Tom-Oliver Regenauer | 15.01.2022
»Das Endziel jeder Zensur ist es, nur solche Bücher zu erlauben, die ohnedies niemand liest.« (Giovanni Guareschi)
Eine Zensur findet nicht statt. Das stimmt. Aus Sicht einer selbstgerecht auftretenden Bundesregierung. Denn der Staat macht sich – formal betrachtet – nicht die Hände schmutzig. Er hält sich vordergründig an den Passus aus dem Grundgesetz. Die Ampel-Koalition, die gemäß Verlautbarungen des unter Korruptionsverdacht stehenden Olaf Scholz, in der Pandemie-Bekämpfung »keine roten Linien mehr kennt«, zensiert trotz zunehmend autoritärer Anmaßungen niemanden direkt.
Die repressive Demokratie lässt ihre Agenda extern durchsetzen und hat das Thema vornehm an Dritte delegiert – an ein unübersichtliches Konglomerat nicht-staatlicher Institutionen, die dafür sorgen, dass unliebsame Fakten, Meinungen und Personen aus der öffentlichen Wahrnehmung getilgt werden. Wenn sich die Wahrheit widerborstig geben sollte, setzt man, anstatt auf Zensur, auf Diffamierung. Correctiv, Psiram, Volksverpetzer, Faktenfuchs und andere Online-Pranger stehen Gewehr bei Fuß, um diese Aufgabe im Sinne des Systems zu erledigen. Ebenso wie Wikipedia, wo eine nicht geringe Anzahl von Autoren eine auffällige Nähe zum Staat aufweist und das Wissensportal tendenziös manipuliert.
Die Politik ihrerseits lässt jegliche Kritik schlicht und einfach an sich abprallen und setzt ihre Agenda stoisch fort. Wie verworren die Antworten auf der Bundespressekonferenz auch sein mögen, wie widersprüchlich die Aussagen auch sind, man wiederholt die Lüge oder täuscht Unwissenheit vor. Verantwortung übernimmt niemand. Die wird so lange negiert und weitergereicht, bis ein Skandal vergessen und die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird. Der Staat sitzt aus. Die Drecksarbeit im Internet erledigen unterdes YouTube, Facebook, Twitter und Co.
»Oft tut auch der Unrecht, der nichts tut. Wer das Unrecht nicht verbietet, wenn er kann, der befiehlt es.« (Marcus Aurelius)
Welche Inhalte von den Plattformbetreibern auszuradieren sind, legen neben Gesetzen und Verordnungen sowohl nationale Denkfabriken wie die Amadeu Antonio Stiftung als auch Richtlinien der WHO oder anderer supranationaler Organe fest. Das Resultat dieser demokratisch illegitimen, strukturellen Zusammenarbeit von Staat, Privatwirtschaft und NGOs formt ein korporatistisches Informationsmonopol. Die Deutungshoheit über das, was der Bevölkerung medial als Realität dargeboten wird. Die absolute Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Unfehlbar. Und von der Wissenschaft verifiziert – das Narrativ.
Dass selbiges sich keinesfalls rein zufällig entwickelt oder in der Reaktion auf unvorhergesehene Ereignisse entsteht, sondern im Zuge disruptiver Krisen bewusst lanciert wird, um wirtschaftspolitische Ziele gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen, zeigt das jüngste Meeting des WEF (World Economic Forum). Es trug den vielsagenden Arbeitstitel »The Great Narrative«. Das Mission Statement und die Agenda des Meetings, welches vom 10. November bis 13. November letzten Jahres in Dubai stattfand, offenbart, um was es dem Club der 1000 mächtigsten Konzerne der Welt geht. Glaciert mit einem schmierigen Film schönfärberischer Worthülsen, die man aus der Unternehmenskommunikation oder dem Marketing kennt, erklärt die offizielle Webseite des WEF die Ziele des jährlichen Stelldicheins internationaler Konzern-Oligarchie wie folgt:
»Das Great Narrative-Meeting ist ein Dreh- und Angelpunkt der Great Narrative-Initiative, einer gemeinsamen Anstrengung der weltweit führenden Denker, längerfristige Perspektiven zu entwickeln und eine Erzählung mitzugestalten, die dazu beitragen kann, eine belastbarere, integrativere und nachhaltigere Vision für unsere kollektive Zukunft zu schaffen. Spitzendenker unterschiedlicher Disziplinen – darunter Zukunftsforscher, Wissenschaftler und Philosophen – werden frische Ideen für die Zukunft einbringen. Ihre Überlegungen werden in einem demnächst erscheinenden Buch namens The Great Narrative veröffentlicht, das voraussichtlich im Januar 2022 publiziert wird.«
Simplifiziert: Man stimmt in vertrautem Kreis ab, auf welche Verkaufsargumente man sich einigt, um anschließend jene Kommunikationsstrategien, -formate und -formen zu entwickeln, mit welchen sich die Normalbevölkerung auf den gewünschten Kurs bringen lässt. Man will den »Manufactured Consent«, wie es im Englischen treffend beschrieben wird. Denn Widerstand verteuert Wandel. Vor allem, wenn sich die Veränderung als ausschließlich nachteilig für das zu verändernde Subjekt herausstellt. So treffen sich die Manager der internationalen Oligarchie in Davos, um Drehbücher für die Demokratie-Darsteller in Politik und Medien zu entwerfen. Sie schreiben Geschichten. Und das letzte Werk des WEF, Covid-19 – Der große Umbruch (The Great Reset), war ein Bestseller.
Es war ähnlich rasch auf dem Markt wie das neue Buch, »The Great Narrative«. Nur drei Monate nach Ausrufung der Pandemie durch die WHO hatte der Gründer des WEF, Klaus Schwab, zusammen mit »Co-Autor« Thierry Malleret einen neuen Entwurf der Welt ersonnen, niedergeschrieben und veröffentlicht. Jeder, der sich etwas mit Literaturhandwerk und -betrieb auskennt, weiß, dass dies eine äußerst ambitionierte, um nicht zu sagen unrealistische Zeitspanne ist, und das besagte Werk somit einige Zeit vor der Corona-Krise verfasst worden sein muss. Das gleiche gilt für den nun am 5. Januar 2022 publizierten Nachfolger zu Schwab’s dystopischem »Great Reset«, bei dem die gleichen Autoren in blumigen Worten von einer besseren Welt nach ihrem Gustus faseln, wie schon ein kurzes Zitat aus dem Pressetext belegt:
»Das Buch erkennt an, dass die Probleme, für die wir gemeinsam Lösungen finden müssen, sowohl groß als auch vielfältig sind. Es gibt viele wichtige Themen: Wirtschaft, Umwelt, Geopolitik, Gesellschaft und Technologie. Aber Lösungen existieren und sind in unserer Reichweite. The Great Narrative schlägt einige hoffnungsvolle und inspirierende Erzählungen um sie herum vor. In diesem Sinne ist es ein optimistisches Buch, das die Negativität kategorisch zurückweist, die bei zu vielen Weltuntergangserzählungen durchdringt, die bereit sind, uns einer Zukunft des Vergessens zu überlassen.«
Dass man bei derartigen Phrasen von orwellschem Neusprech ausgehen und die Bedeutung praktisch umkehren darf, realisierten im Zuge der vergangenen zwei Jahre immer mehr Menschen, die von den institutionellen Kräften, denen sie vertraut haben, bitter enttäuscht wurden. Obwohl das WEF mit seinen im Kern inhumanen Plänen für eine vermeintlich bessere Zukunft nicht hinterm Zaun hält, sie im Gegenteil in Buchform anpreist, regt sich im Rahmen ihrer offensichtlichen, nationalstaatlichen Umsetzung kein breiter Widerstand gegen den Club der Milliardäre. Denn die Politik folgt dem Skript aus Davos nicht nur, sie ist integraler Bestandteil der Show. Wenn auch nur in einer öden Nebenrolle.
Kein Spitzenpolitiker oder Gewerkschaftler erhebt, auf staatliche Souveränität verweisend, Einspruch gegen Ansprüche und Übergriffe von Privatunternehmen, die sich institutioneller Funktionen bemächtigen und zu hoheitlichen Aufgaben aufschwingen. Niemand aus der Regierung verteidigt die Demokratie gegen eine Machtübernahme durch Konzerne und Kapitalsammelstellen. Kein Abgeordneter kritisiert die offensichtlich kriminellen Kartelle. Ein missgünstiges Raunen geht lediglich dann durch den öffentlichen Debattenraum, wenn ein liberale Stimme versucht, Kritik am feudalistischen Vorgehen des Milliardärsvereins zu artikulieren, der sich in seiner Selbstwahrnehmung längst der UNO erhaben sieht, wie hauseigene Texte des WEF nahelegen.
Und tatsächlich hat das World Economic Forum mittlerweile vermutlich mehr Einfluss als der internationale Staatenbund mit Sitz in New York. Denn das von Henry Kissinger maßgeblich initiierte und von seinem Protegé Klaus Schwab in den 1970-Jahren als Management-Symposium gegründete Vehikel zur Implementierung einer Global Governance nach angloamerikanischem Vorbild hat nahezu unbegrenzten Zugang zu Geld und Macht. Die UNO hingegen ist finanziell abhängig. Sie steht unter der Knute des korporatistischen Systems, das sie am Leben erhält – um aus wirtschaftlichen Interessen der Konzerne Leitlinien für globales Handeln entwickeln zu lassen, die man Nationalstaaten mittels undemokratischer Prozesse oktroyiert. Der illustre Zirkel der wichtigsten Financiers der Vereinten Nationen rekrutiert sich selbstredend aus dem Dunstkreis von Schwab’s Imperialisten-Clique.
Aus welch dunklem Gedankengut sich der globalistische Elan des WEF-Gründers speist, beschreibt ein ausführlicher Artikel von Johnny Vetmore für Unlimited Hangout vom 20. Februar 2021, der auf die düstere Familiengeschichte des 1938 in Ravensburg geborenen Netzwerkers eingeht und Licht auf die Nazi-Kollaboration von Schwab’s Vater wirft. Dass wirtschaftliche Vorteile nicht das einzige Motiv für die Deutsche Familie und ihre Bemühungen um Einfluss waren, sondern von Eugenik durchsetzte politische Interessen im Vordergrund standen, belegt Vetmore mit einer detaillierten Recherche.
Benito Mussolini wäre stolz auf Schwab und Konsorten – denn sie erfüllen die Vorstellungen des ehemaligen Duce von einer modernen Diktatur, über die der frühere Tyrann Italiens sagte:
»Korporatismus ist die treffendere Bezeichnung für die ideale Form des Faschismus.«
Meetings wie »The Great Narrative« und die Publikationen des WEF belegen schwarz auf weiß, dass Drehbücher, Narrative und Emotionen wichtiger sind als tradierte Wertesysteme, Tatsachen, Rationalität und Vernunft, um geostrategische Interessen durchzusetzen. Und, dass die jeweiligen staatlichen Reaktionsmuster auf Krisen kein Zufall sind. Diese schlummern meist einsatzbereit in der Schublade, wenn das Chaos losbricht. Denn im Windschatten des Notstands lassen sich auch unpopuläre Vorhaben umsetzen. Das hat uns Corona überzeugend vor Augen geführt. Etwa 190 Regierungen operierten mit nahezu identischen Maßnahmen, und – in diesem Kontext viel interessanter – mit deckungsgleichen Kommunikationsstrategien und Inhalten. Ein internationaler Kanon der Unterdrückung.
Vorausschauende Planung und Insiderwissen von Krisenprofiteuren implizieren Strategiepapiere, zum Beispiel das Lockstep-Szenario der Rockefeller Foundation von 2009, und Simulationsplanspiele wie Event 201, das wenige Monate vor Pandemiebeginn genau jene Szenarien generalgeprobt hat, die in der Folge zwei Jahre lang das Leben der gesamten Weltbevölkerung dominierten. Ähnlich verhält es sich mit der Simulation Cyber Polygon, die einen massiven Ausfall digitaler Infrastruktur nachstellt – der bisher nicht eingetreten ist, aber schon aufgrund des entsprechenden Planspiels eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit vermuten lässt. Denn verblüffend häufig passt sich die Realität kurzfristig den fiktiven Inhalten der diversen Katastrophenschutzübungen an.
Dem Normalbürger fällt es dennoch schwer zu glauben, dass ein globales Event wie Covid-19 zentral plan- und steuerbar ist. Auch wenn das Vorgehen der Staaten erstaunlich homogen und synchronisiert erscheint, schreiben die Menschen dies eher einer Überreaktion der WHO oder Regierung zu, als anzuerkennen, dass Krisen und Kriege von den Mächtigen durchaus gewollt sind und deren Instrumentalisierung daher von langer Hand geplant wird. Der Vorsatz scheint unvorstellbar. Und eine weltweite Koordination unmöglich.
Auch wenn das Management des Staatswesens der Führung eines Großkonzerns gleicht. Der CEO eines Industrieriesen steuert hunderttausende von Mitarbeitern, dutzende Landesgesellschaften, Aktionäre, Politik, Lobby-Verbände, Gewerkschaften und Medien auf der ganzen Welt. Hierarchisch organisiert. Mittels aggressiver Rechtsabteilungen, einer Armada von Beratungshäusern, ausgefeilter Kommunikationsstrategien, mit Change-Management-Projekten, Werbung und Image-Kampagnen – und vor allem mit viel Geld. In Form von Krediten, Subventionen, Schmier- oder Schwarzgeld. Je nach Flussrichtung der Finanzströme. Nichts anderes macht Politik.
Der moderne Totalitarismus muss eine mediale Parallelwelt erzeugen, eine Scheinrealität, die seine Existenz und sein Handeln legitimiert. Er muss agitierend für sein Produkt werben, weil ihm seit Jahrzehnten die Kundschaft davonläuft. Er hat das Vertrauen verspielt. Das beweisen Umfragen vor der aktuellen Krise, die deutlich zeigten, dass kaum noch jemand dem System Staat wirklich Glauben schenkte. In der Folge entwickelt das System, wie ein Marktstratege auch, Kommunikationswerkzeuge, die ihm helfen, seine Kundschaft an sich zu binden – wie zum Beispiel das Panik Papier, das es so nicht nur in Deutschland, sondern auch in Amerika, Großbritannien, Frankreich und anderen Ländern gab. Denn wenn es mit Begeisterung nicht klappt, weicht der Staat auf Angsttreiberei aus, um die Massen in seinem Bann zu halten. Wer Grundkenntnisse in Geschichte hat, ist sich dessen bewusst.
So ein großes Narrativ ist allerdings eine kostspielige Angelegenheit. Noch nie in der Geschichte haben Regierungen so viel Geld für Eigenwerbung und Propaganda ausgegeben wie seit Ausrufung der Pandemie. Im Vereinten Königreich zum Beispiel stiegen die Staatsausgaben für Werbung im Jahr 2020 um sagenhafte 238 Prozent – auf eine Gesamtsumme von 164 Millionen Britische Pfund, wie »The Drum« in einem Artikel vom 23. März 2021 berichtet. Ähnliche Zahlen finden sich für alle Länder, die unter dem Corona-Regime von staatlichen Marketing-Offensiven heimgesucht wurden. Auch die Deutsche Bundesregierung gab im Jahr 2020 insgesamt 150 Millionen Euro für Werbung aus (Quelle: Statista). So fließen Unsummen von Steuergeldern über den Staat an Big Tech. Als hätte Silicon Valley nicht schon genug von der künstlich verschärften Krise profitiert.
Das System erzwingt eine mediale Realität, die mit der Lebenswirklichkeit der Bevölkerung, mit Demokratie und einer sozialen Marktwirtschaft nichts zu tun hat.
Wie ein DAX-Unternehmen, das um jeden Preis und mit penetranter, irreführender Werbung sein Produkt an den Mann bringen will. Oder ein Pharma-Konzern namens Pfizer, der bereits 75-mal wegen krimineller Machenschaften belangt wurde, den Konsumenten aber dennoch von seiner Covid-Injektion überzeugen kann. Der Prozess funktioniert allerdings nur, wenn das Hintergrundrauschen kritischer Stimmen nicht allzu laut wird. Konzerne regeln eskalierende Produkthaftungsfragen gerne diskret über außergerichtliche Vergleichszahlungen, Image-Kampagnen und dergleichen. Der Staat, der den Glauben an seine Legitimation unter allen Umständen aufrechterhalten muss, steht dahingehend unter Druck. Das System und seine Exekutive müssen zumindest vordergründig moralisch handeln. Auf der einen Seite darf eine Regierung nicht den Eindruck erwecken, anti-demokratisch zu agieren, darf keine Schlagzeilen und Bilder erzeugen, die Vergleichbarkeit mit faschistischen Systemen erlauben. Auf der anderen Seite kann der Staat die Wogen der Kritik nicht so hoch werden lassen, dass sie sein Fundament – den bedingungslosen Glauben an seine Notwendigkeit – unterspülen.
So entsteht, immer unter dem Vorwand, potenziellen Demokratiegefährdern etwas entgegensetzen zu müssen, freiheitsfeindliches Regelwerk. Zum Beispiel das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, für das zum 01. Februar 2022 eine weitere Verschärfung in Kraft tritt. Das Gesetz wurde von Beginn an scharf kritisiert, weil nicht wenige Datenschützer massive Bedenken hinsichtlich potenziellen Missbrauchs des juristischen Winkelzuges anmeldeten. Noch im Januar 2019 berichtete heise.de in einem Beitrag, Befürchtungen von Kritikern hätten sich bis jetzt nicht bestätigt. Man nehme bisher kein »Overblocking« war. Denn Plattformen wie YouTube »löschen« damals noch »maßvoll«. Der Artikel moniert zu diesem Zeitpunkt gar zwischen den Zeilen, dass nicht genug Hassrede aus dem Netz entfernt würde – und zitiert grüne Politiker, die in der juristischen Aufrüstung des Staates gegen Meinungsfreiheit keine Gefahr von Missbrauch oder Zensur sehen, sondern sogar Verschärfungen des Gesetzeswerks fordern. Dass die Mahner am Ende Recht behalten sollten, zeigte sich anschaulich im Jahr 2020, als YouTube innerhalb eines Quartals circa zwei Millionen Kanäle löschte, weil sich das offizielle Narrativ von fundierter Kritik gefährdet sah.
Machtausbau hat immer den Zweck, Anwendung zu finden. Die normativen Ziele einzelner Vorhaben liegen anfangs oft im Dunkeln. Teilprojekte bleiben unbeachtet. Erst auf der Zeitachse und in Summe ihrer Einzelergebnisse lassen kleine, häufig irreversible Schritte des Staates erahnen, welch übergeordnete Strategie den Einzelvorhaben zu Grunde liegt. Deutlich wird das zum Beispiel am zunächst wenig beachteten Infektionsschutzgesetz, mit dem die Bundesregierung es schließlich vollbrachte, Grundrechte zu Privilegien zu degradieren. Die von den Hegemonialmächten finanzierten Think Tanks haben einen weiten Planungshorizont. Sie verwandeln die Strategien ihrer Sponsoren in schwer überschaubaren Zeiträumen und über intransparente, supranationale Institutionen und Prozesse in nationale Legislatur. Dieser Vorgehensweise ist zu verdanken, dass aus dem freien Internet binnen eines Jahrzehnts eine monopolisierte und überwachte Plattform-Ökonomie wurde.
Regelmäßige Online-Säuberungsaktionen sind nur eines der Symptome des Tumors, der im World Wide Web gediehen ist. Der Internet-Inquisition, dem digitalen Niederbrennen alexandrinischer Bibliotheken, fallen immer mehr renommierte Wissenschaftler, Ärzte, Journalisten und Künstler zum Opfer. Mit ihren Webseiten, Dokumenten, Kanälen, Videos und Tweets verschwinden wichtige Informationen, Indizien und Beweise aus dem Netz. Das System blockiert mit immensem technischen Aufwand den Zugang zu unerwünschten Inhalten. Jüngste Opfer der von den Plattform-Oligarchie durchgesetzten Internet-Zensur sind unter anderem Dr. Robert Malone, hochdotierter Wissenschaftler und Entwickler der mRNA-Technologie, sowie Henryk M. Broder, ein angesehener Publizist. Die Sünde: Freie Meinungsäußerung.
Dr. Malone hatte anhand seriöser Daten aufgezeigt, dass die Schutzwirkung der Impfung, also ihr Nutzen, eben nicht das augenscheinlich hohe Risiko von unabsehbaren Nebenwirkungen übersteigt. Daraufhin wurde sein Twitter-Account kurz vor dem Jahreswechsel suspendiert. In einem Gespräch mit Podcast-Star Joe Rogan am 30. Dezember 2021 konnte er seine Erkenntnisse jedoch einen Tag nach der Exkommunikation durch Big Tech im Rahmen einer beachtenswerten, zweieinhalbstündigen Sendung präsentieren – und damit der Zensur ein Schnippchen schlagen, wie Die Weltwoche es am 02. Januar 2022 formulierte. Denn Joe Rogan’s Sendung ist der erfolgreichste Podcast der Welt und erreicht mittlerweile mehr Menschen als CNN. Speziell dann, wenn es um die sakrosankte mRNA-Injektion geht, deren Nebenwirkungen gerade in den USA, wo ständig neue Leaks und Skandale rund um Anthony Fauci und das CDC (Centers for Disease Control) ans Tageslicht kommen, kaum noch zu relativieren sind. Die entsprechenden Hintergründe arbeitet unter anderem Robert F. Kennedy’s aktuelles Buch, »The Real Anthony Fauci«, minutiös auf.
Henryk M. Broder wird ebenfalls vorgeworfen, sich in einem seiner Videos kritisch gegenüber der Corona-Politik geäußert zu haben, wie das von ihm als Herausgeber geleitete Medien-Outlet achgut.com vermeldet. YouTube löschte anschließend den gesamten Kanal von achgut.com. Bereits Monate zuvor wurden die Kanäle von Ex-Fokus-Korrespondent Boris Reitschuster, der über 300.000 Abonnenten hatte, sowie jener von Investigativ-Journalist James Corbett, ebenfalls mit Abermillionen von Zuschauern, auf Eis gelegt. Wie tausende andere kritische Stimmen vor und nach ihnen. Doch das plumpe Ausmerzen von nonkonformen Inhalten ist dabei noch nicht einmal das größte Problem.
»Der Feind ist die Selbstzensur. In einer freien Gesellschaft ist es eine große Gefahr, wenn man so viel Angst hat, dass man sich selbst zensiert.« (Tim Robbins)
Bestrafe einen, erziehe tausende. Das wusste schon Mao. So ist nicht nur die direkte Zensur ein Krebs, der sich mit streuenden Tumoren in die Gesellschaft frisst, sondern auch die parallel Einzug haltende Schere im Kopf. Kritiker passen ihre Formulierungen an, verwenden bestimmte Begriffe nicht mehr, umschiffen Themen, um zu vermeiden, dass auch ihr Angebot aus dem öffentlichen Raum gemobbt und gecancelt wird. Währenddessen ebnet das Verhalten der meinungsbildenden Leitmedien den Weg für das Vergessen der Zukunft. Da die Kinder und Enkel von heute in der Zukunft gar nicht mehr wissen werden, was sie vermissen sollten, werden sie in dieser wahrscheinlicher werdenden Dystopie des digitalen Totalitarismus nie mehr die Chance haben, für etwas zu kämpfen, das es wert wäre. Nicht nur die Gegenwart, auch die Vergangenheit wird optimiert. Der digitale Raum muss das Narrativ abbilden, die vom System kuratierte Realität nacherzählen.
Die allergischen Abwehrreaktionen des gesichtslosen Imperiums gegenüber jeglichem Nonkonformismus zeigen sich exemplarisch am Sturm der Entrüstung, der in den Leitmedien erzeugt wird, weil ein nicht geimpfter Novak Djokovic in Australien einreisen möchte, um als Favorit die Australien Open zu spielen. Negativ getestet, wohlgemerkt. Den Vorschriften entsprechend. Dennoch – Urteil des öffentlichen Prangers: Ein Egoist, wie Spiegel-Autor Peter Ahrens am 10. Januar 2022 umgehend zu kommentieren wusste. Rufmord und Framing wie aus dem Lehrbuch. Aufgrund einer höchst privaten Risikoabwägung des topfitten Weltranglistenersten.
Der omnipräsente Protektionismus von Politik und Massenmedien gegenüber dem hegemonialen Narrativ erinnert an mittelalterliche Hexenjagd, die in blinder Raserei auch Tiere und Kinder ihrem religiösen Wahn opferte. Denn auch institutionelle Kirchen funktionieren seit jeher wie ein hierarchisch organisierter Konzern, der sein Produkt – in diesem Fall die individuelle Exegese der entsprechenden Heiligen Schrift – mit allen Mitteln zu verbreiten sucht. Notfalls mit Betrug, Waffengewalt und Manipulation von Adepten, Anhängern und Untergebenen, wie nicht nur die Kreuzzüge gezeigt haben. Auch das New-Normal-Narrativ beruht auf Massenpsychose und kognitiven Dissonanzen, wie Dr. Robert Malone im zuvor erwähnten Gespräch mit Joe Rogan diagnostizierte. Legitimation, Macht und Massenhysterie speisen sich aus Orientierungs- und Willenlosigkeit der Beherrschten. Darum geht es dem modernen Feudalismus, wenn er anstelle von rationalen, demokratisch legitimierten, politischen Programmen, vor Arroganz strotzende Drehbücher und Narrative proklamiert, um elitäre Utopien eines inhumanen Transhumanismus durchzusetzen.
»Diese Aufhebung des konkreten Individuums in einem moralischen Ganzen ist geradezu eine Aufforderung an Usurpatoren, sich als Vertreter dieses ganzen aufzuspielen und im Namen des Ganzen die tatsächlichen Wünsche von Menschen zu ignorieren, ja sie im Namen einer „wahren Freiheit“ zu unterdrücken.« (Isaiah Berlin)
Die eruierten Sachverhalte legen nahe, dass ein Widerstand gegen die menschenverachtende Pandemie-Politik nur dann Sinn macht, wenn er sich außerhalb des lancierten Narratives bewegt. Kritik am Narrativ selbst, oder innerhalb der Leitplanken, der durch die offizielle Erzählung erzeugten Scheinrealität, verpufft wirkungslos. Denn Opposition und Gegenwind im definierten Debattenraum sind eingepreist. Jeder gute Manager macht das, wenn er Veränderungen plant, die Belegschaft oder Aktionären zum Nachteil gereichen. Ein Kommunikationsplan konsolidiert potenzielle Risiken, die im Rahmen eines Projektes auftreten können, gewichtet und priorisiert diese nach Eintrittswahrscheinlichkeit, um bei Beginn des Ereignisses auf standardisierte Prozesse zurückgreifen zu können, die vor dem Projektstart definiert wurden. Nicht umsonst haben die Teilnehmer der verschiedenen Pandemie-Simulationen, die im Zuge der zurückliegenden Dekade stattfanden, immer auch den Umgang mit Fake-News, Social-Media-Kritik, kritischen Prominenten, Widerstand und sozialen Unruhen trainiert.
Wenn die technokratisch-hegemoniale Oligarchie erfolgreich mit Narrativen arbeitet, selbst wenn die Fakten gegen sie sprechen, sollte die Opposition diese Strategie eventuell kopieren. Denn sie funktioniert. Wie sonst lässt sich erklären, dass ein System, welches gebetsmühlenartig an das grüne Gewissen seiner Bürger appelliert, ernst genommen wird, obwohl es gleichzeitig darauf besteht, dass Airlines wie beispielsweise die Lufthansa 18'000 Leerflüge absolvieren, um Start- und Landerechte nicht zu gefährden. Perverse Auswüchse eines sozialistisch gefärbten Turbokapitalismus, der Begriffe wie Umweltschutz, Atomausstieg und Nachhaltigkeit wie eine Monstranz vor sich herträgt, seinen Worten aber nie Taten folgen lässt.
Das Beispiel zeigt: Der Versuch, die Wirkung offizieller Erzählungen einzudämmen, kostet vergebliche Liebesmüh. Die Staats- und Konzernmedien haben (noch) zu viel Reichweite und Einfluss. Mit einem geschickten Kommunikationsplan jedoch, könnte auch die Opposition mehr öffentliches Momentum generieren. Denn ein synchrones Vorgehen aller kritischen Bewegungen würde für mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz in der Gesamtbevölkerung sorgen – unter der Voraussetzung, dass friedlich protestiert, homogen kommuniziert und eine allgemeinverständliche, positive Nachricht transportiert wird. Diese könnte auf einer zeitnah realisierbaren, gesellschaftspolitischen Vision beruhen, die ideologische Brücken baut und basisdemokratische Elemente mit libertären Ansätzen und sozialer Marktwirtschaft kombiniert. Zu einem entsprechenden parteiübergreifenden Diskurs hatte ich in meinem letzten Text angeregt.
Wer das attraktivere Bild einer erreichbaren Zukunft zeichnen und seine Zwischenstationen auf dem Weg dorthin anschaulich darstellen kann, wird langfristig mehr Zulauf haben. Weder »The Great Reset« noch »The Great Narrative« versprechen für den Normalbürger, egal welchem politischen Spektrum oder welcher Gehaltsklasse er angehört, eine rosige Zukunft. Noch sehen das nicht alle. Aber auch der bildgewaltigste Hollywood-Blockbuster begeistert nicht dauerhaft, wenn das Drehbuch nichts taugt. Manchen Film möchte man einfach kein zweites Mal sehen. Deswegen ist jetzt die Zeit, gemeinsam unser Narrativ, unsere Stories für ein soziales Miteinander von morgen zu schreiben. Die Utopie normaler Menschen. Die schöneren Geschichten. Denn selten standen die Chancen besser, dass eine davon Realität wird.
»Große Geister diskutieren über Ideen, durchschnittliche über Ereignisse, schwache über Menschen.« (Sokrates)
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