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Gestatten - Bush

Das generationsübergreifende Verbrechersyndikat der Familie Bush: Ein Jahrhundert Betrug, Banken-Kartelle, Bomben und Faschismus. Ginge es nach ihnen – und hätte es General Smedley Butler nicht gegeben – wären die Vereinigten Staaten heute eine Diktatur. Geschichte, aus der es zu lernen gilt.






Tom-Oliver Regenauer | 12.02.2023

Nach einer entlarvenden Betrachtung von Bertrand Russel nun der zweite Teil einer losen Reihe von Portraits, die mittels historischer Kontextualisierung und einem genaueren Blick auf einflussreiche Personen der Vergangenheit versuchen will, Entwicklungen der Gegenwart in einem klareren Licht erscheinen zu lassen. Denn Geschichte wiederholt sich – wenn wir es zulassen.



Warum Bush? Der Präsident? Welcher Bush überhaupt? Und warum gerade jetzt? Kein Mitglied des Clans bekleidet derzeit ein wichtiges Amt – die vermutlich ersten Gedanken, die dem Leser der Überschrift in den Sinn kommen mögen. Und die Antwort ist relativ simpel: die Familie Bush ist das Paradebeispiel für einen verstörenden Umstand, den ich in meinen Texten wiederholt als »generationsübergreifend organisierte Kriminalität« bezeichnet habe. Sie steht stellvertretend für Habitus und Selbstwahrnehmung einer »Super Class«, wie Autor David Rothkopf die einflussreichsten 7.000 Menschen der Welt in seinem gleichnamigen Buch aus dem Jahr 2008 bezeichnete. Für eine Kaste, die für sich das Recht beansprucht, keine Gesetze befolgen zu müssen.

 

Damit stehen die Bushs in einer unrühmlich langen Liste von Verwandtschaftskonglomeraten, die über Dekaden und abseits jeglicher demokratischen Prozesse massiven Einfluss auf die internationale Wirtschaft, den Wissenschaftsbetrieb, Bildung, Geopolitik und gesellschaftliche Entwicklungen genommen haben. Aber kaum jemand agierte dabei aggressiver und offensichtlicher – und damit medial besser dokumentiert – als jene Familie, die von der BBC noch im Dezember 2018 als die »modernen Kennedys« bezeichnet wurde, obschon sie mehr auf dem Kerbholz hat als die meisten Mafiosi.

 

Die unglaubliche bis ungeheuerliche Geschichte des Bush-Clans verdeutlicht nicht nur, mit welch neofeudalistischen Überzeugungen und Netzwerken wir es in der Kaste der Herrschenden zu tun haben, sie belegt auch, dass die häufig als »Tiefenstaat« bezeichneten Machtstrukturen hinter der Fassade offizieller Regierungsgeschäfte nicht nur real, sondern zumeist eigentliche politische Kraft im Lande sind. Dabei ist es naiv anzunehmen, derartige Verhältnisse bestünden nur in den Vereinigten Staaten, wie schon mein separater Artikel über den europäischen Hochadel belegt.

 

Allerdings gehen die Industrie- und Finanz-Eliten in Amerika besonders dreist, ruch- und skrupellos vor, um offizielle Ämter zu penetrieren und ihre Agenda mittels politischer Vehikel zu forcieren. Man hält mit seinem Machtanspruch oder Reichtum nicht hinterm Berg. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten scheint nämlich vor allem in puncto Korruption alles ungesühnt möglich zu sein. Zudem erscheint es dieser Tage geradezu als ein Ding der Unmöglichkeit, das Präsidentenamt der USA zu bekleiden, entstammt man nicht einer der hiesigen Oligarchen-Dynastien, oder ist zumindest Protegé einer solchen.

 

Entsprechend das Vorgehen im Hause Bush. Dort diente man sich mit Geld, Einfluss und verdeckt operierenden Netzwerken zunächst Hochfinanz und militärisch-industriellem Komplex an, um sich in Folge entsprechender Allianzen Unterstützung für die eigene Roadmap eines neokolonialistischen Raubtierkapitalismus zu sichern. Anschließend begann man, den amerikanischen »Deep State« zu infiltrieren, um Geheimdienste, Militär und Legislative zum verlängerten Arm der eigenen Agenda zu machen. Diese richtete sich stets nach den finanziellen und geopolitischen Interessen der amerikanischen Banken-Kartelle. So entstanden die »Corporate States of America«. Ein Korporatismus unter Rockefeller, Morgan, Du Pont, Ford, Warburg, Schiff und Co. Nur durch diese korrupten wie korrumpierten Verflechtungen der Macht war es den Patriarchen des Bush-Clans möglich, ungleich erfolgreicher als ihre Konkurrenten in politische Hochämter vorzudringen.

 

Und das mit einem beträchtlichen Ausmaß an krimineller Energie. Nicht umsonst untertitelte Autor Russ Baker sein Buch über die Sippe aus dem Jahr 2009 – »Family of Secrets« – mit der Zeile: »Amerikas geheime Regierung und die versteckte Geschichte der letzten 50 Jahre«. Noch klarer wird nur Roger Stone, der seinen aufschlussreichen Wälzer über den Clan aus dem Jahr 2016 direkt »Jeb and the Bush Crime Family« nannte. Und tatsächlich erinnert die Geschichte der 1510 in England erstmals erwähnten Bushs eher an eine Verbrecherorganisation als an eine Familie politisch engagierter Geschäftsleute.

 

Betrachtet man den vollständigen Stammbaum des vergangenen Jahrhunderts, der eigentlich aus vier Zweigen bestehenden »Bush-, Walker-, Pierce- und Robinson-Dynastie«, wird klar, dass familiäre Expansion in diesen Kreisen Methode hat. Wie auch das Ehelichen von Verwandten zweiten Grades. Die verheerenden gesundheitlichen Folgen dieser inzestösen Tradition ist hinlänglich bekannt und dokumentiert. In Großbritannien beschäftigen sich ganze Forschungsgruppen mit dem königlichen Blut, mit Erbkrankheiten, Gendefekten und sonstigen Insuffizienzen, die durch das royale »Inbreeding« verursacht werden.

 

Dabei – das muss in diesen Zeiten leider angemerkt sein – ist es unerheblich, welchem Glaubensbekenntnis sich die verschiedenen Clans verpflichtet fühlen, welche Hautfarbe sie haben oder welchem Kulturkreis sie angehören. In meiner Werteordnung existieren nur zwei Sorten von Menschen: gute und schlechte. Und die vorgängig aufgezählten gehören ganz sicher nicht zur ersten Kategorie.

 

Das belegt schon das rege Engagement der Bushs für die 1832 von der Opium schmuggelnden Universitäts-Gründerfamilie Russel initiierte, mythenumrankte Studentenverbindung »Skull & Bones«, einem düsteren wie einflussreichen Zirkel mit Sitz an der Elite-Hochschule »Yale« (Connecticut, USA). Der US-Autor Webster Griffin Tarpley nennt diese Verbindung in seinem Buch über George Bush Senior den »rassistischen Albtraum in Yale«. Die Mitgliederliste spricht Bände. Und das mit dem Opium ist mitnichten keine Ausnahme. Viele US-Dynastien gründen ihren Reichtum auf dem Opiumhandel. So auch die Namensgeber des Forbes-Magazine. Selbst der History Channel berichtete am 30. Mai 2018, dass der erste Multimillionär Amerikas, John Jacob Astor, seinen Reichtum einer Karriere als Drogendealer verdankt.

 

Yale ist im Übrigen jene Ivy-League-Bildungsstätte, ohne die Mao Zedong nie zum »überragenden Führer« und Massenmörder geworden wäre. Yale ist ein Inkubator für neofeudale Geopolitiker, Geheimdienstler und Deep-State-Akteure. Für die politischen Eliten des Landes. Siehe Fotos im Yale-Archiv, die unter anderem Mao in vertrauter Runde mit Henry Kissinger zeigen; oder Artikel der »Yale Daily News«, die stolz die »Leistungen« des »ehrenwerten« Alumnus Mao Zedong loben. Wohlgemerkt, nachdem er Millionen von Menschen auf dem Gewissen hatte. Oder der Einfluss von Yale-Absolventen und »Skull & Bones«-Mitgliedern auf das Entstehen der Sowjetunion, auf China als erste Technokratie der Welt und die beiden Weltkriege. Die Uni bietet ein Studium, ausgelegt auf imperialistische Brandrodungen und Neokolonialismus, so scheint es.

 

Vielsagend wie verblüffend ist demzufolge die Absolventen-Liste der Universität. Neben so schillernd benamsten Abgängern wie Bonaparte, Nachfahren von Napoléon Bonaparte, brachte die Uni vor allem Präsidenten, Vize-Präsidenten, unzählige Senatoren, Bundesrichter, Gouverneure, Diplomaten, Autoren, Pulitzer- und Nobelpreisträger hervor. In einer Fülle, die Programmatik nahelegt. Mittendrin – Familie Bush, beziehungsweise deren männliche Vertreter. Denn Frauen sind bei »Skull & Bones« nicht zugelassen. Welch weitreichenden Einfluss die geheimnisvolle Studentenbewegung auch international hat, zeigen die Recherchen des angesehenen Historikers Antony C. Sutton.

 

Schon 1985 verfasste er das Taschenbuch »How the order controls education«, mit dem er aufzeigt, wie das angloamerikanische Bildungssystem, und damit auch die Bildung im nachziehenden Europa, von den Yale- und Bonesman-Eliten zu ihren Gunsten manipuliert wurde und wird. Sein 2002 veröffentlichtes Buch »America's secret establishment: an introduction to the order of Skull & Bones« geht noch tiefer und belegt mit detaillierten Recherchen den globalen Einfluss der Gruppe, die seit 1832 jährlich 15 neue Adepten aufnimmt, um sie auf eine Rolle an den Schalthebeln der Macht vorzubereiten. In der Kurzbeschreibung zum Buch liest man:

 

»Enthüllung der wahren Ambitionen und Ziele des Ordens und seiner Agenda zur Schaffung einer Neuen Weltordnung, einer Welt bewohnt von einer verdummten Gesellschaft von Bürgern, die mit ihrer Rolle zufrieden sind, die Autoritäten nicht in Frage stellen und darauf trainiert sind, sich unterzuordnen – vor allem der Staatsgewalt.«

 

Analysiert man den Status Quo, scheint das Ziel dieser bald 200 Jahre bestehenden, kriminellen Vereinigung weitgehend erreicht. Weiterführende Informationen lieferte Sutton mit fünf Co-Autoren in einem weiteren Werk namens »Fleshing Out Skull & Bones: Investigations Into America's Most Powerful Secret Society«, welches im Jahr 2003 erschien. Der Umfang des vorliegenden Formats kann der schieren Fülle an Informationen, die es in diesem Kontext aufzuzählen gälte, natürlich nicht gerecht werden. So sollen die folgenden Zeilen lediglich einen Überblick zu den folgenschwersten Vergehen des Bush-Clans bieten und anhand der referenzierten Original-Literatur zur selbständigen Verifikation animieren.

 

Um zu verstehen, mit welchen Methoden die Bushs zu Reichtum gelangt sind, beginnt man am besten bei Samuel Prescott Bush (1863 – 1948), dem Sohn eines anglikanischen Priesters. Samuel legte den Grundstein für den späteren Einfluss der Familie. Er wuchs in 20 Kilometern Entfernung zur Elite-Universität Princeton auf, 15 Kilometer entfernt von der Ortschaft »Rocktown«, dem Erstsiedlungsort der deutschstämmigen Familie Rockefeller aus Rockenfeld unweit von Neuwied. Nachdem er sein Studium in Hoboken (New Jersey) abgeschlossen hatte, wurde Samuel Prescott Bush Generaldirektor der »Buckeye Steel Castings Company« – einem Unternehmen, das Frank Rockefeller gehörte, dem Bruder von Ölmagnat John D. Rockefeller.

 

Unter Samuels Kunden befanden sich die Unternehmen von Edward Henry Harriman, eine weitere Familie neben den Rockefellers, mit der die Bushs bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs eng verbunden bleiben sollten. Und als 1918 das amerikanische »War Industry Board« (Rat für Kriegsindustrie) umstrukturiert wurde, weil sich die USA auf den Eintritt in den ersten Weltkrieg vorbereiteten, übernahm Samuel Bush die Leitung für den Bereich »Waffen und Munition«, trug die Verantwortung für die staatliche Unterstützung von und die Beziehungen zu Munitionsfirmen. Er koordinierte fortan die Rohstoffbeschaffung der Wilson-Regierung und war zu einem der wichtigsten Industriellen seiner Zeit avanciert.

 

Und er hatte fünf Kinder. Eines davon war Prescott Sheldon Bush (1895 – 1972), Vater von George H. W. Bush (1924 – 2018), dem 41. Präsidenten der USA und Großvater von George W. Bush (geb. 1946), dem 43. Präsidenten der USA. Prescott war bereits in jungen Jahren führendes Mitglied von »Skull & Bones«. Mit Verbindungsmitgliedern stahl er 1918 den Schädel des legendären Apachen-Häuptlings Geronimo, der im Jahr 1909 nach zwei Dekaden Kriegsgefangenschaft in Fort Still (Oklahoma, USA) verstarb. Bush und seine Mannen verbrachten Geronimos Gebeine in die als »Tomb« (Grab) bezeichneten Räume der Studentenverbindung, die zwar auf dem Gelände von Yale stehen, rechtlich jedoch eigenständig gestellt sind. Daher bleiben laut Berichten der New York Times wohl auch die zahlreichen Klagen gegen Yale, »Skull & Bones« oder die Familie Bush selbst erfolglos, die seit 1986 von Nachfahren der indigenen Legende angestrengt werden, um die Herausgabe der leiblichen Überreste des einstigen Stammesführers zu erwirken.

 

Diese offensichtliche Ignoranz jeglicher Moral durchzieht das Leben von Prescott Sheldon Bush. Denn nachdem er Dorothy Walker geheiratet hatte, die Tochter eines einflussreichen Bankiers, verschaffte dieser seinem Schwiegersohn einen Posten beim 1818 gegründeten und bis heute privat geführten Bankhaus Brown Brothers Harriman, das seinerzeit William Averell Harriman gehörte – während des Zweiten Weltkriegs Botschafter der USA in der Sowjetunion, auf Du und Du mit Churchill, Stalin oder US-Präsident Truman, und später Koordinator des Marshallplans. Mit dessen Bruder, Roland Harriman, war Prescott bereits gemeinsam bei »Skull & Bones«. So schließen sich Kreise.

 

Dann ging Prescott Bush in die Politik. Dank seines Netzwerkes reüssierte er bei den Republikanern und wurde 1952 im zweiten Anlauf zum US-Senator im Bundesstaat Connecticut gewählt. Dieses Amt hielt er bis 1963. Weitere einflussreiche Positionen folgten. Richard Nixon betrachtete Prescott Bush als seinen politischen Mentor und holte vor wichtigen Auftritten dessen Rat ein. Später machten Bush und seine Buddys Nixon zum US-Präsidenten. Diese »Bilderbuchkarriere« gelang Prescott Bush trotz seiner aktiven Unterstützung für das deutsche Nazi-Regime unter Hitler und der Tatsache, dass sein Unternehmen signifikante Profite aus der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern zog. Am 25. September 2004 titelte die britische Zeitung The Guardian: »Wie Bushs Großvater Hitler zur Macht verhalf«. Am 13. Januar 2015 berichtete FOX News über Prescott Bush und seine Unterstützung für die Nationalsozialisten, die ohne massive Hilfe der Wall Street niemals so ein Momentum hätten generieren können.

 

Diese Fakten sind nicht neu und unstrittig. Ebenfalls 2004 verklagte zum Beispiel die »Projektgruppe Ausschwitz« den Enkel von Prescott Bush, George Bush Junior, auf 400 Millionen US-Dollar Schadenersatz, weil das über Generationen vererbte Vermögen des Bush-Clans primär aus der Zusammenarbeit mit Hitlers Regime stammt. Neun Jahre später, im Jahr 2013, entschied denn auch endlich ein US-Richter, dass Bush Junior vor Gericht auszusagen habe. Passiert ist erwartungsgemäß nichts. »Sie (die Bushs) haben an den ganzen Geschäften mit der Schwerindustrie verdient und hinterher noch Entschädigungen kassiert. Ein Gutteil ihres Vermögens stammt aus Geschäften mit dem Dritten Reich«, so Eva Schweitzer in ihrem Buch »Amerika und der Holocaust – Die verschwiegene Geschichte« aus dem Jahr 2004. Verantworten musste sich von den Bushs bis heute niemand.

 

Prescott Bush und seine Bank »Brown Brothers Harriman« waren in den 30er-Jahren der wichtigste Ansprechpartner für die Industrie des Dritten Reiches. Fritz Thyssen, von der Zeitung »New York Harald Tribune« als »Hitlers Engel« bezeichnet und einer der ersten finanziellen Unterstützer der NSDAP, stand in regem Kontakt mit der Wall Street Hochfinanz. Handel mit Deutschland war in den USA nicht illegal. Erst als Präsident Roosevelt sechs Tage nach Pearl Harbour entsprechende Gesetze erließ, änderte sich das. Am 20. Oktober 1942 ordnete die US-Regierung die Einstellung des Bankverkehrs mit Deutschland an.

 

Doch nach Recherchen des Autors Mark Gorton belegen deutsche Dokumente, die Richard Nixon im Jahr 1945 als Anwalt bei der US-Navy sichtete, dass die Nazis noch bis zu diesem Zeitpunkt mit Allen Dulles, einem engen Vertrauten der Familie Bush, zusammenarbeiteten. US-Bundesdokumente weisen gar aus, dass Prescott Bush noch bis 1951 mit den Resten von Nazi-Deutschland kooperierte. Dulles und Bush mischten jedenfalls kräftig mit beim Chaos in Kontinentaleuropa.

 

Dulles hatte schon 1917 mit Lenin in der Schweiz verweilt, bevor dieser in einem deutschen Zug nach Sankt Petersburg transportiert wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg war Dulles als Diplomat in Versailles, um am Friedensvertrag mitzuarbeiten. In den späten 1920ern und frühen 1930ern traf er sich als in Bern (Schweiz) stationierter Leiter des OSS (Office of Strategic Services), der Vorgängerorganisation der CIA, mit Hitler, Mussolini und Litvinov. Dulles sprach auch mit Joseph Goebbels und schwärmte im Nachgang von dessen »Ehrlichkeit und Offenheit«, wie Peter Grose in seinem lesenswerten Buch über den späteren CIA-Direktor schreibt (S. 111-116). Und der Journalist James Corbett umschrieb Allen Dulles einst treffend mit den Worten: »Diplomat, Spion, Wall Street Anwalt, Regierungssturz-Spezialist, Nazi-Kollaborateur, MK-Ultra Boss, Faschist und Präsidenten-Mörder«.

 

Diese Eigenschaften standen der Verleihung der »National Security Medal« durch Präsident John F. Kennedy im November 1961 aber augenscheinlich nicht im Wege. JFK konnte zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, dass Allen Dulles, der Mann, dem er da eine Rede widmet und die Ehrennadel ans Revers heftet, nur zwei Jahre später maßgeblich dafür Sorge tragen wird, die wahren Hintergründe um das Attentat auf ihn zu vertuschen. Denn nach Prescott Sheldon Bushs Vorarbeit und der Anhäufung eines Vermögens durch Kollaboration mit Hitlers Nazi-Regime setzte George H. W. Bush die kriminellen Umtriebe der Sippe mit gesteigertem Elan fort. Zunächst war er in den Mord an John F. Kennedy verwickelt. Die Dokumentation »Dark Legacy - George Bush and the JFK Assassination« beleuchtet die Details. In der Einleitung des Films heißt es:

 

»Teil drei widmet sich den Nazi-Verbindungen der Familie Bush, die das FBI dazu veranlassten, ihr Vermögen während des Zweiten Weltkriegs als Nazi-Vermögen zu beschlagnahmen. Er behandelt die unterdrückte Tatsache, dass der Watergate-Einbrecher und CIA-Agent Howard Hunt von den Geschworenen im Prozess in Dallas lokalisiert und als an der Verschwörung zur Ermordung Kennedys beteiligt angesehen war. Howard Hunt war ein Vorgesetzter der fehlgeleiteten, CIA-geführten Anti-Castro-Kubaner, die in das Watergate Hotel einbrachen. Hunt ist nicht nur über Watergate mit Bush verbunden; und durch Bushs Vater Prescott; denn fünf Tage nach der Ermordung schrieb der Leiter des FBI, J. Edgar Hoover, ein Memo mit dem Titel »Ermordung von Präsident John Fitzgerald Kennedy«, in dem er »George Bush von der Central Intelligence Agency« als den Vorgesetzten jener fehlgeleiteten kubanischen Mörder des Präsidenten identifizierte. Bush sagte, er erinnere sich nicht an die Ereignisse dieses Tages, aber FBI-Dokumente verorten ihn eindeutig in Dallas.«

 

George H. W. Bush war praktisch an allen historisch relevanten Skandalen, Sauereien und Verbrechen beteiligt, die man seit den 60ern aus den Vereinigten Staaten erinnert. Ob Operation 40, Schweinebucht-Invasion, Iran Contra-Affäre, Watergate-Skandal, Golfkriege oder 9/11. Ob mit Nixon, Ford oder Reagan. Ob als Botschafter der USA in China, CIA-Chef, Vize-Präsident, US-Präsident oder Präsident a. D. – stets handelte Bush Senior im Sinne von Partikularinteressen. Im Sinne des totalitär-imperialistischen Establishments. Für Mammon. Und bar jeder Moral.

 

Genau wie sein Sohn, ein langjähriger Alkoholiker, der allerdings nicht mit der gleichen bösartigen Intelligenz gesegnet zu sein scheint wie sein Erzeuger. Das hat er im Laufe seiner politischen Karriere oft genug unter Beweis gestellt. Vor allem im Präsidentschaftswahlkampf 2004, als er gegen seinen Skull & Bones-Kameraden John Kerry antrat.

 

Selbst seine Rolle in puncto 9/11 legt nahe, dass Papa Bush weiterhin die Fäden in der Hand hielt, um mit seiner Clique um Donald Rumsfeld und Dick Cheney das Land zu terrorisieren und sein Sohn lediglich Befehlsempfänger war. Finanziell profitiert haben von dem Terrorakt in New York nämlich vor allem jene intransparenten Netzwerke der Neo-Cons, die Amerika seit den 1960ern geheimdienstlich unterwandert und seit den 1970er-Jahren finanziell ausgenommen haben. Die miserable Reputation der Bushs in der amerikanischen Bevölkerung hinderte Jeb Bush nicht daran, als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2016 anzutreten. Er scheiterte zwar kläglich, demonstrierte mit seinem Antreten aber einmal mehr, mit welcher Arroganz das Machtdenken in diesen Kreisen verseucht sein muss.

 

So verstörend die kriminellen Umtriebe der jüngeren Bush-Generation sein mögen – sie füllen zu Recht dutzende von Büchern – nichts übertrifft den Versuch einer Bande von Wall Street-»Bankstern«, die amerikanische Regierung von Franklin D. Roosevelt zu stürzen, um ein faschistisches Regime zu installieren. Mittendrin, statt nur dabei: Prescott Sheldon Bush. Fan von Adolf Hitler und Mussolini.

 

Kurz nach Hitlers Machtergreifung, im Jahr 1934, gründeten einflussreiche Kreise aus der amerikanischen Oberschicht die rechtsradikale »American Liberty League«. Mit dabei die Familie Du Pont (Remington Arms Co.), Alfred P. Sloan von General Motors, John Jacob Raskob, der das Empire State Building gebaut hatte, Unternehmen wie Goodyear, U.S. Steel, Standard Oil, Chase National Bank sowie vorneweg die vom Faschismus begeisterten Wall Street Bankiers um J. P. Morgan, Rockefeller, Warburg, Harriman, Bush und Co., die die »Liberty League« gönnerhaft grundfinanzierten. Die von der Hochfinanz gesponserte Gruppierung beschäftigte alsbald 50 feste Mitarbeiter in einem New Yorker Büro, verteilte über 50 Millionen Kopien offen rechtsextremistischer Pamphlete, gründete Niederlassungen an 26 Universitäten, produzierte landesweite Radiospots und hatte im Januar 1936 bereits 125.000 Mitglieder. Zwischen August 1934 und November 1936 veröffentlichte die New York Times ganze 35 wohlwollend formulierte Titelseiten über die faschistische »Liberty League«.

 

Die Verschwörer hatten sich zum Ziel gesetzt, einen Militärputsch durchzuführen. Mit Hilfe eines einflussreichen Generals der US-Armee sollte ein Kampfverband von 500.000 Soldaten unter Waffen gebracht werden, der auf Washington marschiert, um Roosevelt zu stürzen und ihn durch einen Diktator zu ersetzen. Die Umsturzpläne wurden 1935 durch eine offizielle Anhörung im US-Kongress bestätigt. Und der Coup d’état scheiterte nur aus einem Grund: weil sich die Industrie-Magnaten und Finanz-Faschisten der Wall Street den falschen General ausgesucht hatten. Einen, dem seine Überzeugungen wichtiger waren als die Versprechungen der Eliten, die ihn versuchten zu bezirzen. General Smedley Butler.

 

Er war das bis zu seinem Ableben am höchsten ausgezeichnete Mitglied der US-Streitkräfte und erhielt zwei Mal die Medal of Honor. Als ein Abgesandter der Wall Street-Verschwörer ihn kontaktierte, spielte Butler zunächst mit. Zeigte sich offen, hörte zu. Er wog die Kontaktperson, Gerald C. MacGuire, die ihm im Zuge konspirativer Treffen die Pläne der Wall Street Eliten darlegte, in Sicherheit. Doch als Butler genug Details in Erfahrung gebracht hatte, machte er den Plot publik und zerstörte damit jegliche Hoffnung der Banken-Kartelle, einen Diktator im Weißen Haus installieren zu können.

 

Butler sagte vor dem US-Kongress aus, lieferte alle Informationen, die er hatte. Er war davon überzeugt, die Verschwörer würden sich vor Gericht verantworten müssen. Doch nichts geschah. Keiner den Bänker landete vor Gericht. Nicht einmal vor dem Kongress mussten sie Rede und Antwort stehen. Eine ernsthafte Untersuchung gab es nicht. Und die New York Times veröffentlichte gar einen Artikel, der versuchte, Butler zu diskreditieren und seine Darstellung der Ereignisse als überzogen und realitätsfremd erscheinen zu lassen. Der hochdotierte General war enttäuscht. Von seiner Regierung, der Justiz und den systemtreuen Medien. Er verstand, mit was er es zu tun hatte, durchschaute den militärisch-industriellen Komplex und das Finanzsystem. Er begann, den Kapitalismus an sich zu hinterfragen und offen zu kritisieren. Dabei hielt er im Jahr 1935 eine beachtenswerte Rede mit dem Titel »I was a Gangster for Capitalism« (D., Ich war ein Krimineller für den Kapitalismus).

 

»Ich verbrachte dreiunddreißig Jahre und vier Monate im aktiven Dienst bei der wendigsten Streitmacht des Landes, den Marines. Ich habe in allen Rängen vom Leutnant bis zum Generalmajor gedient. Und während dieser Zeit verbrachte ich die meiste Zeit damit, ein erstklassiger Zuhälter für Big Business, für die Wall Street und die Banker zu sein. Kurz gesagt, ich war ein Zuhälter, ein Gangster für den Kapitalismus. Damals vermutete ich nur, dass ich Teil einer Abzocke war. Jetzt bin ich mir sicher. Wie alle Angehörigen des Militärberufs hatte ich nie einen originellen Gedanken, bis ich den Dienst verließ. Meine geistigen Fähigkeiten blieben in Schwebe, während ich den Befehlen der Vorgesetzten gehorchte. Das ist typisch für alle im Militärdienst.

 

So half ich 1914, Mexiko und insbesondere Tampico für die amerikanischen Ölinteressen zu sichern. Ich half, Haiti und Kuba zu einem Ort zu machen, an dem die Typen von der National City Bank Einnahmen generieren konnten. Ich half bei der Vergewaltigung eines halben Dutzend zentralamerikanischer Republiken zugunsten der Wall Street. Die Geschichte der Erpressung ist lang. 1909-1912 half ich, Nicaragua für das internationale Bankhaus Brown Brothers and Co. zu reinigen. 1916 brachte ich Feuer in die Dominikanische Republik wegen des Handels mit Zucker. 1903 half ich, Honduras für amerikanische Obst-Konzerne »in Ordnung« zu bringen. 1927 half ich in China, dafür zu sorgen, dass Standard Oil unbehelligt seinen Weg gehen konnte. In diesen Jahren hatte ich, wie die Jungs im Hinterzimmer sagen würden, einen Lauf als Betrüger. Ich wurde mit Ehrungen, Medaillen und Beförderungen belohnt. Wenn ich darauf zurückblicke, habe ich das Gefühl, dass ich Al Capone vielleicht ein paar Hinweise gegeben habe. Das Beste, was er tun konnte, war, Abzocke in drei Stadtteilen zu betreiben. Die Marines operierten auf drei Kontinenten

 

Im gleichen Jahr veröffentlichte Smedley Butler das noch bemerkenswertere Essay »War Is A Racket« (D., Krieg ist Betrug), welches die in seiner Rede zunächst oberflächlich angebrachte Kapitalismuskritik vertieft und hart mit der US-Hegemonie ins Gericht geht. Folgend einige Sätze aus Einleitung und Schlussteil, die hoffentlich dazu inspirieren, den Rest des Textes zu lesen. Denn selten war es wichtiger als jetzt, zu verstehen, was Krieg bedeutet. Selten war es relevanter, die boshafte Natur des neoimperialistischen Treibens selbsternannter Eliten zu verurteilen, für die Menschenleben keinen Wert haben. Nie war es nötiger, dem gesichtslosen Imperium ungeschminkt die Wahrheit zu sagen. So wie Roger Waters vor wenigen Tagen der UN.

 

»Krieg ist Betrug. Das war er schon immer. Er ist möglicherweise das älteste, bei weitem das profitabelste, sicherlich das bösartigste Geschäft. Das einzige mit internationalem Geltungsbereich. Es ist das einzige, bei dem die Gewinne in Dollar und die Verluste in Leben abgerechnet werden. (…) Nur eine kleine Insider-Gruppe weiß, worum es geht. Krieg wird zum Nutzen der ganz Wenigen auf Kosten der ganz Vielen betrieben. Aus dem Krieg machen ein paar Leute riesige Vermögen. (…) Wäre die Geheimhaltung in Bezug auf Kriegsverhandlungen verboten worden und wäre die Presse eingeladen worden, bei dieser Konferenz anwesend zu sein, oder hätte Radio zur Verfügung gestanden, um die Verhandlungen zu übertragen, wäre Amerika niemals in den Weltkrieg eingetreten. Aber diese Konferenz war, wie alle Kriegsbesprechungen, von größter Geheimhaltung umgeben. Als unsere Jungs in den Krieg geschickt wurden, wurde ihnen gesagt, es sei ein Krieg, um die Welt sicher für die Demokratie zu machen – und ein Krieg, um alle Kriege zu beenden. Nun, achtzehn Jahre später hat die Welt weniger Demokratie als damals. Außerdem, was geht es uns an, ob Russland oder Deutschland oder England oder Frankreich oder Italien oder Österreich unter Demokratien oder Monarchien leben? Ob sie Faschisten oder Kommunisten sind? Unser Problem ist, unsere eigene Demokratie zu bewahren. Und sehr wenig, wenn überhaupt etwas, wurde erreicht, um uns zu versichern, dass der Weltkrieg wirklich der Krieg war, der alle Kriege beenden sollte. (…)

 

Es gibt nur einen Weg, um mit dem Anschein von Praktikabilität zu entwaffnen. Das bedeutet, dass alle Nationen zusammenkommen und jedes Schiff, jede Kanone, jedes Gewehr, jeden Panzer, jedes Kriegsflugzeug verschrotten. Doch auch das würde, wenn es möglich wäre, nicht ausreichen. Der nächste Krieg wird laut Experten nicht mit Schlachtschiffen, nicht mit Artillerie, nicht mit Gewehren und nicht mit Maschinengewehren geführt. Es wird mit tödlichen Chemikalien und Gasen gekämpft. Insgeheim studiert und perfektioniert jede Nation neuere und grässlichere Mittel, um ihre Feinde im großen Stil zu vernichten. Ja, Schiffe werden weiter gebaut, denn die Schiffbauer müssen ihre Gewinne machen. Und es werden immer noch Waffen hergestellt und Pulver und Gewehre werden hergestellt, denn die Munitionshersteller müssen ihre riesigen Gewinne erzielen. Und natürlich müssen die Soldaten Uniformen tragen, denn auch die Fabrikanten müssen ihre Kriegsgewinne erzielen. Aber Sieg oder Niederlage werden durch die Fähigkeiten und den Einfallsreichtum unserer Wissenschaftler bestimmt. Wenn wir sie weiter dazu einsetzen, Giftgas und immer mehr teuflische mechanische und explosive Zerstörungsinstrumente herzustellen, werden sie keine Zeit für die konstruktive Arbeit haben, keine Zeit, um mehr Wohlstand für alle Völker zu schaffen. Indem wir sie für eine nützliche Arbeit einsetzen, können wir alle mit Frieden mehr Geld verdienen als mit Krieg. Selbst die Munitionshersteller.

 

Also – ich sage: Zur Hölle mit Krieg!«  

 

Diesem Schlusswort von Butler ist kaum etwas hinzuzufügen. Krieg ist falsch. Immer. Und gerade in einer Zeit, deren Parallelen zu düsteren Kapiteln vergangener Tage nicht von der Hand zu weisen sind, sollten wir jene Personen hartnäckig mit der Vergangenheit konfrontieren, die aus ihr nichts gelernt haben. Diejenigen, die die Gräuel dieser dunklen Ära erneut heraufbeschwören wollen.

 

»Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.« (George Orwell)




Bild: Netzfund


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