leute – oder anders – eine Sichtweise wäre: Man kann eine Lüge verkaufen, indem man sie durch jeden einzelnen Arm der global operierenden Propaganda-Krake pumpt, um dann auf achtzehn verschiedene Arten zu erzählen, dass der Himmel rot, orange, grün und violett ist. »Der Himmel ist nicht blau. Wer das denkt, ist dumm, oder verrückt. Mein Gott! Wer das denkt, sollte in einen Käfig gesperrt werden«. So etwas kann eine Zeit lang funktionieren. Und die Leute fangen vielleicht wirklich an, zu denken, dass der Himmel grün ist. »Ich weiß nicht. Er ist schon irgendwie grünlich, oder?«. Das kann eine Wirkung haben. Aber letztendlich müssen sie kontinuierlich Druck machen, müssen Milliarden und Abermilliarden Dollar ausgeben, damit ihre Propaganda-Netzwerke es den Menschen immer wieder aufzwingen und eintrichtern können. Und alles, was es braucht, um das zu beenden, ist, dass das kleine Kind erkennt, dass der Kaiser keine Kleider trägt: »Moment, der Himmel ist blau!«. Zack. Die Lüge ist vorbei. Der Bann gebrochen. Der Zauber kann beendet werden. Das ist der Moment, in dem Menschen anfangen zu verstehen. Und die Leute wachen langsam auf. Deswegen versucht man mit immer verrückteren Propaganda-Erzählungen, die Leute im System zu halten. Aber ich glaube, das gleicht einem Ball, den man unter Wasser drücken will. Er wird wieder auftauchen. Und wenn das entsprechende Formen annimmt – Wow! – dann wird das ein echtes Spektakel.
Tom: Je verrückter es wird, desto größer sind unsere Chancen, mit faktenbasierter Berichterstattung gegenzusteuern. Und wie man bei »The Last American Vagabond« zu sagen pflegt: »Hinterfrage alles, komm zu eigenen Schlussfolgerungen.« Es gibt da ein schönes Zitat, das zu einer noch tieferen Sicht auf die Dinge führt. Jack Dorsey, der Gründer von Twitter, hat vor einiger Zeit gesagt oder geschrieben: »Es geht nicht um Meinungsfreiheit, sondern um den freien Willen.« Wir kämpfen also nicht für Meinungsfreiheit. Denn man kann grundsätzlich alles sagen. Man wird vielleicht Opfer einer Hausdurchsuchung. Je nachdem, was man tut und wo man es tut. Aber eigentlich geht es um den freien Willen. Ich denke, das ist ein wichtiger Aspekt der postmodernen Sozialökonomie und Richard Thalers »Nudging«-Programmen, deren Testlauf und Pilotprojekte wir während der Covid-Phase erlebt haben.
Wenn man zum Beispiel in der Stadt herumläuft, sieht man überall »Smombies«, wie wir das auf Deutsch nennen. Also Smartphone-Zombies. Eine Kombination der beiden Wörter. Der Begriff war Jugendwort des Jahres 2015 – was ja auch ziemlich bezeichnend ist. Viele Menschen können also schwerlich glauben, dass diese 10, 20, 30, oder 40 Prozent der Bevölkerung, die alles in Frage stellen, die Dinge noch ändern können – weil man eben derart viele Menschen sieht, die wie Zombies herumlaufen, die an ihre Geräte gefesselt und süchtig nach jenem Dopamin sind, von dem Sean Parker (Facebook) dereinst sprach.
James: Bekanntlich wurde diese Technologie speziell so konstruiert, dass sie die Leute süchtig macht. Das ist keine Verschwörungstheorie. Noch einmal: Das wird offen zugegeben. Die haben ihre Entwicklungszeit einvernehmlich darauf verwendet, diese Geräte so suchterzeugend wie möglich zu machen. Und siehe da: Viele, viele der Silicon-Valley-Mogule lassen ihre Kinder diese Geräte nicht benutzen. Ich frage mich, warum. Ja, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Das ist eine zutiefst wichtige Frage. Sie ist sogar noch elementarer als die Frage nach den Inhalten, die über diese Medien übermittelt werden. Die sind wichtig – aber noch wichtiger sind die Medien selbst. Wie mein Landsmann Marshall McLuhan sagen würde: »Das Medium ist die Botschaft«. Was also ist die Botschaft dieser elektronischen Medien? Und leider hast du damit vollkommen recht. Was Dorsey da sagt – und ich hoffe, die Leute tun das nicht ab – ist unglaublich wichtig. Existenziell wichtig. Es geht hier nicht um Redefreiheit. Es geht um freien Willen. Aber was bedeutet das? Um sich eine einigermaßen zutreffende Vorstellung davon zu machen: Es gab ein internes Google-Video, das vor einigen Jahren veröffentlicht wurde und den Titel »The Selfish Ledger« trug.
Prüft das nach! Für Leute, die »The Selfish Ledger« noch nicht gesehen haben: Schaut es euch einfach an und nehmt wahr, wie unheimlich es ist, dass Google zum Beispiel wirklich versteht, dass die Informationen, die ihr konsumiert – und die Art und Weise, wie ihr mit diesen Informationen versorgt werdet – euch im Wesentlichen auf einen bestimmten Lebensweg programmieren können. Ich sage nur Folgendes.
Tom: Nur als Hinweis für die deutschen Leser: Das war in meinem Artikel vom Dezember 2024 verlinkt – die Story über Google und deren Ansatz zur »Programmierung von Menschen«. Sorry für die Unterbrechung.
James: Absolut. Und das ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Ich glaube, es ist längst im Gange. Und ich habe darüber gesprochen. Auf verschiedene Art und Weise. Ich hatte vor einigen Jahren zum Beispiel einen Beitrag mit dem Titel »Pricking the Filter Bubble«, in dem ich darauf hinwies, dass die Tatsache, dass ich überhaupt hier bin und das tue, was ich tue, in gewissem Maße eine Widerspiegelung meiner Programmierung durch Algorithmen ist, die im Jahr 2006 auf YouTube, Google Video und anderen Portalen existierten, wo mir ständig 9/11-Videos und andere verrückte »Verschwörungs-Videos« vorgeschlagen, empfohlen und gezeigt wurden. Etwas davon drang durch meine Filterblase in mein Bewusstsein vor und führte mich in diesen Kaninchenbau. Solch eine Macht kann natürlich verwendet werden, um Menschen in verschiedene Richtungen zu formen. Und wir haben diverse Iterationen dieser Vorgänge gesehen.
Aber ja, die wirkliche Frage ist: Wenn man damit beginnt, mehr von seinem Leben in einer kuratierten Realität als in der echten Realität zu verbringen – wer ist man dann? Ist die Person, die du bist, deine wahre Identität, bist das wirklich noch du? Ist das etwas, auf das du selbst spontan gekommen bist – oder ist es etwas, das dir von außen eingeflößt wurde? Ist es etwas, das jetzt aktiv von einer äußeren Kraft kultiviert wird, die dich auf spezifische, gezielte Weise mit Informationen versorgt?
Auch hier: Facebook hat schon vor Jahren zugegeben, dass man die Newsfeeds der Nutzer manipulierte, um zu sehen, wie man deren Stimmung beeinflussen kann. Und das liegt etliche Jahre zurück. Wer glaubt, dass das heute nicht mehr so läuft, ist naiv. Wer glaubt denn noch ernsthaft daran, dass der »Für Dich«-Button und die algorithmischen Feeds auf Twitter und anderswo kein konzertierter Versuch sind, Wahrnehmung zu kultivieren und zu formen. Natürlich sind sie das. Warum sonst sollte Elon Musk 47 Milliarden Dollar für so etwas wie Twitter ausgeben? Natürlich – und vor allem –, um in den Kopf der Nutzer vorzudringen und sie zu manipulieren. Die tiefergehende Frage ist also leider – und ich glaube, darauf wolltest du eigentlich hinaus – ob wir die mediale Realität überhaupt noch überwinden können; oder ob wir immer tiefer und tiefer in diese Verbindung mit unseren Geräten abdriften? Eine Verbindung, die uns wirklich verändert. Der Begriff Smartphone-Zombie ist vielleicht irgendwie amüsant, aber er drückt eine tiefere Wahrheit aus.
Wir werden zu einer Art Cyborg. Und die einzige Frage ist, wann das tatsächlich die Hautbarriere durchbricht und in unser Gehirn implantiert wird. Obwohl es nicht weniger real ist, nur weil sich dieses Gerät physisch außerhalb unseres Körpers befindet. Es befindet sich normalerweise auf dem Körper, oder in unmittelbarer Nähe des Körpers. Wäre es an diesem Punkt nicht viel einfacher, wenn man es einfach in den Schädel implantieren könnte? Hey – Elon Musk ist der coole Typ, der das tun wird. Die eigentliche Frage ist also: Können wir mit den Medien, die wir konsumieren, einen gangbaren Mittelweg finden? Oder werden sie uns weiterhin konsumieren, bis wir Teil des kollektiven Bewusstseins der »Borg« sind? Weißt du, das ist die Frage. Und auch ich habe keine Patentlösung für dieses Problem.
Ja, man sollte anfangen, das Telefon zu Hause zu lassen, wenn man kann, und mehr mit Menschen in der realen Welt in Kontakt treten. Aber wir sind an einem Punkt angelangt, wo man den Eindruck hat, als würde man mit einer Wand reden. Ich meine, ja, das könnte man alles sagen. Aber wir wissen, dass die Leute weiterhin ihre »Doom-Scrolling-Feeds« hin und her schieben werden. Womit wollen sie die denn auch ersetzen? Fangen wir etwa noch einmal damit an, an einem sonnigen Tag draußen mit dem Nachbarn zu sprechen? Nein, natürlich nicht. Bis wir also eine bessere Lösung dafür haben – was ist da die Lösung? Ich bin ganz Ohr diesbezüglich. Wenn du dazu Ideen hast, möchte ich sie hören.
Tom: Ja. Deshalb hieß mein letztes Buch »Truman Show«. Und es enthält diesen einen Satz: »Man kann entscheiden, ob man in einer Lüge, oder die Lüge leben will«. Denn das ist ein sehr großer Unterschied. Und zu Lösungen: Ich meine, du bietest ja immer Lösungen in puncto digitalem Journalismus an. Denn bis jetzt hast du primär digitale Inhalte veröffentlicht. Darüber können wir gleich sprechen. Du hostest deine Webseite selbst. Du machst im Grunde alles allein. Du bist Eigentümer deiner Daten, deine Videos gehören dir. Wenn die URL des Corbett Report gesperrt wird, kann man immer noch über die IP-Adresse auf deinen Server zugreifen.
Ich denke, damit nimmst du eine Vorreiterrolle in Sachen digitaler Autonomie ein. Bei Manova versuchen wir uns hingegen mit der analogen Seite auseinanderzusetzen. Wir bringen zum Beispiel das Print-Magazin zurück. Und meine ganzen Online-Artikel, die, wie deine Arbeit auch, immer kostenlos zugänglich sind, veröffentliche ich einmal im Jahr als gedrucktes Buch. Wenn ich also ein paar tausend Exemplare verkaufe, finanziere ich damit meine Website und die ganze Arbeit rund um das Buch. Hauptsächlich aber verwandelt es meine Arbeit im digitalen Raum in etwas Analoges. Es ist mir sehr wichtig, analog zu arbeiten. Ich glaube auch, dass du einer der wenigen Menschen bist, die nicht auf Social Media oder YouTube unterwegs sind. Dort wurdest du ja mit – wie viel, sechs Millionen Followern? – gesperrt.
James: Ich hatte circa 600.000 Abonnenten.
Tom: Ah, ja, 600.000.
James: Und dutzende Millionen von Aufrufen.
Tom: Ja, stimmt. Millionen von Aufrufen. Aber mal aus der persönlichen Perspektive als Vater mit einer Familie betrachtet: Wie gehst du im Privatleben damit um? Auf der einen Seite ist da deine Konsistenz in Bezug auf die Publizistik. Du besitzt deine Daten, hast hoffentlich viel Zeit für analoge Lektüre, aber wie hältst du dich mental auf der Höhe? Denn natürlich fragen auch mich viele Menschen: Wie gehst du damit um? Das ist doch alles »Black Pill Journalismus«. Alles ist schlecht. Aber Information ist nun mal Information. Es kommt ja immer darauf an, was man daraus macht und wie man darauf reagiert.
James: Das stimmt. Und weißt du was? Ich bekomme diese Frage oft gestellt und kann sie nur schwer beantworten. Ich sage dann oft, dass ich einfach von Natur aus so bin. Ich bin der Typ Mensch, der nicht einfach in einer Ecke sitzt und weint. Ich werde aktiv, wenn ich ein Problem sehe. Aber vielleicht habe ich bis zu einem gewissen Grad doch ein Bewusstsein für den Unterschied zwischen vermittelter Realität und tatsächlicher Realität in der Welt da draußen. Und wofür ich letztendlich kämpfe, ist meine real greifbare Realität mit meiner Familie. Ich möchte eine Welt, in der ich mit meinen Kindern spielen und Spaß haben kann. Um das zu erreichen, muss ich mich dem Wahnsinn stellen, der überall um uns herum stattfindet, der die Wahrnehmung der Menschen prägt und die Welt zu dem macht, was sie ist.
In diesem Sinne ist es vielleicht so, als würde man einen Helm aufsetzen, um in den Krieg zu ziehen. Und wenn man den Helm am Ende des Tages abnehmen und Zeit mit der Familie genießen kann – ist es dann nicht genau das, worum es eigentlich geht? Ich identifiziere mich mit dem, was ich mache. Und warum mache ich das? Sicher nicht, weil ich Angst habe, oder weil ich Hass in meinem Herzen trage, oder weil ich versuche, irgendeine Art von Krieg zu führen oder so etwas. Ich mache es aus Liebe. Weil ich die Welt liebe, in der ich lebe. Ich liebe die Menschen in meiner Familie und die Menschen um mich herum. Und das möchte ich bewahren. Ich möchte diesen Raum bewahren, in dem wir einfach wir selbst sein können. So sähe eine Welt aus, wie ich sie mir wünsche. Und so ist es auch. Es ist ein Kampf. Aber ich bin sozusagen in der Lage, den Helm abzunehmen und die Welt um mich herum zu genießen. Ich habe viel Mitgefühl für Menschen, die nicht in dieser Lage sind, die keine Familie um sich haben, oder die nichts haben, wofür sie kämpfen. Denn hat man nichts, wofür man kämpft, dann kämpft man nur gegen etwas. Und ich glaube nicht, dass man damit gewinnen kann.
Tom: Ich habe keine Kinder. Das bedauere ich vielleicht, nun, da ich älter werde, weil man ein paar kleine Rebellen großziehen sollte, die sich irgendwann mit der »Maschine« anlegen können. Aber im Grund mache ich das gleiche. Es geht um Liebe. Zur Natur und zum Leben selbst. Zur Musik, zur Kunst, zur Kreativität. Ich glaube es war Whitney Webb, die kürzlich auf die Frage danach, wie Technokratie zu bekämpfen sei, antwortete, dass die Lösung im Grunde Kreativität ist. Mach etwas. Erschaffe etwas. Was auch immer. Bau ein Regal, mal ein Bild, schreib’ einen Song, …
James: Das ist eine wunderbare Antwort! Und zwar genau aus einem Grund. Denn was macht Technokratie? Sie ersetzt die Menschlichkeit in der Kunst. In allem. Aber ja, die kreative Seite dessen, was wir sind, das ist es, was ich meine. Man kann natürlich einfach auf eine KI-Website gehen und eingeben: »Ich möchte ein Lied in diesem Stil mit dieser Stimmung hören«. Und der Text sollte irgendwie von diesem oder jenem handeln. Und plötzlich hast du einen kompletten Song. »Juhu, ich habe diesen Song geschrieben«. Nein – das hast du nicht. Du bist kein Songwriter, nur weil du programmieren kannst. Denn ich weiß, wenn man einen Song schreiben will, musst man rausgehen und Instrumente und Musiktheorie lernen und dann experimentieren und Dinge ausprobieren. Am Anfang wird es beschissen klingen. Und es wird lange dauern, bis man irgendwann besser wird. So, wie es jede Generation in der Menschheitsgeschichte getan hat.
Ich glaube, das ist so etwas wie die dunkle Seite der »Jetsons«. Denn als wir aufwuchsen dachten wir, das alles werde in dieser fantastischen Welt enden, in der man nur einen Knopf drücken muss und plötzlich bekommt man alles, was man will, und der Aktenkoffer verwandelt sich in ein Auto und so. So, dass man alles, was man will, auf Knopfdruck bekommt. Aber die Schattenseite davon ist: Was sind wir dann? Was ist die Menschheit? Was? Worin liegen Sinn und Zweck, in einer solchen Welt zu leben? Man kann alles, was man will, auf Knopfdruck bekommen. Wen kümmert das? Was ist dann der Sinn von allem? Nein. Wir müssen uns als Menschen weiterentwickeln und diejenigen unterstützen, die ihre menschlichen Talente auf menschliche Weise entwickeln. Und ich denke, das ist beispielsweise eine große Chance für Live-Musik und dergleichen, wieder eine größere Rolle im Leben der Menschen zu spielen.
Denn im Moment ist alles, was man auf einem Bildschirm anschaut, genau das gleiche wie alles andere, was man auf einem Bildschirm anschaut. Es ist ein Einheitsbrei. Das ist diese »Verflachung von Inhalten«, von der die Leute sprechen. Dass unglaubliche Werke der Literatur genau dasselbe sind wie der Müll, den man in zwei Sekunden rausgehauen hat. Unglaubliche Orchester, die erstaunliche Dinge aufführen, werden mit irgendeinem KI-generierten Schund verglichen. Es ist alles nur irgendein Inhalt, der auf irgendeinem Bildschirm stattfindet. Wir verlieren die menschliche Natur, die uns dazu bringt, uns an Orten zu versammeln, um etwas zu würdigen. Und deshalb denke ich, dass das auch eine Chance ist, das zurückzugewinnen und darüber nachzudenken. Zumindest darauf, unseren diesbezüglichen Anspruch geltend zu machen. Ja, Technokratie lässt sich nicht mit Technologie bekämpfen. Wir müssen uns ganz offensichtlich wieder mit dem verbinden, was uns zu Menschen macht.
Tom: Ja, das ist etwas ganz anderes. Als ich letztes Jahr auf Tour war, habe ich ungefähr zwanzig Abende damit verbracht, aus meinen Büchern zu lesen und Vorträge zu halten. Es war immer voll. Die Menschen kamen, weil so etwas Auftrieb gibt. Man bekommt Gänsehaut, wenn jemand auf der Bühne steht und etwas sagt, das einen bewegt. Es ist ein ganz anderes Erlebnis, Musik live von einer Bühne zu hören, jemanden Gitarre spielen zu sehen, als einfach nur Musik aus der Konserve zu hören. KI-generierte Musik wird nie den gleichen Effekt haben wie eine gute alte Marvin Gaye Platte. Sie hat einfach nicht die Seele. Deshalb nennt man es ja Soul-Musik. Ich möchte daher noch mal auf analoge Medien zurückkommen, weil ich denke, dass analoge Medien eine Lösung sind. Weil wir es mit einem globalen Medienkonglomerat zu tun haben und viele Leute aus den »alternativen Medien« nun KI nutzen oder Technokratie anfeuern, finde ich es besonders wichtig, dass es mehr internationale Vernetzung gibt. Du hast ja oft Gäste aus verschiedenen Ländern in deiner Sendung. Du versuchst ebenfalls, globale Verbindungen zu knüpfen. Über das Digitale hinaus. Ich höre zum Beispiel häufig Medienvertreter über Dinge wie ein Referendum in der Schweiz reden, das ein Recht auf analoges Leben in der Verfassung verankern will, meist fehlen denen aber dann Details, die sie irgendwann nachliefern wollen, weil sie vor Ort niemanden kennen.
Daher ist es großartig, eine gewisse globale Vernetzung zu haben, Synergieeffekte zu entwickeln und sich darüber auszutauschen, was hier und dort vor sich geht. Auch in Form von physischen Medien wie Büchern. Denn ich denke, das ist der Vorteil der Technologie. Sie bringt uns in Bezug auf Verständnis und Informationen zusammen. Aber sie ersetzt nicht das persönliche Treffen mit Menschen, den analogen Output, den wir teilen können und den Kampf um das eigene Leben.
Vielleicht noch eine letzte Frage. Ich weiß, dass du los musst. Zur technologischen Dimension. Da gibt es ja zum Beispiel Dinge wie Odysee, Bastyon oder Nostr, wo wir in einem Nebenprojekt gerade auch ein Portal aufbauen. Glaubst du, dass der Widerstand gegen künftige Zensur sich so durchsetzen kann? Was denkst du dazu? Immerhin besteht das Internet ja nur aus ein paar Knotenpunkten, die man im Grunde immer noch abschalten kann, weshalb ich digitalen Währungen nicht so ganz traue. Aber wie siehst du das?
James: Richtig. Nun, ich denke, es kommt vermutlich auf die grundsätzliche Perspektive und Orientierung der Menschen im Kontext von Lösungen an. Und darauf, was sie in Bezug auf Lösungen denken und suchen. Wenn sie nach etwas suchen, das für immer und ewig in allen möglichen Situationen und von jetzt bis ans Ende der Zeit Bestand hat – dann wahrscheinlich nicht. Richtig? Aber funktioniert es heute? Ist es für den Moment gut genug? Gibt es dort Leute, mit denen wir anfangen können, etwas zu formen, das einen, in meinen Augen, realistischeren Rahmen bietet, um Lösungen zu finden? Deshalb orientiert sich meine wöchentliche Sendung »Solutions Watch« daran, dass das alles vorläufige Ideen sind, die reformiert oder überdacht werden müssen, um dem jeweiligen Kontext gerecht zu werden. Aber es sind Ideen, die für diese Menschen und auf diese Weise funktioniert haben. Und es funktioniert jetzt. Vielleicht wird es aber später nicht mehr funktionieren.
Gerade erst habe ich eine E-Mail von jemandem bekommen, der bemängelte, dass ich »Presearch« empfohlen hätte, der aber nach einem Besuch auf der Seite feststellen musste, dass das »genau der gleiche Mist ist wie alle anderen Suchmaschinen«. Das müsse ich jetzt also sofort korrigieren. Da frage ich mich, ob ich jedes Mal, wenn ich über eine Webseite oder etwas anderes spreche, das im Moment funktioniert, den Vorbehalt kommunizieren muss, dass diese Information in fünf Jahren vielleicht nicht mehr so relevant ist wie zuvor. Ich würde mir wünschen, dass die Leute das verstehen. Aber leider ist das auch wieder eine Verflachung des Inhalts. Denn etwas, das heute produziert wird, kann in 11 Jahren schwerlich genauso relevant sein wie heute. Wen interessiert schon, was in der Zwischenzeit passiert ist? Ich denke, wir müssen aufhören, Dinge als ultimative Lösung betrachten, die für immer und ewig funktionieren wird. Es ist einfach etwas, das im Moment funktioniert. Und es funktioniert gut genug, um es heute für unsere Zwecke nutzen können. Und hoffentlich können wir weitere Menschen einbinden und es sich entwickeln lassen, damit es letztendlich zu etwas Größerem und Besserem heranwächst.
Ich bin sicher, dass es auf dem Weg dorthin viele Veränderungen geben wird. Und es wird äußere Kräfte geben, die versuchen werden, es zu torpedieren. Das ist übrigens ein weiteres Argument, mit dem Leute versuchen, Lösungen und Ideen abzutun: »Wenn man so etwas gut macht, werden die einfach kommen und es angreifen.« Na gut – aber was ist dann die Lösung? Einfach nichts tun und mitmachen und tun, was die sagen? Dann wird es natürlich keinen Widerstand seitens Regierungen oder sonst jemandem geben. Natürlich gibt es Konflikte. Es wird chaotisch sein. Es wird nicht immer funktionieren. Manchmal kommen wir ein paar Schritte voran und werden dann drei Schritte zurückgedrängt. Wer weiß? Das ist in jedem Fall Teil des Entwicklungsprozesses. Also – großartig, dass Odysee, Nostr, Bastyon und Quortal und all diese Ideen da draußen sind und funktionieren. Ich bin froh, dass da Leute sind, die das machen. Und ich würde niemanden davon abhalten, etwas zu tun, das für ihn und den Moment funktioniert. Hoffentlich machen die alle auch langfristige Pläne. Aber für den Moment: Macht weiter mit dem, was ihr habt!
Tom: Temporäre Lösungen, schätze ich. Richtig? Okay. Letzte Frage. Wir nähern uns dem Ende. Und die Zuschauer werden dieses Video höchstwahrscheinlich erst nach deiner Ankündigung sehen, weil wir Untertitel anfertigen müssen und bei der Verwendung alternativer Plattformen keine automatischen Untertitel erzeugt werden. Deswegen muss ich eine schöne, ordentliche Übersetzung machen und Untertitel hinzufügen – manuell.
James: Das tut mir jetzt echt leid für dich (lacht).
Tom: Ach was! Das ist in Ordnung. Wenn es ein wertvolles Gespräch ist, passt das schon. Kurz zurück zu analogen Medien: Denn du hast etwas fertiggestellt, das, wie ich hörte, vor ungefähr anderthalb Jahrzehnten begonnen hat und worüber du eventuell sprechen möchtest.
James: In der Tat. Vor anderthalb Dekaden, ja. Es ist ein Buch. Es heißt »Reportage – Essays on the New World Order«. Und ja, ich habe buchstäblich 2009 damit angefangen. Jetzt schreiben wir das Jahr 2025 und es ist endlich erhältlich. Man findet es auf www.reportagebook.com und es ist eine Sammlung von zwanzig Essays über Geopolitik, Geschichte, Wirtschaft und Philosophie. Da sind auch ein paar humorvolle Dinge dabei. Oder einfach Denkanstöße. Keiner der Texte befasst sich direkt mit der Frage, was die »Neue Weltordnung« ist. Stattdessen ergeben all die Aufsätze zusammen ein Bild der »Neuen Weltordnung«. Denn das ist eine sehr vielschichtige Angelegenheit, die viele verschiedene Ideen, Philosophien und Abschnitte der Geschichte umfasst. Ich hoffe, dass das Buch ein launiges Medium ist. Denn heutzutage lesen offensichtlich immer weniger Menschen echte gedruckte Bücher. Aber für Leute, die bevorzugen, gedruckte Bücher lesen, ist es großartig. Hier wäre jetzt also ein neues. Es enthält 1.700 Fuß- und Endnoten und Links zu verschiedenen Informationen – wie bei all meinen Arbeiten. Aber es ist in gefällige, überschaubare Essays unterteilt. Wer also nicht so gerne liest, kann sich einfach eines der Essays heraussuchen und sich Zeit damit lassen.
Die Texte haben keine bestimmte Reihenfolge. Man kann sie also so lesen, wie man möchte. Daher denke ich, dass es ein relativ leicht verdauliches Format ist. Aber es ist ein echtes physisches Buch, das nicht digital zensierbar und absolut überall erhältlich ist, wo Bücher verkauft werden. Es ist ein echtes Buch mit einer echten ISBN-Nummer. Man kann es also im örtlichen Buchladen bestellen, was wahrscheinlich die bevorzugte Art ist, es zu erwerben. Aber man bekommt es natürlich auch bei all den Online-Markplätzen.
Tom: Ich liebe es. Ich liebe physische Medien.
James: Ich auch.
Tom: Letzte Frage. Ich weiß, du musst los. Wie hast du die Texte aus deinen tausenden Stunden von Videos, Beiträgen und Editorials ausgewählt? Warum gerade diese Essays?
James: Nun, ich sollte etwas klarstellen. Einige davon sind Überarbeitungen früherer Werke. Aber die meisten sind Originale. Ganz sicher wurde keines davon zuvor in dieser Form oder digital veröffentlicht. Aber gute Frage: Wie lief der redaktionelle Prozess? Es gab da keine echte Strategie im Sinne von: »Ich brauche einen Aufsatz zu diesem Thema. Ich brauche einen Aufsatz zu jenem Thema.« Abgesehen vom ersten und letzten Aufsatz, die dem Buch meiner Meinung nach einen schönen Rahmen geben und sozusagen die persönliche Seite darlegen. Das führt den Leser hoffentlich auf eine, auf meiner persönlichen Erfahrung beruhenden Weise an das Thema heran, sodass es diesem mehr Bedeutung verleiht. Ansonsten wollte ich einfach alle wichtigen Themen abdecken, die ich behandele: Geschichte, Geopolitik, Philosophie, Politik, et cetera.
Es gab mindestens zwei, vielleicht auch drei Aufsätze, mit deren erstem Entwurf ich tatsächlich schon 2009 begonnen habe, weil ich dachte: »Oh, das ist eine gute Idee. Darüber sollte ich schreiben«. Die haben sich jetzt buchstäblich 15 Jahre gehalten. Und natürlich haben die Texte durch das Schreiben, Umschreiben, Überarbeiten, erneute Lesen, Umschreiben, erneute Lesen, Umschreiben, Überarbeiten und erneute Lesen in diesem Zeitraum eine ganz andere Form angenommen als damals. Aber einige dieser Ideen gibt es buchstäblich schon seit 2009 – was noch mal den Aspekt unterstreicht, dass ich gerne denke, dass sie, wie viele meiner besten Arbeiten, zeitlos sind. Ich denke, viele der Dinge, über die ich 2010 gesprochen habe, sind im Jahr 2025 genauso relevant, oder sogar noch relevanter. Die konkreten Umstände mögen sich ändern. Aber ich denke, die zugrunde liegende Idee hält stand. Ich denke, das gilt so auch für diese Essays. Ich glaube nicht, dass das Buch Texte enthält, die super aktuell sind und deswegen in der Zukunft keinen Sinn mehr machen. Ich denke, diese Essays werden dem Wettlauf mit der Zeit standhalten.
Tom: Großartig. Danke für diese Hintergrundinformationen. Also, an alle, die zuhören: Besorgt euch das Buch. Kauft physische Medien. Und wenn ihr es noch nicht getan habt, folgt dem Corbett Report unter www.corbettreport.com und schaut euch die unglaubliche Menge an Inhalten an, die dort seit über anderthalb Jahrzehnten gesammelt werden. Es ist ein riesiger Katalog mit großartigen Dokumentationen. Abonniert James’ Newsletter und unterstützt unabhängige Medien, die von Menschen gemacht werden, die tatsächlich alles hinterfragen. Danke für die Teilnahme James – und dafür, dass du dir Zeit genommen hast.
James: Ich danke dir – und wünsche viel Glück mit der Übersetzung (lacht).
Tom: Danke (lacht).
Bild: Manova News