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Abpfiff in der Loge (Teil 2)

Ein umfangreicher wie lesenswerter Gastbeitrag zur EM 2024 - der zweite Teil von Henrik Jan Mühlenbeins Mammutprojekt zum "Leben und Sterben König Fußballs".


Hinweis: Teil eins des Projektes, veröffentlicht im Jahr 2022 anlässlich der WM in Katar, findet man HIER. Zudem können beide Teile des Textes direkt unter dieser Einleitung als PDF heruntergeladen werden.




Henrik Jan Mühlenbein | 08.06.2024


Teil 1 - PDF Download Teil 2 - PDF Download

Kristallnacht


Im Jahr 2007 besuchte Henry Gruen seine alte Grundschule in Köln, die bis 1938 von der zuständigen Schulaufsicht als „Israelitische Volksschule Lützowstraße“ staatlich anerkannt war und später in ein Berufskolleg umgewandelt wurde. Zehn Lehrer führten den Ehrengast nach einem interessanten Gespräch bei Kaffee und Kuchen durch die Gebäude und hörten ihm aufmerksam zu. Verblüfft bemerkte Gruen dabei zuerst die relativ geringen baulichen und einrichtungsbezogenen Veränderungen seit seiner Schulzeit, vor allem in der Turnhalle. Es schien ihm fast so, als wäre die Zeit vor siebzig Jahren stehengeblieben. Die Turngeräte seien eindeutig noch von damals, die Fensterfront und der Holzboden auch. Dann wurde er etwas ärgerlich: „Ich muss sagen, ich bin entsetzt! Sie haben offensichtlich den herrlich begrünten Innenhof der Schule zubetoniert und zu einem Lehrerparkplatz umfunktioniert. Wir haben dort so wunderschöne Pausen auf der Wiese unter den Bäumen verbracht. Vor allem haben wir hier leidenschaftlich Fußball gespielt.“


Die furchtbare Familiengeschichte von Henry Gruen ist in dem Buch „Ich habe Köln doch so geliebt“ von Barbara Becker-Jákli dokumentiert. Er konnte – im Gegensatz zu Eltern und jüngerer Schwester – die Shoah überleben, indem er auf Veranlassung des Jawne-Schuldirektors Dr. Erich Klibansky gerade noch rechtzeitig nach England und später in die USA emigrierte. Da seine Familie in unmittelbarer Nähe der Köln-Ehrenfelder Synagoge Körnerstraße wohnte, sind Gruens Kindheitstraumata auch mit den Pogromen in der sogenannten „Kristallnacht“ am 9. November 1938 verbunden. Dabei sind das kleine Haus der Familie und die Synagoge komplett niedergebrannt. Dem Jungen blieb aus dieser Nacht besonders die schweigende Masse in Erinnerung, die bei der Zerstörung tatenlos und scheinbar seelenruhig zuschaute. Er beschrieb es so: „Es war eine Menschenmenge, aus der gar kein Laut kam. Es herrschte Schweigen. Es war weder Anteilnahme für uns noch Ermutigung für die Aktivitäten dieser Leute zu merken.“

Für ihn geriet die Welt in Nazi-Deutschland schon drei Jahre zuvor vollkommen aus den Fugen: Von einem Tag auf den anderen durfte er nicht mehr auf der Straße oder im Grüngürtel mit Gleichaltrigen Fußball spielen, denn jeder Kontakt zu Juden war Nichtjuden verboten. Vor diesem Hintergrund erinnerte er sich mit einer gewissen Dankbarkeit an seinen Fußballkameraden Günther Krausen, der ihn trotz des Verbots ab und zu heimlich traf und mit zu sich nach Hause nahm. Dort bekamen sie dann jeweils ein Glas Milch. Krausens kamen aus einer stark katholisch geprägten Richtung und waren keine Nationalsozialisten. Ansonsten war Gruen in keinem nichtjüdischen Haushalt mehr willkommen.


Beim Besuch seiner alten Schule kam er immer wieder auf seine Fußballbegeisterung als kleiner Junge zu sprechen: „Ich wäre so gerne in einen Verein gegangen.“ Doch laut der braunen Ideologie sollten seinen jüdischen Glaubensgenossen und ihm erst die gesellschaftliche, dann die berufliche Teilhabe und schließlich das Leben genommen werden. Den Nationalsozialisten war bei ihren menschenverachtenden Plänen die große Bedeutung des Fußballs in Deutschland bewusst, auch wenn ihr Führer diesen Sport bekanntermaßen kein bisschen respektierte. So besuchte Adolf Hitler zeitlebens nur genau ein Länderspiel, welches Deutschland 0:2 gegen Norwegen bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin verlor. Daraufhin verließ er völlig erbost das Stadion. Deutschland schied aus dem Turnier aus und Nationaltrainer Otto Nerz verlor seinen Job schließlich an Sepp Herberger. Die Nationalsozialisten konnten und wollten aber den Fußball im Dritten Reich trotz des Führers Antipathie nicht diskreditieren oder gar abschaffen. Ihr Ziel war es vielmehr, ihn mit aller Konsequenz ideologisch zu missbrauchen und ihn seiner vereinigenden Kräfte zu berauben.

Übrigens erkämpfte Deutschland-Bezwinger Norwegen bei der Olympiade 1936 sensationell die Bronzemedaille. Die Mannschaft wurde dabei vom ehemaligen HSV-Star Asbjørn Halvorsen trainiert. Dieser verstarb später mit gerade einmal 56 Jahren. Für seinen viel zu frühen Tod war hauptursächlich sein zehn Jahre zuvor erlittenes NS-Konzentrationslager-Martyrium mit schwerer Fleckfieber-Erkrankung verantwortlich.

 

Boycott Germany 2024!


Die Europameisterschaft 2024 findet in Deutschland statt. „Oh, wie ist das schön, oh, wie ist das schön, sowas ham wa lange nicht gesehn, so schön!“ Wieder werden sich wildfremde Menschen beim öffentlichen „Rudelgucken“ grölend in den Armen liegen. Sie werden trunken vor Freude und Alkohol sein. Das ganze „Schland“ ist für ein paar schöne Stunden zusammen, wenn „die Mannschaft“ aus identitätspolitischen Gründen wahlweise in „Pink-Lila-Regenbogen“ oder „Schwarz-Weiß-Rot-Gold“, aber vor allem ohne das böse Wort „national“ auf den offiziellen Merchandise-Artikeln, in Aktion tritt.


Während solcher Welt- und Europameisterschaften scheint in den Medien nichts wichtiger zu sein als das Kräftemessen der schussstarken Gladiatoren mit ihren schwarzen Konten in der Schweiz, in Luxemburg oder sonstigen Steueroasen. Es ist faszinierend, dass ein derart trivialer Ballsport zur wichtigsten Nebensache der Welt geworden ist und die Existenzängste verunsicherter Menschen auf einen Schlag beiseitezuschieben vermag. Die laut zwangsgebührenfinanzierten Rundfunkanstalten zweifellos unmittelbar bevorstehende gesundheitliche, klimatische, militärische und finanzielle Apokalypse darf sich hinsichtlich ihrer medialen Dauerpräsenz eine mehrwöchige Auszeit nehmen.


Kaum noch im kollektiven Gedächtnis Fußballdeutschlands scheinen das blamable Ausscheiden der Nationalmannschaft beim letzten Großevent des Weltfußballs im Wüstenstaat Katar und die parallel dazu offensiv zur Schau gestellte politische Doppelmoral zu sein. So durfte die – laut Spielerfrau Linda Villanueva unter ihren Umhängen grauenhaft streng riechende – Scheich-Elite innerhalb weniger Monate die ausgeprägte Schizophrenie deutscher Politiker, Fußballer und Funktionäre kennenlernen. Zuerst bettelte der „extrem coole“ Klimaminister Robert Habeck um auf minus 80 Grad tiefgekühltes Flüssiggas, welches mit Schweröltankern zehn Tage lang bis an deutsche LNG-Terminals in Naturschutzgebiete zu liefern sei. Seine Wünsche mussten unerfüllt bleiben, und das, obwohl er laut Aussage des katarischen Energieministers Saad Scharida al-Kaabi kein Wort zum Umgang des Gastgeberlandes mit den drei Millionen Arbeitssklaven oder der jahrelangen Sportkorruption verlor, die das Winterturnier in der Wüstenstadt Doha überhaupt erst ermöglichten.


Nach diesem bauchnabeltiefen Bückling betrat zum ersten Spiel der Nationalmannschaft statt des Bundeskanzlers oder der Außenministerin überraschenderweise die deutsche Innenministerin Nancy Faeser die Weltsporttribüne. Sie nutzte gleichermaßen ideologiegetrieben wie geschichtsvergessen eine Armbinde als provokantes Zeichen – und ließ sich dabei völlig selbstverständlich mit FIFA-Obermafiosi Gianni Infantino ablichten, obwohl dieser das Hauptziel der weltweiten WM-Vergabe-Kritik darstellte und sich mit seiner Familie zur Vermeidung juristischer und persönlicher Angriffe längst im Wüstenemirat luxuriös eingebürgert hatte.

Inwieweit Faeser auch die vor dem Spiel zelebrierte „Hand auf den Mund“-Geste der elf deutschen Nationalspieler mitverantwortete, blieb ungeklärt. Interessant war die Verbindung zwischen der Öffentlichkeitsarbeit von Faesers SPD und der deutschen Nationalmannschaft in persona des Werbemanagers Raphael Brinkert. Laut seiner Selbstbeweihräucherung bei „about.me“ ist er besonders stolz auf den erfolgreichen Europawahlkampf für Angela Merkel 2019, welcher im Anschluss zur undemokratischen Inthronisierung von Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin führte, obwohl sie in Brinkerts Kampagne zuvor keinerlei Erwähnung fand. Schnell wechselte „Werbe-Rapha“ nach diesem fulminanten Sieg die politischen Fronten und verantwortete zwei Jahre später mit seiner Firma „brinkertlück“ als Leadwerbeagentur erfolgreich den Bundestagswahlkampf für Faesers SPD und die Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz.


Brinkerts zweites Standbein war stets das Sportmarketing. Durch seinen Agenturpartner Dennis Lück verfügte er dabei – genau wie früher Adidas-Chef Horst Dassler – über beste Kontakte in die Schweiz, die in diesem Geschäftszweig aufgrund der dort ansässigen globalen Sportinstitutionen seit den 1970er Jahren zwingend nötig waren. Während er seine zweifelhafte DFB-Imagekampagne zur Katar-WM im Nachhinein schnell unter den arabischen Teppich kehrte, brüstete er sich damit, die EM mit Hilfe der von ihm entworfenen „United by Football – Euro 2024“-Bewerbung praktisch im Alleingang nach Deutschland geholt zu haben. Nebenbei betonte er seine sensationelle Social-Media-Arbeit für den erfolglosen Traditionsverein Schalke 04 und die besonderen Kontakte zu Nationalspieler Leon Goretzka, der bei der EM 2024 aus dem Kader flog. Höchstwahrscheinlich waren es genau dieser Goretzka und sein Freund Manuel Neuer, die darauf bestanden, dass vor dem ersten Spiel dringend ein politisches Zeichen gesetzt werden müsse. Viele andere Spieler, angeblich auch Thomas Müller, opponierten lautstark gegen dieses Vorhaben und wünschten sich eine Fokussierung auf den Sport und das wichtige erste Spiel, welches dann aber desaströs verloren wurde und das frühe Ausscheiden des Nationalteams einleitete.


Die Dokumentation „All or Nothing“ zeigte, wie Nationaltrainer Hansi Flick nach einer Besprechung mit der Mannschaft eine Nachricht erhielt und dazu sagte: „Der Schweini (Bastian Schweinsteiger, Anm. d. Verf.) schreibt mir gerade, dass wir heute über das nervige Thema sprechen.“ Im Anschluss brachte Flicks Co-Trainer Dr. Stephan Nopp im Rückblick das damit gemeinte Dilemma auf den Punkt: „Du hast elendige Diskussionen. Selbst am Mittagstisch am Spieltag diskutierst du mit Trainern oder Spielern, was richtig ist, was nicht richtig ist oder wie es hätte laufen können. Das ist unfassbar störend, weil es kam kein Fokus, keine Stimmung und Freude auf dieses Spiel auf. Es war nur Thema: ‚Wie können wir ...?‘‚ Welche Aktion machen wir …?‘. Es verpuffte eigentlich alles. Es prallte alles ab an dieser Diskussion.“


Die Politik hatte einmal mehr den Sport gekapert, und anhand des umtriebigen „Polit-Werbemanagers“ Raphael Brinkert wurde informierten Fußballanhängern klar, weshalb ihr DFB-Team ohne Unterlass von Regierungsvertretern und alternativlosen Themen wie „Klimaschutz“, „Integration“, „Anti-Rassismus“, „LGBTQIA+“, „Ukraine-Unterstützung“, „Energiesparen“ et cetera vereinnahmt wurde und wird. Einflussreiche Strategen wie Brinkert sorgten darüber hinaus dafür, dass Kandidaten verschiedenster Parteien auch in Wahlkampfzeiten auf die Wählerschaft vollkommen austauschbar wirkten.


Eine selbstkritische Reflektion des politischen Handelns vor und während der WM in Katar dürfte bei den involvierten Ministern ausgeblieben sein. Denn sowohl Habeck als auch Faeser machten während ihrer steilen Karrieren nie ein Geheimnis daraus, dass sie – in Habecks Worten – „mit Deutschland noch nie etwas anfangen konnten“. Der sportliche Erfolg der Nationalmannschaft und der Fußball im Allgemeinen dürften ihnen stets egal gewesen sein. Dagegen sahen Menschen mit Fußballherz die Lage ihrer geliebten Nationalmannschaft nach dem erneuten Aus in der Vorrunde dramatisch. Bundesligatrainer Steffen Baumgart konstatierte, dass die Mannschaft eigentlich gut gespielt habe. Doch durch die mediale Dauerberichterstattung über das Emirat, die FIFA-Machenschaften und ein deshalb notwendiges Statement Deutschlands wäre von Seiten der heimischen Fans die gewohnte Identifikation mit der Nationalmannschaft ausgeblieben. Das hätten auch die Spieler gemerkt. DFB-Sportfunktionär Andreas Rettig ergänzte, dass bis zur heimischen Europameisterschaft der Fußball dringend wieder in den Vordergrund gerückt werden müsse.


Als Höhepunkt dieser Kritik kam es zu einem medialen Disput zwischen DFB-Präsident Bernd Neuendorf, DFB-Sportchef Rudi Völler und Nancy Faeser. Neuendorf sagte zum Binden-Eklat: „Die Innenministerin hat eine Entscheidung getroffen, das ist ihre Entscheidung gewesen. Das war in keinster Weise mit uns abgesprochen.“ Völler wurde noch deutlicher: „(…) die Innenministerin hätte das ein oder andere lassen sollen.“ Statt Kritik anzunehmen und sachlich zu diskutieren, um der Nationalmannschaft in Zukunft derartige Bärendienste zu ersparen, bezichtigte Faeser per Retourkutsche Neuendorf indirekt der Lüge und Völler der FIFA-Kumpanei. So sagte sie: „Natürlich habe ich die Binde vom DFB erhalten. Von wem sonst?“ Selbst wenn es so gewesen sein sollte, macht es doch einen gravierenden Unterschied, eine Binde zum Beispiel von einem Zeugwart zu erhalten oder mit den Hauptverantwortlichen das öffentlichkeitswirksame Tragen des umstrittenen Textils auf der Tribüne zu vereinbaren. Weiter wetterte Faeser auch gegen den DFB-Sportchef: „Ich finde nicht, dass Herr Völler die Arbeit für die FIFA machen sollte. Die Binde zu tragen war ja eine Aktion vor allem im Protest gegen die FIFA – nicht gegen Katar, sondern gegen die FIFA, die ja den Verbänden, die das tragen wollten, worunter der DFB ja war, das verboten hat kurz vor Start der Spiele. Es war mir persönlich wichtig, dort Haltung zu zeigen.“ In lächelnder Pose neben „FIFA-Monster“ Gianni Infantino fiel ihre Haltung auf der Tribüne bekanntermaßen alles andere als kritisch aus. Es blieb darüber hinaus ihr Geheimnis, weshalb sie die deutsche Flüssiggas-Hoffnung Katar von jedweder Kritik ausnahm. Zum Schluss des leidigen Themas noch ein wenig beachteter Fakt: Zwar war die „One Love“-Binde nicht FIFA-konform, allerdings waren drei Alternativen erlaubt: „SaveThePlanet“, „NoDiscrimination“ und „FootballUnitesTheWorld“. Das genügte den moralinsauren Ansprüchen der deutschen Weltverbesserer aber nicht. Es musste unbedingt die „Eine Liebe“ sein.


Politische Haltungspropaganda im Umfeld des Fußballs hat eine unrühmliche Tradition. Die Verquickung mit wirtschaftlichen, politischen und nicht selten kriminellen Interessen ist schon seit mehr als hundert Jahren das zentrale Problem der mit großem Abstand beliebtesten Sportart hierzulande. Während sich der erste Teil von „Abpfiff in der Loge“ mit der Entstehung der Football Association in England und der von Kommerz und Korruption geprägten Entwicklung des globalen Fußballgeschäfts seit den 1970er Jahren beschäftigte, rücken im zweiten Teil die Geschichte der Institutionalisierung und der Ideologisierung des Fußballsports bis Mitte des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt.


Diese Themen dürften auch für die etwa siebzig Prozent der Bevölkerung von Interesse sein, die sich in keiner Weise für 22 Menschen erwärmen können, die mehr oder weniger engagiert einem runden Ball hinterherjagen. Es geht im Folgenden nämlich nicht nur um den Sport, sondern auch um die herausragenden Persönlichkeiten, die mit ihren Ideologien und Netzwerken um die Gestaltungshoheit des Fußballbetriebs mit aller Härte kämpften. Menschenfeindlichkeit, Narzissmus, Kompromisslosigkeit und Opportunismus sind dabei einige der Charaktereigenschaften, die diesen Fußballführern der ersten Stunde zugeschrieben wurden. Somit waren sie gleichermaßen ein Abbild ihrer von Hass erfüllten Zeit wie auch ein zu wenig beachtetes Signal an nachfolgende Generationen: Dass wichtige Bereiche des Gemeinwesens nicht zentralisierten Institutionen und einzelnen, machtbesessenen und von extremistischen Welt- und Menschenbildern überzeugten Führungspersönlichkeiten überantwortet, sondern basisdemokratisch selbst gestaltet werden sollten.


Der erneute Appell kann nur lauten: Wer die WM in Katar bereits kaum mitverfolgte, sollte auch dem EM-Spektakel in Deutschland seine Aufmerksamkeit so weit wie möglich entziehen – und stattdessen den Amateur- und Breitensport unterstützen oder mit viel Spaß an der Freude und echtem Fairplay selbst gegen das runde Leder kicken.


Kulturpessimismus


Die Spurensuche nach den Anfängen der auf lange Zeit unumkehrbaren Fehlentwicklungen im professionellen Fußballsport führt weit zurück. Denn bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der in Abgrenzung zum Rugby-Fußball „Association-Fußball“ genannte Ballsport in Großbritannien ein Massenphänomen und unter klar definierten Einschränkungen sogar professionalisiert. Die gutverdienenden britischen Berufsfußballer verbesserten ihre Fähigkeiten rasant und wollten sich international messen. Doch für sie galt lange Zeit „competition is none“, denn auf dem europäischen Festland tat sich die Implementierung eines vergleichbaren Profifußballs schwer, besonders in Deutschland.


Um die Widerstände zu verstehen, muss man sich mit der Turnbewegung beschäftigen, die seit ungefähr 1800 mit unzähligen Turnfesten über die Grenzen der Fürstentümer hinaus viele Deutsche zusammenbrachte. Auf diesen Treffen wurde nicht nur geturnt, sondern auch mit großer Vehemenz politisiert. Dabei wurden die nationale Einheit und mehr Demokratie gefordert und von einer nicht-feudalen Regierung, einer Einbindung der Öffentlichkeit, von Pressefreiheit und einer besser verständlichen Sprache in der Politik geträumt. Diese Bewegung wurde von den Herrschenden als so aufrührerisch bewertet, dass es im Laufe des Jahrhunderts zu verschiedenen sogenannten „Turnsperren“ kam, vor allem von 1842 bis 1848 und von 1852 bis 1860. Die Turnbewegung galt als eine gemeingefährliche Gesellschaft zur planmäßigen Verwirklichung vaterlandsfeindlicher Absichten, deren Vereine und Zusammenkünfte in den aufgeführten Zeiträumen strengstens verboten waren.


Doch um 1860 drehte sich der geopolitische Wind, und die Hegemonialmacht Preußen strebte zum eigenen Machtausbau den Nationalstaat unter eigener Herrschaft an. Gleichzeitig stieg die französischfeindliche Stimmung, die in diesem Jahrhundert im Krieg von 1870 bis 1871 zwischen Preußen und Frankreich kulminierte. Die preußische Führung wünschte die Vereinigung der Bevölkerung und sah in den Turnvereinen die geeigneten Orte zur gemeinschaftlichen Wehrertüchtigung. Der Vater der Turnbewegung Friedrich Ludwig Jahn wurde so in kurzer Zeit vom Aufrührer zum Erfüllungsgehilfen. Er fühlte sich dadurch nach Jahrzehnten der Ablehnung des Adels und der preußischen Militärelite endlich verstanden und geschmeichelt. Sein geliebter Nationalstaat war Wirklichkeit geworden. Nun wollte er seinen Beitrag leisten, das deutsche Volk für den Kampf gegen lauernde Feinde vorzubereiten, zu denen er mit Vehemenz auch das Judentum zählte. Seine Turnübungen sollten nicht zuletzt der Erziehung zum deutschen Volksbewusstsein dienen. Es war somit keinesfalls vermessen, eine Wurzel des ausufernden Nationalismus in der deutschen Turnbewegung zu erkennen. Auch für den jüdischen „Vater des Sportjournalismus“ Willy Meisl aus Österreich stand fest, dass das deutsche Turnen an Hitlers Erfolg große Schuld trug. Die „Deutsche Turnerei“, formulierte Meisl etwa 1947 in einem Beitrag für die Göttinger Universitätszeitung, „war von jeher ein Hort schärfsten Nationalismus, die Volksschule des Chauvinismus.“ Er sei „überzeugt, dass gerade das ‚teutsche Turnen‘ das deutsche Volk überhaupt erst dem Nationalsozialismus erschlossen hat“.


Es ist vielfach belegt, dass der aus Großbritannien importierte „Association-Fußball“ in der Turnerschaft von Anfang an nicht gut angesehen war. Fußball wurde als „englische Krankheit“ oder „undeutsche Modetorheit“ bezeichnet. Stellvertretend für die Haltung vieler Turner stand die Streitschrift „Fußlümmelei“ von Professor Karl Planck, die noch im Jahr 1898 viel Zustimmung in Deutschland erfuhr. Der Fußball, so schrieb er, „ist ein Zeichen der Wegwerfung, der Geringschätzung, der Verachtung, des Ekels, der Abscheu“. Er verstieg sich sogar zu der These, dass der Mensch durch das für Feldspieler streng verbotene Benutzen der Hände konträr zu seiner Evolution zum wesentlich fußorientierteren Affen zurückgestuft werde.


Dann brach der Erste Weltkrieg aus. Den endlosen Stellungskämpfen fielen Millionen Menschen zum Opfer. Viele Überlebende brachten nach Kriegsende neben schweren Traumatisierungen drei neue Angewohnheiten mit nach Hause, die ihnen vorübergehend Ablenkung und Trost spendeten: Da war zunächst das Rauchen. Durch die ununterbrochene Versorgung der Frontsoldaten mit Tabakwaren wurden die meisten von ihnen hochgradig nikotinsüchtig. Die gesundheitliche Gefährdung war ihnen sehr zur Freude der prosperierenden Tabakindustrie noch nicht annähernd bekannt. Auch das Skatspiel wurde aus den Fronteinsätzen mitgebracht und zu einer neuen nationalen Freizeitbeschäftigung. Doch vor allem kam es zum Siegeszug des Fußballs, denn zum Erhalt der Fitness und zur Ablenkung von der immanenten Todesangst waren in den längeren Phasen temporärer Waffenruhe an der Front beinahe täglich Fußballspiele ausgetragen worden.  


Bekannt sind in diesem Zusammenhang die Geschehnisse während der Weihnachtszeit 1914, die detailliert in dem Buch „Der kleine Frieden im großen Krieg“ von Michael Jürgs beschrieben wurden. Nach vier Monaten Krieg sangen auf einmal britische und deutsche Soldaten gemeinsam Weihnachtslieder und es kam zu Verbrüderungsszenen. Man bestattete gemeinsam die Gefallenen, kam ins Gespräch und tauschte kleine Geschenke – Zigaretten, Zigarren oder einfach nur einen Schluck aus der Schnaps-, Whisky- oder Rum-Flasche – aus. Oberleutnant Johannes Niemann erinnerte sich an das gemeinsame Fußballspiel: „Plötzlich brachte ein Schotte einen Fußball an, und es entwickelte sich ein regelrechtes Fußballspiel mit hingelegten Mützen als Toren.“ Doch die politischen und militärischen Führungen auf beiden Seiten beendeten dem versöhnenden Treiben ein schnelles Ende. Mit den kriegstypischen Aufhetzungen und Versprechungen von der letzten Schlacht und der letzten Entbehrung ließen sich deutsche und alliierte Soldaten weiter in ihr Verderben treiben. Am Ende waren mehr als 9,5 Millionen von ihnen tot. 1918 gab es allein in Deutschland 2,7 Millionen Kriegsversehrte.


Die Fußballbegeisterung war nicht mehr aufzuhalten. Niemals in der Geschichte dieses Sports wurden so viele Fußballvereine gegründet wie im Jahre 1919. Mit dem Teamsport wurde Hoffnung verbunden. Schließlich brachte das runde Leder Menschen zusammen, ohne dass Herkunft, Religion oder Milieu irgendeine Rolle spielten. Gerade die jüdische Minderheit wünschte sich nach den gemeinsamen Kriegserfahrungen ein Ende der jahrhundertelangen Judenfeindlichkeit in Deutschland. Aus religiöser Perspektive folgte bei ihnen eine Phase stärkerer Assimilation und weitgehender Abkehr von der strengen Orthodoxie.

Zu den Hochburgen der Fußballbegeisterung zählte nach dem Ersten Weltkrieg neben Berlin, Karlsruhe, Prag oder Budapest besonders Wien, das auch nach Ende des Kaiserreichs eine Weltstadt blieb. Die Stadt war Handels- und Bankenmetropole sowie kultureller Anziehungspunkt für den gerade entstehenden Massentourismus. In den Kaffeehäusern wurde aus dem Fußballsport erstmals eine regelrechte Wissenschaft gemacht. Man diskutierte lebhaft über Mannschaften, Spielphilosophien und Einzelleistungen. Die oft aus Zuwandererfamilien stammenden Spieler der Vereine Rapid, Austria, Athletik, Vienna und Hakoah waren seit 1924 allesamt Berufskicker. Dadurch fanden wichtige Pokalwettbewerbe der 1920er Jahre ohne das den Professionalismus ablehnende Deutschland statt. Im „Mitropa-Cup“ spielten österreichische, tschechische, ungarische, italienische und jugoslawische Vereinsmannschaften, in einem anderen Cup die Nationalmannschaften Italiens, Österreichs, Ungarns, der Tschechoslowakei und der Schweiz.


In dieser Zeit wurde der Sport weltweit zu einem Kulturgut. Viele Künstler beschäftigten sich in ihren Werken mit der Ästhetik sportlich aktiver Körper. Es wurde aus soziologischer Sicht begrüßt, dass auch für Menschen in industrialisierten Städten vermehrt Bewegungsangebote existierten und im Bildungssystem die „Negierung des Leibes“ endgültig der Vergangenheit angehörte. Schließlich schufen Sportevents wie Fußballspiele, Boxkämpfe oder Sechstagerennen dringend benötigte Arbeitsplätze und brachten hohe Einnahmen.


Doch der neue Freizeittrend stieß auch auf Ablehnung. Die Gegenbewegung hatte viel mit den schrecklichen Erlebnissen von Krieg und Elend zu tun, die in der Bevölkerung generell ein großes Unbehagen zurückließen. Intellektuelle, Politiker und Kulturschaffende sahen die Menschheit an einem historischen Tiefpunkt. Es grassierte ein ausgeprägter „Kulturpessimismus“, worunter bis heute im Allgemeinen die Kritik an zeitgenössischen und absehbaren Entwicklungen zu verstehen ist. In einzigartiger Prägnanz brachte der französische Sozialphilosoph Georges Sorel die resignative Weltsicht seiner Zeit auf den Punkt: „Alle Traditionen sind verbraucht, aller Glaube abgenützt (…). Alles vereinigt sich, um den guten Menschen trostlos zu machen (…). Ich kann von der Dekadenz kein Ende sehen und sie wird in ein oder zwei Generationen nicht geringer sein. Das ist unser Schicksal.“ Als besonders ausgeprägte Kulturpessimisten gelten bis heute Jean-Jaques Rousseau, Karl Marx und Friedrich Wilhelm Nietzsche.

Eine große Skepsis gegenüber neueren Entwicklungen und den damit verbundenen ausländischen Einflüssen war in den 1920er Jahren vor allem in nationalkonservativen und nationalsozialistischen Kreisen verbreitet. Als Hauptwerk dieser Zeit galt Oswald Spenglers Buch „Der Untergang des Abendlandes“. Welche Facetten des Kulturpessimismus den Sport betrafen, arbeitete der Engländer Jon Hughes in seinem lesenswerten Artikel „Im Sport ist der Nerv der Zeit selber zu spüren (…)“ heraus. Für ihn konnten die Kritikpunkte in drei Bereiche unterteilt werden: Sinn und Zweck des Sports, Rolle der Konsumenten und Kommerzialisierung des Sports.


Aus Sicht der damaligen Skeptiker sollte dem Sport an sich grundsätzlich keine größere Bedeutung beigemessen werden. Einem Ball hinterherzulaufen oder mit dem Fahrrad sechs Tage lang im Kreis zu fahren, sei gleichermaßen einseitig wie sinnlos. Ebenso belanglos sei das permanente Streben nach Höchstleistungen und Rekorden, welches unsäglicherweise dem sich weltweit ausbreitenden Leistungs- und Effizienzdenken der USA entstamme.


Die Bevölkerung werde zudem durch die vielen Sportgroßveranstaltungen in eine passive Rolle gedrängt. Nur der Volks-, Breiten- beziehungsweise Amateursport im Sinne vielseitiger Leibesübungen fördere flächendeckend Sportsgeist, Disziplin, Gesundheit, Zusammenhalt und nationale Identität. Jeder Sport solle als Erziehungsmittel zur Charakterbildung verstanden werden. Hierzu könne und solle man auch militärorientierte Kompetenzen wie Wehrbarkeit, Waffenfähigkeit oder Streitbarkeit zählen.

Mit besonderem Argwohn wurde die zunehmende Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports betrachtet. Statt um den „Spaß an der Freude“ ginge es augenscheinlich nur noch um den persönlichen oder unternehmerischen Gewinn. Man vertrat in kritischen Kreisen die Ansicht, dass überregionale Organisatoren, Unternehmen und Medien auch mit Hilfe von Presse, Funk und Film Sensationsgier und Star- beziehungsweise Elitenkult beförderten und Bürgern neben Zeit und Geld die Eigeninitiative raubten. Vereine, Sportstätten und Sportler verlören ihre regionalen Bezüge und Eigenarten.


Es ist zu konstatieren, dass sich noch heute viele der Kritikpunkte des damaligen Kulturpessimismus in den Grundsätzen großer Fußball-Fangruppierungen wiederfinden. So steht beispielsweise im „Schickeria-Manifest 2008“ der Ultras des FC Bayern München: „Erlebt man einen Bundesliga-Spieltag im Stadion, wird man schon auf dem Weg ins Stadion von unzähligen Sponsoren und deren Werbebotschaften belästigt. Die Infrastruktur der Stadien ist ebenfalls maßgeblich nach den Interessen der ‚Werbepartner‘ ausgelegt. Besaßen die Stadien früher neben einem eigenen Namen etwas Individuelles, Sympathisches und Familiäres, sind sie heute zu austauschbaren und Einkaufscentern nachempfundenen, sterilen Funktionsbauten – so genannten Arenen – verkommen.“


Die Fußballpioniere Anfang des 20. Jahrhunderts sahen diese den Fußball kommodifizierenden Entwicklungen weitgehend voraus. Manche von ihnen wollten sie befördern und von ihnen profitieren, andere sahen sich in der Verantwortung, gegenzusteuern. So kam es zwangsläufig zu ideologiegetriebenen Machtkämpfen um den neuen Massensport mit seinen hohen Rendite- und Werbe- beziehungsweise Propagandapotenzialen.


Machtkämpfe


Welchen „Ehrenmännern“ gebührt heute der Dank dafür, das Milliardengeschäft Fußball in Deutschland etabliert zu haben? Hierbei sollte zuerst Konrad Koch genannt werden, der im Gegensatz zu weiteren Pionieren wie Walter Bensemann, Peco Bauwens, Guido von Mengden oder Fritz Linnemann wohl eher ein angenehmer Zeitgenosse war. In Braunschweig geboren und gestorben, erhielt er von seinem Schüler Ewald Bertram im Jahr 1900 ein traumhaftes Zeugnis über seine Persönlichkeit ausgestellt: „Er war großzügig, ein feiner Mann, hochgebildet, es war ein Genuss, bei ihm zu sein. Wir wurden da in der Oberprima nicht angebrüllt, er hatte Verständnis für uns und war unter uns in den freiwilligen Turnstunden, als wenn er zu uns gehörte.“ Sein Biograph Kurt Hoffmeister kommt zu ähnlich positiven Schlüssen. Koch habe auf Grundlage des klassischen Humanismus und der Liebe zu Homer seine Schüler zu erziehen versucht.


Es ist müßig, die Pionierleistung Kochs dadurch zu schmälern, dass er mit seinem Kollegen ja zuerst keinen runden Fußball, sondern ein „Rugby-Ei“ in den Unterricht brachte – und somit nicht durch ihn in Braunschweig, sondern durch den weitgehend unbekannt gebliebenen Lehrer Wilhelm Goerges in Lüneburg erstmalig in Deutschland nach den bis heute weitgehend gleichgebliebenen „Assoziations-Regularien“ gespielt wurde. Es sollte vielmehr hervorgehoben werden, dass der Pädagoge Koch für den Schulfußball eigene Regeln festschreiben wollte, die sich besonders auf ethische Werte wie Disziplin und Teamgeist ausrichteten. Er sah im Ballsport stets große Erziehungsmöglichkeiten, wobei der Fußball für ihn lediglich Primus inter Pares war. Auch Korf- und Handball fanden gleichermaßen seine Bewunderung. Über Streitereien und Intrigen der obersten Sportfunktionäre seiner Zeit konnte er vermutlich nur müde lächeln. Denn für ihn sollte allein das Volk über die Verbreitung und Organisation der einzelnen, selbstverständlich gleichberechtigten Sportarten entscheiden.


Sein Glaube war naiv. Denn ein gewisser Walter (später Walther) Bensemann scharte schon in den 1890er Jahren eine junge Gruppe um sich, mit welcher er den neuen Sport in Deutschland einführen, zentralisieren und anschließend international vernetzen wollte. Bensemann wird heute als der Mann betrachtet, der den „Fußball nach Deutschland gebracht“ habe. Diesem Titel kann eine gewisse Berechtigung nicht abgesprochen werden, denn es ist schier unglaublich, wie viele Spuren er in der deutschen Fußballgeschichte hinterlassen hat.


Es sollte gleich zu Beginn angemerkt werden, dass die öffentliche Wahrnehmung seiner Person nicht durch eine faktenbasierte Biografie, sondern durch einen „biografischen Roman“ von Bernd-M. Beyer geprägt wurde, der sich mit diesem literarischen Kunstkniff hinsichtlich des Wahrheitsgehalts seiner Legendenbildung unangreifbar machte. Das ist gut nachvollziehbar, denn um Bensemann rankten sich unzählige Mythen, auch weil nur wenig über Familie und Privatleben bekannt wurde. Bensemann selbst äußerte sich dazu kaum, auch was seine jüdische Herkunft betraf. Lediglich entfernte britischstämmige Verwandte nannte er einmal beiläufig. Alles um ihn herum blieb nebulös und unklar. Passend zu diesen undurchschaubaren Familienverhältnissen kann die Passage in Beyers Roman angeführt werden, in welcher Bensemann von seiner Mutter ohne Begründung ein sehnsüchtig erwarteter Besuch verweigert wurde.


Fest steht, dass es an der englischen Privatschule in der Schweiz, die Walter Bensemann besuchte, außer ihm nur wenige deutsche Schüler gab. Als Sohn eines vermögenden Bankiers wurde er an dieser Schule laut Wikipedia zu einem begeisterten „Fußballmissionar“, der den Sport schon „in jungem Alter als pazifistische Idee und als Mittel zur weltweiten Völkerverständigung“ betrachtete. Weshalb Bensemann so großen Wert auf die frühe Gründung, Ausstattung und Registrierung zahlreicher Vereine und Organisationen zur Förderung des Weltfriedens legte, anstatt sorglos und ungezwungen mit Gleichaltrigen zu „kicken“, blieb offen. So gründete er bereits als 14-Jähriger den FC Montreux und mit 18 Jahren den Karlsruher FV, der 1910 erster gesamtdeutscher Meister wurde. Neben weiteren Vereinsgründungen in Baden-Baden, Straßburg, Offenbach, Freiburg, Gießen, Heidelberg, Mannheim, Marburg, Saarbrücken und Stuttgart war er an den Gründungen der Vorgängervereine von Eintracht Frankfurt und FC Bayern München beteiligt. Auffällig oft schlug er bei Vereinsgründungen den internationalen Namen „Kickers“ vor, der jedoch nicht immer und überall auf Akzeptanz stieß.


Nach seinem abgebrochenen Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften ging er wieder zurück nach Karlsruhe und gründete dort die Karlsruher Kickers, die direkt 27 von 28 Spielen gewannen. Es ist überliefert, dass Bensemann neben den Vereinsgründungen schon sehr früh internationale Begegnungen und Dachorganisationen plante. Mit gerade einmal 20 Jahren war er an der Gründung der wichtigen „Süddeutschen Fußball-Union“ beteiligt und lernte im gleichen Jahr bei den neu gegründeten Straßburger Kickers den späteren FIFA-Vizepräsidenten Ivo Schricker kennen. Im gleichen Jahr organisierte er ein süddeutsches Auswahlspiel gegen eine Schweizer Mannschaft aus Lausanne. Sein Netzwerk war eindrucksvoll. So stand er bereits mit 21 Jahren in Kontakt mit dem Begründer der Olympischen Spiele, Baron Coubertin, und dem sportbegeisterten Fürsten von Hohenlohe. Während seiner Zeit in Frankfurt baute er einen guten Kontakt zu Jakob Rothschild auf, der zeitlebens bestehen blieb. Weiterhin organisierte er die sogenannten fünf Ur-Länderspiele deutscher Auswahlmannschaften gegen französische und englische Teams. Für die Finanzierung dieser durch Anreise, Kost und Logis durchaus kostspieligen Veranstaltungen waren laut Beyers Roman der Juwelier Albert Meyer und Ivo Schrickers Mutter hauptverantwortlich.


Bensemann war als wortgewaltiger Alleinentscheider bekannt, der sich damit in seinem Umfeld nicht immer beliebt machte. So führten die in Eigenregie organisierten Auswahlspiele umgehend zu seinem Ausschluss aus dem Süddeutschen Fußballverband, denn die für den deutschen Sport eher unrühmlichen Schnellschüsse sollten in dieser Form vorerst keine Wiederholung finden. In England hatte der „Macher“ Bensemann dagegen mächtige Fürsprecher gewonnen und für seine Länderspielorganisation sogar die Goldene Ehrennadel erhalten. Trotz des Rückschlags im Süden wurde er bereits ein Jahr später Mitbegründer des „Deutschen Fußballbundes (DFB)“, dessen Namen er höchstpersönlich vorschlug. Er legte dabei großen Wert darauf, dass der längere Titel „Allgemeiner Deutscher Fußballbund“ abgelehnt wurde.


Als wäre das alles nicht genug, erfreut ein weiteres Vermächtnis den Fußballanhänger bis zum heutigen Tage. Damit ist die Gründung der Fußball-Fachzeitschrift „Kicker“ gemeint, für die er einen komplett neuen, mitreißenden Schreibstil des Sportjournalismus erfand. Laut Überlieferung genügten Bensemanns familiäre Kontakte, um den Drucker Eduard Reuss zu überzeugen, das Fußballblatt zu drucken, welches zwanzig Seiten umfasste. Obwohl Wikipedia auf schwere Geldprobleme Bensemanns seit 1901 hinweist, konnte dieser noch jahrelang bis zu seiner Emigration zu seinem Freund Ivo Schricker in die Schweiz 1933 im Grand Hotel Fürstenhof in Nürnberg residieren und viele deutsche und internationale Größen einladen und bewirten. Er verstarb kurz darauf im Jahr 1934.


Leider hatte Walther Bensemann eine sehr dunkle Seite, welche der Romanautor Beyer in der Taschenbuchversion zu den Anmerkungen ab Seite 468 verbannte. Sie wurde durch die Aussagen von Dr. Friedrich Wilhelm Gaston „Fritz“ Weilenmann offenbart. Dieser war zu seiner Zeit einer der wichtigsten Fußballjournalisten, arbeitete bereits Ende der 1930er Jahre erstmals für den von Bensemann gegründeten „Kicker“ und trat nach dem Krieg festangestellt dessen Redaktion bei. Er saß 1956 in der ersten Jury eines der wichtigsten Fußballpreise weltweit: dem „Ballon d’Or“. Im Rahmen von Beyers Nachforschungen war er der einzige Zeitzeuge, der Bensemann noch persönlich erlebte.


In einem ausführlichen Gespräch, welches Beyer in Gänze der Öffentlichkeit bis heute vorenthält, berichtete Dr. Weilenmann, der Bensemann außerordentlich schätzte, von Mutmaßungen, dieser sei homosexuell, zugleich aber auch von päderastischen Neigungen geprägt gewesen, worunter laut psychiatrischer Definition die sexuelle Präferenz für pubertierende Jugendliche zu verstehen ist. Laut Weilenmann erklärte ihm der gemeinsame Freund Peco Bauwens dazu einmal in einem vertraulichen Gespräch: „Bensemann hat unter seiner Veranlagung gelitten. Er war ein großer Melancholiker und einsamer Mensch. Er war oft verzweifelt und hat geweint.“


Diese Aussagen machen fassungslos. Denn Bensemann war an vielen Stationen seines Lebens nicht nur in der Betreuung von Jugendmannschaften eingesetzt, sondern auch als Lehrer tätig. Man muss dem Autoren Beyer wohl Absicht unterstellen, dass er den Themenbereich der Pädagogik, zu dem Bensemann sich in Wort und Schrift ausgiebig äußerte, nicht angemessen in seinen Roman einfließen ließ. In den kurzen Passagen sind bereits erschreckende Parallelen zu typisch päderastischen Verhaltensmustern zu finden. Wie Christian Füller in seinem Buch „Die Revolution missbraucht ihre Kinder“ zeigte, finden Päderasten gerade in einem ideologisch aufgeheizten Umfeld Wege, sich diese Ideologien in ihrem Sinne zurechtzubiegen und ihr Missbrauchsverhalten zu rechtfertigen. Hierunter waren bei Bensemann nicht nur seine sexuellen Neigungen zu subsummieren, sondern auch sein Hang zu gewalttätigen Ausbrüchen gegenüber den ihm anvertrauten Jugendlichen. Dies übertraf bei Weitem das damals übliche Maß der Prügelstrafen. Voller Stolz behauptete er zum Beispiel einmal, einen Schüler durch den ganzen Klassenraum getreten zu haben.

Viele Indizien sprechen für gravierende Straftaten Bensemanns. Als Erstes sind diesbezüglich die ständigen Ortswechsel anzuführen, meist im Jahresturnus. An der Universität Freiburg erhielt er sogar das lebenslange Verbot zu studieren und wurde durch diese Bestrafung öffentlich diffamiert. Noch 22 Jahre später versuchte er vergeblich, den dortigen Eintrag löschen zu lassen. Seltsam ist auch die Änderung des Vornamens Walter in Walther. Eventuell erhoffte er sich dadurch, nicht mehr mit den Vorfällen in Freiburg oder anderswo in Verbindung gebracht zu werden. Schließlich tauchte er 1903 mehr als zehn Jahre lang aus der Fußballwelt ab. Weilenmann vermutete als Grund, Bensemann sei Drohungen ausgesetzt gewesen. Die führenden Nationalisten im Deutschen Fußballbund hätten die perversen Neigungen Bensemanns genutzt, um ihn auszuschalten.


Nach dem Ersten Weltkrieg konnte Bensemann vor allem durch den wachsenden Erfolg des „Kicker“ und die vielen damit verbundenen Kontakte an seine alte Machtstellung anknüpfen. Weilenmann führte dazu aus, dass schon zu dieser Zeit viele Verabredungen in geheimen Zirkeln getroffen wurden: „Bensemann war in diesen Kreisen der Katalysator, über den vieles lief. An ihn wandte man sich, wenn Streit zu schlichten war, wenn diskrete Arrangements zu treffen waren oder wenn man in einer persönlichen Klemme steckte. Auf seine Diskretion konnte man sich verlassen; dadurch wurde er Träger vieler Geheimnisse. Manchmal organisierte er Geheimtreffen in kleineren Hotels, um Aufsehen zu vermeiden. In dieser Funktion erlangte er Einfluss und informelles Wissen, das er wohldosiert auch in seinen Artikeln für den ‚Kicker‘ einsetzte.“


Ebenso geheimnisvoll wie Walther Bensemann war sein Freund Ivo Schricker. Seltsamerweise ist aus dessen langer Zeit als Aktiver und Funktionär nur noch die zumeist distanzierte Korrespondenz mit Peco Bauwens erhalten. Schricker galt Anfang des 20. Jahrhunderts als einer der besten Fußballspieler Deutschlands. Er zeichnete sich durch seine besondere Eleganz und sein körperloses Spiel aus. Obwohl er mit Bensemann am Aufbau der Fußballstrukturen intensiv beteiligt war, verließ er Deutschland 1906 und ging als Direktor für eine Berliner Bank nach Kairo. Bensemann kannte die Großstadt aus eigener Anschauung und beschrieb sie seinem Freund als „Sau-Nest“ (sic!).


Über Schrickers genaue Tätigkeit im heutigen Ägypten ist nichts bekannt und lässt sich nur spekulieren. Hierzu sollte man wissen, dass das Britische Empire den Deutschen und ihren zunehmenden kolonialistischen Ambitionen damals sehr misstraute. Dies nicht zu Unrecht, denn es galt als offenes Geheimnis, dass Deutschland islamistische Gruppen zum Aufstand gegen die britische Herrschaft mobilisieren wollte. Ein Krieg des Osmanischen Reiches zusammen mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn gegen das Empire erschien möglich, und der „stepping stone to India“ somit in Gefahr. Beide Seiten wollten sich in der Region festsetzen, sie intervenierten mit finanziellen, politischen und militärischen Mitteln und verhandelten intensiv miteinander. Es wäre also durchaus denkbar, dass Ivo Schricker – ähnlich wie der Kölner Max von Oppenheim – in Ägypten neben Bankiers- auch Diplomatentätigkeiten übernommen hatte. Vielleicht legte er sich dabei wie eben dieser Max von Oppenheim auch einen eigenen Harem zu.


Schricker genoss, wie sein als Geheimrat tätiger Vater, besondere Privilegien. So stand es für ihn, genau wie für seinen Freund Bensemann, bei seiner Rückkehr 1914 nach Deutschland mit wehrfähigen 37 Jahren nicht zur Debatte, als Soldat am Krieg teilzunehmen. Er konnte stattdessen zurückgezogen das Kriegsende abwarten und anschließend unverzüglich seine eindrucksvolle Karriere als Fußballfunktionär beginnen. Er prägte dabei den Fußball zuerst vom Süddeutschen Fußballverband, dann vom DFB aus, und schließlich als FIFA-Vizepräsident. Dazwischen wurde er 1932 zum ersten hauptamtlichen FIFA-Generalsekretär gewählt und verlegte in diesem Amt den Hauptsitz unverzüglich von Paris nach Zürich. Dies war ein genialer Schachzug, denn aus der Neutralität der Schweiz heraus konnte er alle Übernahmeversuche der FIFA durch Nazi-Deutschland abwehren. Anschließend schaffte er es in den schweren Kriegszeiten, von ausnahmslos allen FIFA-Ländern die nicht unerheblichen Mitgliedsbeiträge einzuziehen. So konnte er seinem Präsidenten Jules Rimet nach dem Krieg stolz berichten: „Wir sind reich.“ Er hatte in eindrucksvoller und hartnäckiger Weise den noch Anfang der 1930er Jahre beinahe zahlungsunfähigen Weltverband konsolidiert.


Ebenso „reich“ wie die FIFA war zeitlebens der Bauunternehmer Peco Bauwens, ein guter Bekannter von Walther Bensemann und Ivo Schricker. Es ist der hervorragenden Arbeit des Journalisten Arthur Heinrich zu verdanken, dass sich seine Charakterzüge heute klar rekonstruieren lassen. Dies wohl sehr zum Leidwesen seiner Nachkommen, die für die auf Hochglanz polierte Öffentlichkeitsarbeit ihres Familienunternehmens „Bauwens Gruppe“ mit einem jährlichen Umsatz von weit über 300 Millionen Euro das bis zu seinem Tode existierende Bild des „berühmten Vorfahren mit hochdekorierter und blütenreiner Sportweste“ gerne für alle Ewigkeit gepflegt hätten. Dies ist jedoch genauso unmöglich wie eine Schwärzung der langen Liste der Bauskandale der Bauwens Gruppe – die Stichworte „Züblin“ oder „Brachland Kölner Südstadt“ mögen hier als Beispiele genügen.

Peco Bauwens wuchs in einer Kölner Familie auf, die ein äußerst florierendes Unternehmen ihr Eigen nannte. Es galt für ihn, die hohen Erwartungen der Eltern zu erfüllen und selbstverständlich einen guten akademischen Abschluss zu erlangen. Doch auch nach umfassender Recherche fand Biograf Arthur Heinrich keine Belege für ein laut Lebenslauf abgeschlossenes Jurastudium, geschweige denn eine Dissertation, die angeblich in Leipzig erfolgte. Lediglich seine außeruniversitären Aktivitäten sind belegt. Dort wirkte er viele Jahre lang in der nationalkonservativen, kaisertreuen Burschenschaft Corps Saxonia.


Der bei der persönlichen Anrede auf seinen angeblichen Doktortitel stets größten Wert legende Bauwens wurde bereits mit 27 Jahren zu Beginn des Ersten Weltkrieges kaufmännischer Leiter des Familienunternehmens, welches mit Festungsbauten für das deutsche Heer gut ausgelastet war. Im Krieg war er als Fortifikationsbauleiter unabkömmlich. Zum besseren Verständnis sei auf die umfassenden Recherchen von Dr. Werner Rügemer hingewiesen. Dort ist nachzulesen, dass Bauwens Heimatstadt Köln nach dem gewonnenen Krieg über Frankreich 1871 zur hochgerüsteten Frontstadt gegen den Erbfeind ausgebaut wurde – explizit zur „Wacht am Rhein“. Während des Ersten Weltkrieges galt die Stadt mit ihrem Umland dann als Zentrale der Rüstungsproduktion mit Niederlassungen wichtiger Konzerne wie Bayer, Stinnes und Krupp. Die 100.000 Beschäftigten in den 700 rüstungsrelevanten Betrieben machten die Hälfte der Arbeiter in der Stadt aus. Hierbei spielte auch Konrad Adenauers Partei, das katholische „Zentrum“, eine wichtige Rolle. Sie stieg im Kaiserreich zur Regierungspartei auf und bereitete den Ersten Weltkrieg begeistert mit vor. Adenauer selbst war seit 1909 als Erster Beigeordneter und ab 1917 als Oberbürgermeister Chef der Kölner Stadtverwaltung. Mit Kriegsbeginn 1914 übernahm er die wichtige Aufgabe der kriegswirtschaftlichen Steuerung der hiesigen Betriebe.


Die noch heute innige Freundschaft der Familien Adenauer und Bauwens begann bereits Mitte des 19. Jahrhunderts. So profitierte die Bauwens Gruppe selbstverständlich auch nach dem Ersten Weltkrieg weiter von Infrastrukturprojekten unter dem Kölner Oberbürgermeister Adenauer, indem sie sich in den 1920er Jahren auf die Errichtung von Binnenschifffahrtskanälen, Kraftwerken und Industrieanlagen zu spezialisieren begann. Unter anderem zeichnete sie für die im Jahr 1930 fertiggestellten Ford-Werke in Köln-Niehl und die Ausführung der Autobahnstrecke Köln-Bonn verantwortlich.


Die eindrucksvollen Bauprojekte befriedigten den ausgeprägten Geltungsdrang des Peco Bauwens nicht. Da die fußballerischen Künste des einmaligen Nationalspielers respektabel, aber nicht herausragend waren, konzentrierte er sich nach der aktiven Laufbahn auf seine Karrieren als Schiedsrichter und Funktionär. Ein diesbezüglicher Höhepunkt war das Finale des Olympischen Fußballturniers in Berlin am 15. August 1936 zwischen dem faschistischen Italien und Österreich (Endstand 2:1), welches er als Schiedsrichter leiten durfte. Immer wieder bemühte sich der Opportunist Bauwens vor und während des Zweiten Weltkrieges um einen führenden Posten bei der FIFA und einen wesentlich stärkeren Einfluss Nazi-Deutschlands, was Ivo Schricker jedoch geschickt abzuwehren vermochte.


Im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg sollte Peco Bauwens bei der Reorganisation des Fußballs in der Bundesrepublik Deutschland eine zentrale Rolle zufallen, nachdem er am 1. Juli 1949 in das Amt des DFB-Vorsitzenden gewählt worden war. Nebenbei fungierte er auch als Vorsitzender des Landessportbundes NRW und der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Sportverbände. 1952 wurde er in das wiederbergründete Nationale Olympische Komitee gewählt. Außerhalb seines sportpolitischen Engagements übte er das Amt des Präsidenten der deutsch-luxemburgisch-belgischen Industrie- und Handelskammer mit Sitz in Köln aus. 1949 formulierte er in einer eigenartigen Mischung aus Nationalstolz und Globalismus seine Sicht auf die Sportwelt der Nachkriegsära: „Wir haben draußen wieder viel gutzumachen. Die anderen aber auch einiges an uns. Wenn unsere Jugend in fremde Länder geht, soll und braucht sie es nicht mit niedergeschlagenen Augen zu tun. Sie hat die lautersten Absichten, denn wir wollen in die sportliche Völkerfamilie eintreten als Menschen, die das Recht für sich in Anspruch nehmen, gute Deutsche sein zu dürfen, um gute Europäer und gute Weltbürger werden zu können.“


Berühmt-berüchtigt wurde seine Rede im Münchner Löwenbräukeller unmittelbar im Anschluss an das gewonnene Weltmeisterschaftsfinale 1954. Aufgrund der an nationalsozialistische Politiker erinnernden Wortwahl unterbrach der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Live-Übertragung. Auch nach dem von Hass und Gewalt geprägten Weltmeisterschafts-Halbfinale 1958 zwischen Deutschland und Schweden schüttete Bauwens weiter Öl in das bereits lichterloh brennende Feuer, anstatt zur Mäßigung aufzurufen. So beschuldigte er schwedische Verantwortliche der „Volksverhetzung“ und schwor: „Nie mehr werden wir dieses Land betreten, nie mehr werden wir gegen Schweden spielen! (…) Solange ich im DFB mitentscheide, werden wir dieses Pflaster nicht mehr betreten.“


Die tiefen seelischen Abgründe des Peco Bauwens lassen sich anhand des Schicksals seiner Ehefrau Elise „Lise“ Gidion ermessen, die jüdischer Abstammung war. Ihre Eltern hatten sie ausdrücklich vor dem stadtbekannten „Hallodri“ gewarnt und sollten damit Recht behalten; denn schon bald nach der Hochzeit litt ihre Tochter unter schwersten Depressionen und Alkoholsucht, ausgelöst durch das hasserfüllte Umfeld des Nationalsozialismus sowie die ständigen Affären ihres Ehemanns. An vielen Tagen wurde sie von ihm in ein Zimmer eingesperrt, während er sich mit anderen Frauen im Rest des Hauses vergnügte.


Eine seiner Liebschaften wurde aktenkundig und beinahe zu seinem Verhängnis. Ausgelöst durch eine Denunziation leitete die Staatsanwaltschaft Köln im März 1941 gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen Rassenschande ein. Ein Vermessungssekretär hatte die Gestapo davon in Kenntnis gesetzt, dass Bauwens mit Filicitas Ingeborg B. bis zum Juni oder Juli 1939 ein Liebesverhältnis unterhalten und für sie ein Haus in Bensberg erworben habe. Frau B. habe im April 1940 ein Kind geboren, als dessen Erzeuger den Umständen entsprechend nur Bauwens in Frage käme. Die 1915 geborene B. betonte bei ihrer Vernehmung lediglich Mischling 1. Grades zu sein und nie einer jüdischen Religionsgemeinschaft angehört zu haben. Ansonsten machte sie von ihrem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern. „Vermögen habe ich nicht besessen und besitze auch solches heute nicht. Das Geld zum Kaufe des Hauses in Bensberg habe ich von einem Herrn bekommen, den ich nicht namentlich nennen möchte. Wenn mir in diesem Zusammenhang der Name Dr. Bauwens genannt wird, so erkläre ich, dass ich hier die Antwort schuldig bleiben möchte. Ich möchte auch nicht angeben, wer der Erzeuger meines unehelichen Kindes ist. Ich verweigere auch meine Angaben dahin, dass ich auch heute noch von Dr. Bauwens unterstützt werde. Ich bin auch nicht gewillt anzugeben, ob ich mit Bauwens Geschlechtsverkehr unterhalten habe und heute noch unterhalte.“ Das „Schweigegeld“ von Bauwens war in jedem Fall sehr üppig, handelte es sich bei dem Haus doch um ein Mehrparteienobjekt, in welchem vier Familien ausreichend Platz finden konnten. B. war es somit möglich, während und nach dem Kriege auskömmliche Mieteinnahmen zu generieren.


Die Oberstaatsanwaltschaft stellte im Mai 1941 das Verfahren gegen Bauwens ein. Zwar konnte ihm die außereheliche Beziehung einwandfrei nachgewiesen werden, allerdings waren sexuelle Kontakte zwischen „Deutschblütigen“ und „Halbjuden“ nicht strafrechtlich relevant. Dies dürfte bei Bauwens zu einer ähnlich großen Erleichterung geführt haben wie der Tod seiner Ehefrau acht Monate zuvor. Angeblich hatte sie eine Überdosis des Schlafmittels Veronal genommen. Dies war eine damals nicht selten gewählte Form des Freitods, da das Präparat zu einem Rauschzustand führte, um nach einem Zwischenstadium aus Schläfrigkeit und Benommenheit in Atemdepression und -stillstand zu enden. Dass seine Gattin den Freitod gewählt hatte, wollte oder konnte Bauwens aber den Familienangehörigen gegenüber nicht klar aussprechen. Er schrieb seiner Schwägerin stattdessen: „Liebe Dele, Lise ist der Zeit erlegen. In der Nacht vom Sonntag zu Montag ist sie an einer Herzlähmung sanft entschlafen.“ Auch seine weiteren Ausführungen blieben unpräzise, in welchen er von Elises Opfergang und ihrem jahrelangen Leidensweg fabulierte.


Peter Franz, das älteste Kind des Ehepaar Bauwens, gab in einem Gespräch mit seiner Tante Adele Winckler seinem Vater die Schuld am Tod der Mutter. Der habe ihre „Schwachheit ausgenutzt“ und sie „in den Tod getrieben“. Er bezichtigte ihn sogar der Mithilfe. Keine Apotheke der näheren Umgebung hätte seiner Mutter eine solch hohe Anzahl der Todestabletten ausgehändigt, da ihr Alkoholproblem überall bekannt gewesen sei. Was sich an ihrem letzten Lebenstag zugetragen hatte, darüber konnte ihr Sohn nur mutmaßen: „Hat mein Vater sie zurückgelassen und ihr alle Tabletten auf einmal hingeworfen mit wüsten Drohungen: Dann nimm sie, wenn du Courage hast? Oder hat er sie schon vorher in den Wein gemischt, dass (sic!) sie ahnungslos trank?“ Die Trauer des Vaters am nächsten Tag sei jedenfalls aufgesetzt gewesen: „Das war Theater!“


Elise Bauwens‘ Schwester Adele Winckler konnte noch 1943 in die Schweiz ausreisen. Peco Bauwens hatte dafür seine Beziehungen spielen lassen und sorgte wie bei seiner Liebschaft B. auch bei ihr zuverlässig für den Unterhalt. Aus Sicht von Peter Franz geschah das aus einem moralischen Kater heraus. Die Begünstigte betrachtete die Hilfe als stillschweigende Sühne für all das, was ihre einzige Schwester durch ihn hatte erdulden müssen. Sie zeigte sich erkenntlich, indem sie sich bis zum Gespräch mit dem Journalisten Arthur Heinrich nur sehr zurückhaltend über die Umstände des Todes ihrer Schwester äußerte und der Nachkriegskarriere von Peco Bauwens somit keine Steine in den Weg legte.


Selbstverständlich profitierte auch die Baufirma Bauwens unter Hitler durch die vielen militärisch relevanten Bauprojekte und die guten Kontakte ihres Geschäftsführers. Außerdem zählt sie heute zu den 2.500 Firmen, die als „Sklavenhalter im NS-Regime“ geführt werden, denn sie unterhielt unweit von Köln in Gummersbach-Niederseßmar ein Zwangsarbeiterlager mit zumeist einhundert Insassen. Nur noch in einer Liste der Alliierten ist von diesem Arbeitslager zu erfahren. Alle anderen Unterlagen sind vernichtet, so zumindest die Gemeindeverwaltung.


Ein guter Freund von Peco Bauwens war Guido von Mengden. Seine Abstammung aus westfälischem Adel gab ihm den Lebensweg vor. So besuchte er ein humanistisches Gymnasium in Bonn. Doch bereits mit 18 Jahren musste er in den Krieg ziehen und wurde dabei per Wirbelsäulensteckschuss schwer verwundet. In den Nachkriegswirren engagierte er sich gegen eine Abspaltung des Rheinlandes vom Reich. Trotz seiner schweren Verletzung war er ein hervorragender Hockeyspieler und erreichte 1924 sogar das wichtige „Silberschild“-Endspiel mit einer westdeutschen Auswahl.


Nachdem er seine Hockeykarriere mit nur 28 Jahren verletzungsbedingt beenden musste, konzentrierte er sich auf den sich neu entwickelnden Sportjournalismus und schrieb für die von ihm geleitete Zeitung „Fußball und Leichtathletik“. Es waren verschiedene Entwicklungen, die er darin im Sinne des Kulturpessimismus immer wieder scharf kritisierte. Für ihn sollte keine Sportart in Deutschland dominieren. Fußball sollte nicht wichtiger sein als Hockey, Leichtathletik oder Tischtennis. Er schrieb mit Vehemenz gegen Berufssportler, Individualismus, das permanente Erfolgsprinzip in Form von Wettbewerb und Rekorden, die Geringschätzung des Breitensports und den Vereinsfanatismus. Geprägt von den schweren Unruhen der Nachkriegszeit fürchtete er darüber hinaus im Umfeld von Fußballspielen stattfindende Zusammenrottungen von Menschenmengen und dadurch nie endende Protestwut und Randale. Seine tief verwurzelte Ideologie äußerte sich auch darin, dass in seiner Zeitschrift kein Wert auf Leserorientierung und ökonomischen Erfolg gelegt wurde. Es gab weder Spielerporträts, mitreißende Spielberichte noch Bildreportagen. Stattdessen wurden Fakten, Ankündigungen und Haltungsjournalismus geliefert. Nicht selten verfiel von Mengden dabei in eine aggressive Wortwahl. So forderte er, dass dem Berufsfußball zugeneigte Kreise verprügelt gehörten, bis dass die Fetzen flögen.


Sein ganzer Habitus passte genau in das nationalsozialistische Umfeld. Der neue Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten war von seinem Adelsgenossen angetan und erhob ihn zum Generalreferenten. Zudem wurde von Mengden Mitglied des Deutschen Olympischen Ausschusses. Seine Agitation war spätestens nach diesen Karrieresprüngen auch auf das Ziel ausgerichtet, junge Sportler darauf vorzubereiten, im Kriegsfall ihr eigenes Interesse und Leben für die Gemeinschaft hintanzustellen. So schrieb er in nationalsozialistischem Pathos, dass der „Kampf um das Ansehen des neuen Reiches“ mit seinen Kardinalwerten der Kraft und der Ehre „die jungen Spieler heute vor ihrem Gewissen in den Ehrenstand der politischen Soldaten des Dritten Reiches“ erhebe.


Er erklärte mit Hitlers Machtergreifung kurzerhand die Zeit der Starallüren im Sport für beendet. Dies sahen viele Repräsentanten des NS-Regimes bekanntermaßen anders und ließen sich weiterhin gerne mit Sporthelden wie Max Schmeling ablichten – und hatten auch keine Einwände, wenn in der Fachpresse „Fußballgenies“ ausgiebig beschrieben und gefeiert wurden. Es zählt zu der nationalsozialistischen Paradoxie, dass die gleichgeschaltete Gesellschaft ausgesprochen viel Raum für individuellen „Personenkult“ schuf.


Von Mengdens geistige Ergüsse sollten in ihrer gefährlichen Dummheit eigentlich ein ewiges Mahnmal darstellen, Sport niemals politischer Propaganda auszuliefern. Seiner Überzeugung nach war es „der Nationalsozialismus“, der „dem Sport seinen Sinn wiedergegeben (…) und ihn auf“ den „Höchstwert (…) der Volksgemeinschaft zurückgeführt“ habe. Das Sport treibende Individuum sei „an Volkstum und Rasse“ gebunden, weshalb es speziell im Fußball keinen Platz mehr gäbe für „aufgeplusterte Pfauhähne“. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten hätte unmittelbar zu dem erfolgreichen WM-Turnier 1934 in Italien geführt, bei welchem Deutschland überraschend den dritten Platz belegte. Zu den Misserfolgen bei den nächsten Turnieren schwieg er hingegen eisern. Stattdessen versuchte er taktische Ausrichtungen mit der nationalsozialistischen Ideologie in Übereinstimmung zu bringen. Er identifizierte das „W-M-System“ als „aus dem Geist des neuen Deutschland geboren“, da es angeblich „eine Abkehr vom rein Technischen und Artistischen“ bedeutete. Dabei bestand der einzige Unterschied zu den übrigen Systemen, dass auf einen zentralen Spieler verzichtet wurde, den so genannten Mittelläufer. Außerdem war diese Taktik keine Erfindung Nazi-Deutschlands, da sie bereits zehn Jahre zuvor von Arsenal London entwickelt und verfeinert wurde.


Von Mengden agitierte bis zum bitteren Ende im Propagandaapparat des Dritten Reiches. Andauernd verkündete er Durchhalteparolen, in denen er deutschen Sports- mit deutschem Kriegsgeist gleichsetzte. So sollte bei jedem Spiel ein „unerschütterlicher Wille zu bekunden“ sein, „im Glauben an den Führer den Kampf bis zum Siege durchzustehen“. In der Gewissheit aber, den Krieg zu verlieren, ließ er noch 1945 seinen martialischen Worten unmittelbar todbringende Taten folgen. So wurde er Adjutant unter Bataillonsführer Karl Ritter von Halt und führte unter anderem mit Ordonnanzoffizier Carl Diem westlich des Olympiastadions an der Havelfront und an der Panzersperre Freybrücke in Berlin bis zum 20. April eine Einheit Volkssturmmänner, die den Vormarsch der Russen stoppen sollten. Die Kämpfer waren fast ausnahmslos minderjährige Angehörige der Hitlerjugend und alte Männer. Sie verlängerten das Blutvergießen um ein paar Tage oder Wochen und kamen dabei selbst im Gegensatz zu von Mengden, Ritter von Halt und Diem zumeist ums Leben. Die beiden letztgenannten Sportfunktionäre sind wie von Mengden so tief in den Nationalsozialismus verstrickt gewesen, dass heute zu Recht kein Ort in Deutschland mehr nach ihnen benannt ist. Aus sporthistorischer Sicht besonders hinterhältig war das kurzfristige Ausladen der für England startenden jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann durch Ritter von Halt einen Tag vor Beginn der Olympischen Spiele 1936.

Trotz ihrer Funktionen und Verbrechen im NS-Regime konnten die drei genannten Sportfunktionäre nach dem Zweiten Weltkrieg reüssieren. So wurde Ritter von Halt Präsident des Westdeutschen Olympischen Komitees und Carl Diem Rektor an der Kölner Sporthochschule und Sportreferent im Innenministerium. Von Mengden gelang 1954 der Sprung an die Spitze des Deutschen Sportbundes. Als ausgeprägter Wendehals bekannte er sich dort mit Verve zum christlich-restaurativen Zeitgeist der Adenauer-Ära. So lobte er in einem Nachruf den Vorsitzenden der katholischen Deutschen Jugendkraft (DJK), einer Organisation, die er zuvor permanent verächtlich gemacht hatte. Große Ehre wurde von Mengden auch zuteil, als er Willi Daume, den Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, 1972 bei der Planung und Durchführung der Olympischen Spiele in München beraten durfte. So schloss sich ein Kreis, denn der im Dritten Reich in seiner Gießerei Zwangsarbeiter beschäftigende Daume wurde 1936 in den erfolglosen Olympia-Kader der deutschen Basketballer berufen, während Generalreferent von Mengden für den reibungslosen Ablauf des nationalsozialistischen Propaganda-Events sorgte.


Als von Mengdens Seelenverwandter galt Felix Linnemann. Dieser studierte als Einzelkind eines Essener Architekten Jura und Medizin in Berlin, München und Münster. Vor Abschluss des Studiums entschied er sich für eine Karriere als Kriminalrat. Parallel dazu stieg er als Sportfunktionär zu höchsten Ämtern empor. So wurde er 1925 DFB-Vorsitzender und Dritter Vorsitzender des Deutschen Reichsausschuss für Leibesübungen. Er galt unter Fußballexperten als Sepp Herbergers Entdecker und Förderer und derjenige, der mit überheblichen Forderungen zur Schonung etablierter Spieler das Desaster der Olympiade 1936 gegen Norwegen und die Demission von Otto Nerz mit zu verantworten hatte.


Neben seiner streng nationalsozialistischen Haltung als Sportfunktionär war besonders seine Berufstätigkeit als leitender Kriminalpolizist erschreckend. Hier arbeitete er in einem rechtsfreien Raum. Dieser umfasste unbegründete Vorbeugehaft, Außer-Kraft-Setzen von Beschuldigtenrechten, unbegrenzte Inhaftierungen und KZ-Internierungen ohne Gerichtsbeschluss. Linnemann trat 1933 der NSDAP und 1940 der SS bei. Er verantwortete als Leiter der Kripostelle Hannover in enger Zusammenarbeit mit der Gestapo sämtliche Terrormaßnahmen und ließ in seinem Bereich die Jugend-Konzentrationslager Moringen und Uckermark errichten. Zuvor verschärfte er die Verfolgung missliebiger Jugendlicher und forderte von den Polizisten, dass „aus einer falschen Humanität herrührende Bedenken (…) zurückgestellt werden“ sollten. Seiner Kripostelle war auch die Aufgabe überantwortet, alle Juden erneut zu verhaften, die jemals zu einer Gefängnisstrafe von mehr als einem Monat verurteilt worden waren. Dies betraf Zehntausende.


Er verschärfte ebenfalls eigenmächtig den Festsetzungserlass von 1939 mit den Worten: „Werden Zigeuner nach dieser Auflage angetroffen, die ihren Wohnsitz verlassen haben, so sind sie festzunehmen und der Kriminalpolizeistelle zur Überführung in ein Konzentrationslager zuzuführen.“ In Linnemanns Kripoleitstelle wurde also entschieden, welche Sinti und Roma sterilisiert oder in Lager deportiert wurden oder welche von ihnen Zwangsarbeit zu leisten hatten. Tausendfach sind die anschließenden Deportationen aus dem Sammellager in Hannover dokumentiert. Seinen Heimatort Steinhorst hinderte all dies nicht daran, von 1948 bis heute einen Platz und einen Fußballwettbewerb nach ihm zu benennen.


Auch wenn die angeführten Fußballfunktionäre zum Teil weltanschauliche Gräben trennten, hatten sie doch auffällige Gemeinsamkeiten. Sie verfügten alle über Geld, Macht und hervorragende Kontakte bis in die höchsten Ebenen von Politik und Finanzwirtschaft, oft weit über Deutschland hinaus. Deutlich wurde dies nicht zuletzt an der Freilassung Ritter von Halts 1950 aus dem ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald. Hierfür hatten sich vor allem die Vorsitzenden des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Avery Brundage und Sigfrid Edström eingesetzt. Sie erpressten die sportbegeisterte Sowjetunion mit den Worten: „Ohne Freilassung von Halts wird es keine IOC-Mitgliedschaft geben.“


Kriegssport


Im Dritten Reich spielte Sport bei der Errichtung der menschenverachtendsten Gesellschaftsform aller Zeiten eine große Rolle. Die Schicksale der beiden jüdischen Fußball-Nationalspieler Gottfried Fuchs und Julius Hirsch waren exemplarisch für die Ausgrenzung und das Leid von Millionen Juden, Sinti, Roma und aller anderen Verfolgten.


Fuchs spielte 1904 mit gerade einmal 15 Jahren als großes Talent beim Düsseldorfer FC – neben hauptsächlich englischen Spielern – um die damals noch nicht alle Regionen einbeziehende Deutsche Meisterschaft. Nach seiner kaufmännischen Ausbildung in London lief er im Anschluss von 1906 bis 1921 für den von Walther Bensemann gegründeten ersten gesamtdeutschen Meister Karlsruher FV auf. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde er in sechs Länderspielen eingesetzt. Legendär waren seine zehn Tore gegen Russland während der Olympischen Spiele 1912 in Stockholm. Weltmeister-Bundestrainer Sepp Herberger sprach noch viele Jahre später bewundernd über ihn: „Er war früher mein Idol. Er war Spielmacher und Torjäger in einer Person.“


Nach dem Ersten Weltkrieg war Gottfried Fuchs für die Fortsetzung seiner Länderspielkarriere zu alt. Er wandte sich auch aufgrund von Verletzungen zunehmend dem Tennis zu. Als das Leben für ihn unerträglich bedrohlich wurde, versuchte er 1937 in die Schweiz zu emigrieren, wo ihm jedoch das Asyl verweigert wurde. Er floh weiter in das von Nazi-Deutschland bedrohte und kurze Zeit später besetzte Paris. Erst die Ausreise über Großbritannien nach Kanada brachte seine Familie und ihn in Sicherheit. Dies war äußerst ungewöhnlich, da auch Kanada vom Antisemitismus beherrscht wurde und so gut wie keine jüdischen Flüchtlinge aufnahm. Trotz feindlicher Stimmung brachte es Fuchs unter seinem neuen Namen Godfrey E. Fochs in der Textilbranche zu Wohlstand.


Sein drei Jahre jüngerer Freund Julius Hirsch konnte sich wie Millionen anderer Verfolgter nicht rechtzeitig retten. Auch er war ein begnadetes Fußballtalent. Gleich in seinem ersten Jahr bei den Erwachsenen holte er gemeinsam mit Fuchs 1910 die erste „richtige“ Deutsche Meisterschaft und ließ sich dafür von ungefähr zweitausend Fans am Karlsruher Bahnhof begeistert feiern. 1913 wechselte er zur Spielvereinigung Fürth, mit der er 1914 gegen den VfB Leipzig erneut die Deutsche Meisterschaft gewann. Nebenbei arbeitete Hirsch beim weltweit größten Spielwarenhersteller „Bing“ in Nürnberg, der sich damals in jüdischem Besitz befand. Nach der errungenen Meisterschaft mit Fürth zog Hirsch für Deutschland vier Jahre lang in den Krieg. Er erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse und die Bayerische Dienstauszeichnung. Auch für ihn war es im Anschluss nicht mehr möglich, an seine herausragenden Leistungen vor dem Krieg anzuknüpfen. Dafür stieg er in das Unternehmen seines Vaters ein und heiratete 1920 seine Verlobte Ella Hauser, die zum Judentum konvertierte. Es folgten ein paar glückliche Jahre. Doch mit der Weltwirtschaftskrise geriet das Familienunternehmen in Turbulenzen und Hirsch wurde 1932 im Zuge der Insolvenz arbeitslos. Er versuchte, auch mit der Fürsprache Ivo Schrickers, in der Schweiz oder im Elsass als professioneller Fußballtrainer zu arbeiten, was ihm jedoch nicht gelang. So hielt er sich in Karlsruhe als Vertreter für Bettwäsche und Stoffe und anschließend als Lohnbuchhalter über Wasser. Dies war für ihn als Juden ab 1938 dann nicht mehr möglich. Nach einem Aufenthalt in einer Psychiatrischen Klinik und der Zwangsarbeit auf einem Schuttplatz ließ er sich 1942 schweren Herzens von seiner Frau scheiden, um sie und die beiden gemeinsamen Kinder zu schützen. 1943 wurde er nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Trotz der akribischen Vernichtungsdokumentation der Nazis tauchte sein Name weder im Eingangs- noch im Sterbebuch des Konzentrationslagers auf, weshalb er erst 1950 für tot erklärt wurde. Noch im Februar 1945 wurden seine beiden Kinder als Halbjuden in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und konnten dort glücklicherweise überleben. Aus sporthistorischer Sicht war die fehlende Würdigung der Schicksale von Julius Hirsch und Gottfried Fuchs nach dem Krieg typisch für das Verhalten des Deutschen Fußballbundes. Erst fünfzig Jahre später fand ein Umdenken statt.


Als Beispiel eines überzeugten Nationalsozialisten war der Stürmerstar des Hamburger Sportvereins Otto Fritz „Tull“ Harder bekannt. Der SS-Untersturmführer und Leiter des KZ-Außenlagers Hannover-Ahlem machte sich schwerster Verbrechen schuldig, so dass er zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Trotz seiner Taten blieb er für viele Fans ein Idol, und auf der HSV-Fahne an seinem Sarg stand folgender letzter Gruß: „Unsere Gedanken werden oft bei ihm weilen und den schönen Stunden gedenken, die er uns bereitet hat und die wir mit ihm erlebten.“ In Hamburg hat auch der heute „grün-links“ positionierte FC St. Pauli eine Vergangenheit, die so tiefbraun ist wie das traditionelle Heimtrikot der „Kiezkicker“. Dank der Recherchen älterer Vereinsmitglieder tauchten viele Informationen auf, obwohl die Vereinsakten und die Akten des Hamburger Fußballverbandes vollständig vernichtet wurden. Überzeugte NSDAP-Mitglieder vom Millerntor waren unter anderem Präsident Wilhelm Koch und der Spieler Otto Wolff. Wolff war SS-Standartenführer und Gauwirtschaftsberater des Gauleiters Karl Kaufmann. Damit spielte er eine zentrale Rolle bei der Organisation der Zwangsarbeit, wobei er eng mit dem Leiter des Konzentrationslagers Neuengamme kooperierte. Auch die „braunen Persönlichkeiten“ St. Paulis wurden, ähnlich wie „Tull“ Harder vom HSV, durch ausbleibende Aufarbeitung der NS-Zeit bis zu ihrem Tode hochgeschätzt. Nach Koch wurde zeitweise sogar das Stadion des FC St. Pauli benannt.


Widerstandstendenzen waren in der damaligen Fußballwelt kaum vorhanden. Eine Sonderstellung könnte am ehesten dem FC Bayern München zugebilligt werden. Mit vielen jüdischen Mitgliedern wurde im Klub immer schon die Auffassung vertreten, dass laut Bayern-Chronik von 1950 „jeder anständige Mensch, gleich welcher Rasse oder Religion, Platz beim Sport finden sollte“. Auf den jüdischen Präsidenten Kurt Landauer folgte sein Vertrauter Siegfried Herrmann. Dieser war als Kriminal-Oberinspekteur bereits 1920 Leiter der „Politischen Abteilung“. Deren Aufgaben lauteten: „Überwachung der politischen Parteien, Gesellschaften, Vereins- und Versammlungsgesetz, Plakatzensur und Flugblätter, Streik und Aussperrungen, Demonstrationen, politische Aufzüge.“ In dieser Funktion stieß Herrmann wiederholt mit den aggressiven Nazis in München zusammen. Diese nahmen Rache und schikanierten ihn deshalb nach 1933 massiv. Doch eigentlich gelang es erst 1943 durch die Inthronisierung des Bankiers Josef Sauter, den FC Bayern vollständig auf Linie zu bringen.


Auch während des Krieges musste der leistungsbasierte Fußball weiter stattfinden, vor allem zur Ablenkung der Bevölkerung. Bis 1944 wurden wie selbstverständlich Deutsche Meisterschaften ausgespielt. Der letzte „Kriegsmeister“ wurde Dynamo Dresden mit dem hervorragenden Fußballer und späteren Nationaltrainer des Saarlandes und der Bundesrepublik Deutschland Helmut Schön, der dank eines NS-Generalleutnants fast nie Kriegsdienst leisten musste und mit erschreckender Ignoranz rückblickend sagte: „Trotz des sinnlosen Krieges, der das Leben immer mehr beeinflusste“, war es „für uns Sportler eine herrliche Fußballzeit“.

Gute Fußballer hatten Privilegien, denn mit aller Vehemenz setzten sich Funktionäre dafür ein, dass sie möglichst wenig eingezogen wurden, auch wenn das selbstverständlich nicht immer gelang. So war bekannt, dass Bundestrainer Sepp Herberger ständig Informationen über alle im Krieg befindlichen Nationalspieler einholte. Er wusste auch über das Schicksal seines Lieblingsspielers Fritz Walter Bescheid. Der damals 24-jährige Walter wurde von US-Truppen am 8. Mai 1945 in Böhmen aufgegriffen und an die Rote Armee ausgeliefert. Er sollte nach Sibirien gebracht werden. Doch justament erlitt er einen schweren Malaria-Anfall, so dass er im Lazarett den Transport verpasste. Diese Krankheit rettete ihm möglicherweise sein Leben, schränkte jedoch seine sportliche Leistungsfähigkeit massiv ein. Es war nach dem Krieg ein offenes Geheimnis, dass Walter bei trocken-warmem Wetter nach 60 Minuten kaum noch Luft bekam und laufen konnte. Deshalb freute sich Herberger am legendären Tag des Weltmeisterschaftsfinales 1954 in Bern auch so über den starken Regen: „Fritz, desch deu Wedder.“ Er wusste, dass sein Star unter diesen Bedingungen gegen die starken Ungarn beide Halbzeiten durchhalten konnte.


Herberger hatte stets ein großes Herz für Walter. Oft setzte er sich für seine Rückkehr aus dem Kriegseinsatz ein. Außerdem schrieb er ihm regelmäßig Briefe, zum Beispiel Ende 1942 mit der Aufforderung, sich Kameraden und Vorgesetzten gegenüber absolut unauffällig zu verhalten: „Halten Sie sich zurück, machen Sie sich selten und sorgen Sie dafür, dass Ihr Name in den nächsten Wochen nicht genannt wird.“ Möglicherweise fädelte Herberger in dieser Zeit ein, dass die besten Fußballer Deutschlands zu Jagdflieger Hermann Graf versetzt wurden. Die „Roten Jäger“ wurden zu einer der besten deutschen Militärmannschaften im Zweiten Weltkrieg. Walter feuerte übrigens nach eigener Aussage bis zu seiner Gefangennahme keinen einzigen Schuss ab. In Zusammenhang mit seiner Inhaftierung im rumänischen Kriegsgefangenenlager Sighetu Marmaţiei wird bis heute kolportiert, dass es die Fußballbegeisterung des sowjetischen Hauptmanns und unfassbares Glück waren, die Fritz Walter vor der Deportation nach Sibirien bewahrten. Doch ist ebenso denkbar, dass Walters Privilegien – wie eine eigene Pritsche und auskömmliches Essen – auch auf die internationalen Fußballkontakte Herbergers und anderer Funktionäre zurückzuführen sind. Schließlich handelte es sich um eines der größten Fußballtalente weltweit.


Viele opportunistische Fußball-Biografien während der NS-Herrschaft sind in dem hervorragenden Buch „Hakenkreuz und rundes Leder“ exponiert. Für Mitläufertum und rücksichtslose Profitgier stand beispielsweise der Spieler Fritz Szepan. Kurz vor der sogenannten Kristallnacht 1938 erwarb der Schalke-Star und Kapitän der Nationalmannschaft von zwei jüdischen Familien das florierende Textilgeschäft „Rhode & Co“ zu einem ausgesprochen günstigen Preis. Zuvor waren die jüdischen Kaufleute mit der Kündigung des Mietvertrages im Gebäudekomplex des Schalker Vereinsheims zur Geschäftsaufgabe gezwungen worden. Durch das neue „Kaufhaus Szepan am Schalker Markt“ verzehnfachte sich auf einen Schlag das Einkommen von Szepan und seiner Familie. Fast alle Mitglieder der jüdischen Vorbesitzer wurden hingegen Opfer der Shoah. Ein Rückerstattungsverfahren nach dem Krieg endete mit einem Vergleich, ohne dass die Familie Szepan die Unrechtmäßigkeit der „Arisierung“ eingestand. Wie Szepan hatten die meisten führenden Fußballspieler, -trainer und -funktionäre eine, wie Helmut Schön es formulierte, „herrliche Fußballzeit“ während des Krieges. Sie genossen ihre Privilegien und ließen sich dafür jederzeit für die NS-Propaganda instrumentalisieren.


Nicht in jeder Hinsicht lief die Vereinnahmung des Fußballs aus Sicht der Nationalsozialisten nach Plan. Dies wurde besonders an der erzwungenen Zusammenführung der deutschen und österreichischen Nationalmannschaften deutlich. Die Hintergründe der ausbleibenden Erfolge wurden in der sporthistorischen Literatur vielfach dargelegt, wobei in der Regel das österreichische Fußballidol Matthias „Motzl“ Sindelar Erwähnung findet, welches trotz mehrfacher Einladungen von Sepp Herberger kein einziges Spiel für eine „großdeutsche“ Auswahl bestritt. Sindelar trug von Geburt an eigentlich den tschechischen Namen Matěj Šindelář.

Namenswechsel gab es übrigens auch bei ungarischen Fußballstars donauschwäbischer Herkunft. So hatten die Endspielteilnehmer der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz früher folgende Namen: Nándor Hidegkuti hieß eigentlich Ferdinand Kaltenbrunner, Sándor Kocsis hieß Sandro Wagner und der legendäre Ferenc Puskás hieß Franz Purzeld. Auf deutscher Seite spielte mit ähnlicher Herkunft Josef „Jupp“ Posipal, Sohn einer Ungarin und eines Donauschwaben. Diese Verbindung hatte Folgen, denn auf Ungarisch ließ Puskás über Posipal seinen Gegenspieler Werner Liebrich im Vorrundenspiel der Weltmeisterschaft wissen, dass in der zweiten Halbzeit noch viele weitere Beinschüsse folgen würden, wenn er weiter so hart einsteige. Liebrich fasste dies wohl als Aufforderung auf und foulte Puskás daraufhin so schwer, dass dieser erst im Finale wieder halbwegs einsetzbar war.


Der 1903 in Mähren geborene Matthias Sindelar kam bereits als Kind nach Wien und wuchs im ärmlichen Arbeiterviertel „Favoriten“ auf. Seine ganze Statur war so schmächtig, dass er von Medien und Fans „Der Papierene“ genannt wurde. Ähnlich wie später der Brasilianer Pelé erlernte er das Fußballspiel mit einem Ball aus Stofffetzen. Das ohnehin beschwerliche Leben als Sohn eines sogenannten „Ziegelböhmen“ verschlechterte sich weiter, als sein Vater 1917 im Ersten Weltkrieg fiel. Sindelar begann umgehend eine Schlosserlehre, um die Familie zu unterstützen, ohne sein Fußballspielen dabei einzustellen. So wurde er bereits 1918 vom Erstligisten ASV Hertha aufgenommen, dessen Spielstätte sich praktischerweise direkt neben Sindelars Wohnung befand. Ab 1921 war er dort Stammspieler und sorgte in der Fußballmetropole Wien erstmals für Furore. Durch eine im Schwimmbad erlittene schwere Knieverletzung sah er sich gezwungen, seine Dribblings weiter zu verfeinern, um Tritte auf seine Schwachstelle zu minimieren.


Im Zuge der Professionalisierung des österreichischen Fußballs geriet der Arbeiterverein ASV Hertha 1924 in Schwierigkeiten und musste absteigen. Sindelar erhielt ein Angebot des italienischen Topvereins Triest, entschied sich aber für den „Wiener Amateur-Sportverein“, der 1926 in „Fußball-Klub Austria“ umbenannt wurde. Der Verein vollzog Mitte der 1920er Jahre einen personellen Umbruch. So gingen gestandene Spieler teilweise in die amerikanische Profiliga und es bildete sich ein neues junges Team. Bei der errungenen Meisterschaft 1926 zog Sindelar zwar immer mehr Fans in seinen Bann, war aber noch nicht der entscheidende Erfolgsgarant. Für die weitere Verbesserung seiner fußballtechnischen Fähigkeiten sorgten in der Mannschaft besonders die ungarischen Brüder Jenő und Kálmán Konrád.


Zu Beginn der 1930er Jahre war Österreich im internationalen Vergleich neben Großbritannien, Ungarn und Italien die stärkste Fußballnation außerhalb Südamerikas. Der ballverliebte Sindelar hatte durch seine Spielweise aber Probleme mit dem Nationaltrainer Hugo Meisl, dem Bruder des einflussreichen Journalisten Willy Meisl. Erst als die österreichische Fußballöffentlichkeit den Druck massiv erhöhte, wurde Sindelar 1931 wieder in den erlauchten Kreis aufgenommen. Als wollte es Sindelar nun allen Kritikern zeigen, begann mit seinem Comeback der Siegeszug des österreichischen „Wunderteams“: Vor begeisterten Zuschauermassen wurde erst Schottland 5:0 gedemütigt, anschließend gewann Österreich nacheinander gegen die Schweiz, Frankreich, Italien, Belgien und Schweden. In einem echten Jahrhundertspiel fegte Sindelars Team Ungarn mit 8:2 vom Platz, wobei der Mittelstürmer drei Tore selbst schoss und die anderen fünf direkt vorbereitete. Logischerweise wurde Österreich 1932 gegen Ungarn, die Tschechoslowakei, Italien, die Schweiz und Jugoslawien auch Sieger des Europapokals der Nationalmannschaften, einem kleinen Vorläufer der Europameisterschaft. Am Wembleystadion in London erinnert noch heute eine Tafel an das sensationelle Spiel im Dezember 1932, welches die Engländer nur denkbar knapp mit 4:3 gegen Österreich gewinnen konnten. Nach diesem Spiel wurden Sindelar für einen Wechsel zu Arsenal London 40.000 Pfund angeboten, was einem heutigen Kaufkraft-Äquivalent von fast drei Millionen Pfund entspräche. Sindelar hätte also ausgesorgt gehabt. Doch er blieb bei seinem Fußball-Klub Austria, mit dem er sich 1933 voll und ganz auf den internationalen Mitropa-Pokal konzentrierte. Im Kräftemessen mit Inter Mailand um den legendären Stürmer Giuseppe Meazza behielten die Wiener dank der drei Tore von Sindelar beim 3:1 im Rückspiel die Oberhand und gewannen das Finale.


Österreich war zum Zeitpunkt der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 also eine wahre Fußballmacht. Der interkulturelle Schmelztiegel Wien hatte nicht zuletzt durch erhebliche finanzielle und mediale Unterstützung eine ganze Reihe von Weltklassespielern hervorgebracht. Doch die neuen politischen Verhältnisse in Deutschland übten auf das Nachbarland massiven Einfluss aus. Im Februar 1934 kam es in Österreich zu einem Bürgerkrieg zwischen dem Republikanischen Schutzbund der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und dem vor allem von Mussolini unterstützten Ständestaat unter Bundeskanzler Dollfuß mit hunderten Toten. Umso erstaunlicher war es in diesem chaotischen Umfeld, dass sich die österreichischen Fußballer trotz vieler Abgänge und Ausfälle sowie einer katastrophalen Vorbereitung bei ihrer ersten Weltmeisterschaft 1934 bis in das Halbfinale gegen den Gastgeber Italien vorkämpften. Dort kam es zu einem unvorstellbaren Skandal. Der nachweislich bestochene Schiedsrichter aus Schweden, Ivan Eklind, der tags zuvor noch persönlich bei Mussolini eingeladen war, entschied auf Tor, als mehrere Italiener den österreichischen Tormann Peter Platzer mit dem Ball in den Händen brutal über die Torlinie stießen. Eklind griff später sogar selbst in das Spielgeschehen ein, indem er eine Flanke auf den vor dem italienischen Tor freistehenden österreichischen Stürmer Karl Zischek gekonnt wegköpfte. Nach dieser herben Enttäuschung war die Moral des Wunderteams gebrochen, so dass auch das Spiel um den dritten Platz gegen eine technisch unterlegene, aber sehr diszipliniert spielende deutsche Mannschaft verloren wurde.


1936 war vorerst das letzte Jahr, in welchem die große Fußballnation Österreich mit ihrer technisch anspruchsvollen Spielweise auf internationaler Bühne in die Annalen einging. So gewann die Wiener Austria um Sindelar erneut den Mitropa-Cup, und eine ausschließlich aus Amateurspielern bestehende Nationalmannschaft holte unter Trainer Jimmy Hogan bei der Olympiade in Berlin die Silbermedaille.


Danach standen die Zeichen auf Bildung einer „großdeutschen Fußball-Nationalmannschaft“. Die Nationalsozialisten ließen dazu im April 1938 das Weltmeisterschaftsjahr mit einem großen Anschluss- beziehungsweise Vereinigungsspiel zwischen der österreichischen und deutschen Nationalmannschaft in Wien beginnen. Die von Augenzeugen und Medien vielfach verbreiteten Berichte dazu betrachten manche Fußballexperten wie David Forster jedoch allesamt als Verschwörungsmythen. Es heißt, als Symbol der österreichischen Identität habe Kapitän Sindelar angeordnet, nicht im traditionellen schwarz-weißen Dress zu spielen, sondern in Rot-Weiß-Rot aufzulaufen, dem eigentlichen Auswärtsdress der Österreicher. Es wurde somit den Deutschen überlassen, in ihren weiß-schwarzen Heimtrikots zu spielen. Zeitungen berichteten, wie Sindelar in diesem Spiel provokant zahlreiche Chancen vergab und nach seinem Tor zum 1:0 einen Freudentanz vor der Ehrentribüne der Nationalsozialisten vollführte. Eine Aufnahme der NS-Wochenschau zeige laut David Forster hingegen einen vollkommen angemessenen Jubel Sindelars in der Mitte des Platzes. Das Ergebnis war am Ende ein aus deutscher Sicht schmeichelhaftes 2:0 für Österreich.


Unabhängig von Sindelars Verhalten vor Ort wurde die Stimmung bei diesem „Vereinigungsspiel“ als deutschlandfeindlich beschrieben, was auch zu den Berichten von den damals stattfindenden deutsch-österreichischen Vereinsduellen passte. Diese Rivalität kochte besonders hoch, wenn der FC Schalke 04 als Kontrahent beteiligt war, der in Wiener Kreisen oft als „verwöhntes Schoßkind des Reichssportführers Hans von Tschammer und Osten“ bezeichnet wurde. Am 18. Juni 1939 war es beim Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Admira Wien zu einem massiven Konflikt auf dem Feld gekommen. Beim Stand von 4:0 für sein Team würgte Schalkes Kapitän Fritz Szepan seinen Gegenspieler Fritz Klacl mit aller Kraft. Dieser schlug Szepan als Reaktion mit einem brutalen Faustschlag nieder, so dass man ihn benommen mit einer Bahre vom Feld tragen musste. Klacl wurde daraufhin lebenslang gesperrt, nach einem Fronteinsatz jedoch rehabilitiert.


Die Nazi-Granden um Baldur von Schirach initiierten zur Versöhnung im Folgejahr ein Freundschaftsspiel zwischen beiden Vereinen, welches dann jedoch vollkommen aus dem Ruder lief. Es kam in Wien zu nachhaltigen antideutschen Bekundungen und schweren Ausschreitungen. So wurden die Scheiben des Autobusses von Schalke 04 eingeschlagen und sämtliche Reifen des Autos von Gauleiter von Schirach zerschnitten. Aus Sicht der Propaganda-Zeitschrift „Völkischer Beobachter“ handelte es sich um den „schwärzesten Tag“ in der Wiener Fußballgeschichte. Hitler schaltete sich persönlich ein und forderte, dass ein Gegensatz Altreich/Ostmark/Wien im Umfeld von Fußballspielen von keiner Seite aus mehr konstruiert werden dürfe. 1941 ging es jedoch genau damit weiter. Am Tag des Überfalls auf die Sowjetunion drehte Rapid Wien mit dem überragenden Franz Binder gegen Schalke 04 im Berliner Olympiastadion das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft und gewann sensationell 4:3. Im Herbst des gleichen Jahres wurden daraufhin zahlreiche zur Wehrmacht eingezogene Rapid-Spieler in weit entfernte Orte versetzt, um eine Wiederholung des Meistertitels zu verhindern. Auch dies trug nicht gerade zur reibungslosen Vereinigung der deutschen und österreichischen Fußballnationen bei.


Generell schlugen der deutschen Nationalmannschaft im Dritten Reich oft Feindseligkeiten entgegen. Nach einem Freundschaftsspiel gegen die Schweiz 1937 in Zürich klagte die Stuttgarter Gestapo in einem Bericht, die Deutschen würden „nicht als Gäste, sondern als Fremde fast allgemein frostig behandelt. Auf dem Hauptbahnhof wurden Hakenkreuzfahnen demonstrativ zerrissen. Frauen fuhren sich damit über das Gesäß (…). Von Winterthur bis Frauenfeld waren die Straßen von einer dichten Menschenmenge umsäumt, die die Wagen mit Schotter, Tannenzapfen, faulen Äpfeln, Bananenschalen und dergleichen bewarf, die Deutschen beschimpfte, laut johlte, die Wagen bespuckte, ‚Pfui‘, ‚Rotfront‘ und ‚Freiheit‘ schrie, dann ‚Saupack‘, ‚Sauschwaben‘ und ‚Hitlerpack‘, die Zunge herausstreckte, lange Nasen machte und der Straße das Gesäß zustreckte“. So erging es dem Team bei vielen seiner Auftritte bis zum 22. November 1942, als es in Bratislava gegen die Slowakei schließlich zum offiziell 100. Länderspielsieg kam. Der 22-jährige Fritz Walter schrieb dazu in seinen Erinnerungen: „Der wachsende Hass gegen das nationalsozialistische Deutschland wirkte sich aus. Die 12.000 Zuschauer umgaben uns mit einer Mauer der Feindseligkeit. Bei der üblichen Gedenkminute für die Gefallenen brodelte es (…) von den Rängen (…). Wir sahen zu, dass wir schnell in die Kabine kamen.“ Kurz darauf verkündeten die Nazis das Ende des gesamten internationalen Sportverkehrs.


Der Wiener Fußball lag nach der „Vereinigung“ vollständig am Boden. Alle Profiverträge wurden per Beschluss vom 31. Mai 1938 mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Jüdische Vereine wurden verboten und ihre Spieler und Mitglieder festgenommen. Dies betraf neben Hakoah auch die Austria und viele andere Vereine. Die Verfolgten kamen dabei oft ums Leben, wenn sie sich nicht schnell genug ins Ausland retten konnten. Austrias legendärer Vereinspräsident Dr. Emanuel „Michl“ Schwarz wurde ebenfalls verhaftet – dank seiner Kontakte zu den FIFA-Bossen Giovanni Mauro und Jules Rimet jedoch nur temporär. Nach seiner Freilassung weigerte sich Sindelar, an der Diskriminierung gegen Schwarz mitzuwirken. Er sagte sinngemäß zu seinem ehemaligen Präsidenten, der kurz darauf nach Italien auswanderte: „Die Leute sagen mir, ich soll Sie nicht mehr grüßen, aber ich werde Sie immer grüßen, Herr Doktor.“ Die Anrede bezog sich auf die erlernte Berufstätigkeit von Schwarz als Mediziner. Höchstpersönlich versorgte er bei Bedarf die Spieler, oft auch den verletzungsanfälligen Sindelar. 1925 hatte Schwarz dem jungen Sindelar eine Meniskusoperation vermittelt, die ihm die Karriere rettete. Schwarz befreite seine Spieler grundsätzlich von den anfallenden Behandlungskosten, dafür kämen laut eigener Aussage ja „die Rothschilds und die Starhembergs“ auf.


Parallel zu den Repressionen und Pogromen der Nationalsozialisten misslang die Zusammenführung der österreichischen und deutschen Spieler, und der großdeutsche Topfavorit schied unter der Leitung von Sepp Herberger bei der Weltmeisterschaft 1938 gegen die Schweiz blamabel aus. Erneut bekamen die „Großdeutschen“ dabei in Paris die ganze Abneigung gegen das Nazi-Regime zu spüren. Die Schweizer erhielten während des Spiels die komplette Unterstützung des französischen Publikums. „Flaschen flogen, auch Eier und Tomaten.“ Herberger konstatierte: „Wir haben in einem tobenden Hexenkessel verloren, in dem sich alles gegen uns verschworen hatte (…) es war eine furchtbare Schlacht, es war kein Spiel mehr.“ Den Experten war dabei aber auch nicht entgangen, dass Herberger keine wirkliche Strategie entwickelt hatte, wie er die genialen Individualisten der „Wiener Schule“ kurzfristig in das Spielsystem der „Breslau-Elf“ integrieren sollte, welches vor allem auf mannschaftlicher Geschlossenheit, Unterordnung und Disziplin fußte.


Kurz darauf endete das Leben von Matthias Sindelar im Alter von nur 35 Jahren in einer Tragödie. Im Zuge der Ermittlungen zu seinem Tode wurde sein zu dieser Zeit unsteter Lebenswandel bekannt. So habe er regelmäßig in zwielichtigen Wirtshäusern verkehrt, auch um dort viel zu trinken und Karten zu spielen. Eines dieser Wirtshäuser war das in einem Keller gelegene „Zum weißen Rössel“ und gehörte Camilla Castagnola, die zeitweise auch unter dem Schutz eines Zuhälters der Prostitution nachging. Mit ihr hatte Sindelar eine Affäre. In seiner Todesnacht hielt er sich lange in besagtem Wirtshaus und auch im oben liegenden Wohnbereich Castagnolas auf. Als die Polizei zwei Tage später die Wohnung aufsperrte, fand sie Sindelar tot und Castagnola so komatös, dass sie nicht mehr wiederbelebt werden konnte. Beide waren komplett entkleidet. Die offizielle Todesursache lautete Rauchgasvergiftung. Ein gemeinsamer Suizid konnte weitgehend ausgeschlossen werden, auch weil Sindelar erst einen Tag vor seinem schicksalhaften Wirtshausbesuch einen Vertrag als neuer Geschäftsführer des Wiener Stadions unterschrieben hatte. Depressive Verstimmungen oder private Probleme waren seinem Umfeld nicht bekannt. Letztlich blieben nur die Möglichkeiten eines dem defekten Ofen und dem massiven Alkoholkonsum geschuldeten Unfalls oder einer Ermordung. Im Mordfalle kämen gleichermaßen Täter der organisierten Kriminalität wie Castagnolas Zuhälter oder Täter des NS-Regimes in Frage. Letztlich musste alles ungeklärt bleiben, da die Akten zum Fall Sindelar zeitnah vernichtet wurden. Posthum wurde als großer Makel in Sindelars kurzer Vita verständlicherweise der unrechtmäßige Erwerb des Kaffeehauses „Annahof“ mit angeschlossenem Wohnbereich bekannt. Es handelte sich wie bei Fritz Szepan um einen klaren Fall von „Arisierung“. Unter Druck gelang es Sindelar mit den zuständigen Behörden, den Eigentümer Leopold Simon Drill zum Verkauf zu drängen. Drill, bei dem Sindelar zuvor an vielen Tagen stundenlang zu Gast war, wurde später im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. Der Zwangshandel war für Sindelar sehr vorteilhaft. Zu einem Preis von nur 20.000 Reichsmark konnte er 1938 einen Betrieb erwerben, der pro Jahr beinahe 120.000 Reichsmark umsetzte. Interessanterweise war Sindelar aber nicht in der Lage, mehr als 15.000 Reichsmark des Kaufpreises sofort auf ein Treuhandkonto zu überweisen. Der Rest sollte von ihm später in kleinen Raten gezahlt werden.


Die Experten David Forster und Peter Menasse stützten sich bei ihrer einseitigen Bewertung von Sindelar als Kollaborateur der Nationalsozialisten vor allem auf alte Akten zum „Arisierungsvorgang“ und auf NS-Medien. Aussagen von Sindelars Zeitgenossen und ihren Nachkommen ignorierten sie konsequent. Dabei war vor allem der Jude Norbert Lopper bis zu seinem Tode 2015 mit 95 Jahren ein großer Kenner und Fürsprecher Sindelars. Kurz nach der Hochzeit im August 1942 wurde das vielversprechende Hakoah-Fußballtalent zusammen mit seiner Frau in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Seine Frau und viele weitere Angehörige wurden ermordet. Lopper selbst wurde schwer gefoltert und kam auf einen Todesmarsch nach Gleiwitz, danach in andere Lager in Deutschland. Nach einem Fluchtversuch wurde er in das Konzentrationslager Mauthausen verlegt, das im Mai 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurde. Er wurde später Klubsekretär von Austria Wien und kannte sicherlich die meisten Geschichten über Matthias Sindelar. Seine Fußballkenntnis bewies er, als er die größte Fußballikone Österreichs Herbert Prohaska entdeckte. Es bleibt dem Leser vor diesem Hintergrund selbst überlassen, welche Bedeutung er den Worten Loppers beimisst, der über Sindelar 2003 sagte: „Der Sindelar war ein populärer Antifaschist. Er wollte den Schaden für Drill minimieren.“


Die biographische Faktenlage ließe durchaus den Schluss zu, dass der eher einfach gestrickte, trotz lukrativer Profi- und Werbeverträge schlecht mit Geld wirtschaftende Sindelar den neuen nationalsozialistischen Herrschaftsstrukturen nur wenig abgewinnen konnte. Mit Sicherheit trauerte er der weltoffenen Fußballbegeisterung der 1920er und frühen 1930er Jahre in Wien sowie seiner vielen verfolgten und vertriebenen Freunde nach. Als es für ihn dann aber die Möglichkeit gab, seiner Familie und sich nach der Profikarriere mit einem florierenden Kaffeehaus eine über Generationen gesicherte Zukunft zu erkaufen, schob er sein Gewissen offensichtlich beiseite und ging damit letztendlich im wahrsten Sinne des Wortes „über Leichen“. Vielleicht spielten bei dieser Entscheidung auch (Spiel-)Schulden eine Rolle. Ob er die ganze Bösartigkeit der Nationalsozialisten bereits 1938 vorhersah, dürfte bezweifelt werden. Grundsätzlich widersprach eine unterstellte Kollaboration mit dem antisemitischen Regime aber der familiären Grundhaltung, denn die Gauleitung bewertete die Sindelars insgesamt als „sehr judenfreundlich“ und verweigerte seiner Mutter Maria Sindelar vorerst die Weiterführung des von ihrem verstorbenen Sohn ergaunerten Cafés, da sie für die nationalsozialistische „Bewegung absolut nichts über“ habe.


Die vehemente Kritik von Forster und Menasse an Sindelar war nichtsdestotrotz wichtig und half dabei, eine Verklärung seiner Person nachhaltig zu verhindern. Forster empfahl zudem bei Veröffentlichung seiner neuen „Arisierungs“-Erkenntnisse zu Sindelar eine verstärkte Würdigung Walter Nauschs. Dieser floh aufgrund seines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus und seiner Ehe mit einer Jüdin im November 1938 in die Schweiz. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er in seine zerstörte Heimat zurück und führte als Trainer der wiedergegründeten österreichischen Nationalmannschaft das Team bei der Weltmeisterschaft 1954 mit dem 3. Platz zum größten Erfolg seiner Geschichte. Ähnliche Bewunderung sollte in Österreich auch dem antifaschistischen Fußballer und Résistancekämpfer Friedrich Donenfeld entgegengebracht werden.


Den Fußball unter dem Hakenkreuz betreffend sind auch die Geschehnisse 1942 in Kiew zu erwähnen. In einer Kleinliga, bestehend aus sechs Mannschaften, traten damals Deutsche und Verbündete gegen sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter an. Zur Ablenkung der kriegsmüden Soldaten und der leidenden Bevölkerung sollte im besetzten Kiew ein Stück Normalität suggeriert werden. Die Einwohner waren nämlich durchaus gespalten und sollten weiter auf die Seite der Nationalsozialisten gezogen werden. Es bildete sich in dieser Zeit eine ukrainische Division aus Freiwilligen, die gegen die Rote Armee kämpfen sollte. Insgesamt meldeten sich dafür 80.000 Soldaten. Kurz wurde auch eine unabhängige Ukraine ausgerufen, deren Regierungsmitglieder jedoch umgehend in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert wurden, denn der deutsche Führer hatte das Land bereits fest als Umsiedlungsgebiet verplant.


In der neu eingeführten Kleinliga spielte die Zwangsarbeiter-Mannschaft der Brotfabrik Nr. 3 unter dem Namen FC Start. Der ukrainische Betriebsleiter hatte als Fußballkenner dafür eine Reihe ehemaliger Spieler aus den führenden Klubs der Ukraine zwangsbeschäftigt. Sie waren dem mit den Nazis kollaborierenden Team Rukh und den vier weiteren Mannschaften aus den Garnisonen der Deutschen und ihrer Verbündeten klar überlegen. Gegen das Team Rukh wurde 7:2 gewonnen und gegen die sogenannte Flakelf 5:1. Die Flakelf forderte drei Tage später sofort Revanche. Besonders bei diesem Spiel am 9. August 1942 waren viele „Schlagt die Deutschen!“-Rufe auf den Tribünen zu hören, denn es war den Besuchern klar, dass sich Nazi-Deutschland einer starken Roten Armee und hunderttausend Partisanen gegenübersah.


Mit Unterstützung der Zuschauer gewannen die ukrainischen Spieler in der Revanche-Begegnung nach einem 0:2-Rückstand noch mit 5:3. Nach ihrem Sieg trafen sich die Spieler auf dem Marktplatz in Kiew zu einer ausgelassenen Feier. Doch schon kurz darauf ging die Gestapo gegen sie vor. Es wurden dabei gezielt die Spieler mitgenommen, die früher bei Dynamo Kiew gespielt hatten. Dies betraf Nikolai Trusewitsch, Makar Gonscharenko, Mikhail Putistin, Ivan Kuzmenko, Pavel Komarow, Nikolai Korotkikh, Fjodor Tjutschew, Alexei Klimenko und Mikhail Sviridowsky.


Die Spur von Nikolai Korotkikh verlor sich bereits im Gestapo-Hauptquartier. Seine Tochter dazu: „Wir hatten keine Ahnung, wo sie meinen Vater hingebracht hatten. Auch (…) wussten wir nicht, wie man ihn umgebracht hatte und wo er begraben wurde, ob er überhaupt begraben wurde oder ob sie ihn irgendwo vor der Stadt verscharrt haben. Keiner weiß etwas.“ Die übrigen acht Spieler wurden in das Lager Siretz am Stadtrand gebracht. Das Lager stand unter dem Kommando des SS-Sturmbannführers Paul von Radomski. Zu den alltäglichen Grausamkeiten in diesem Todeslager gehörten Massenerschießungen, sadistische Quälereien und das Zu-Tode-Prügeln der Schwachen und Kranken. Die Fußballspieler teilten sich im Lager in Gruppen auf. Einige wurden bis zur Befreiung durch die Rote Armee zur Restauration der prachtvollen Klosteranlagen eingesetzt. Die Wehrmacht versprach sich davon als Gegenleistung die weiter anhaltende spirituelle Unterstützung durch die ukrainisch-orthodoxe Kirche. Wann und wie die Spieler Kuzmenko, Klimenko und Trusewitsch im Lager ermordet wurden, konnte wie bei ihrem Kameraden Korotkikh nie geklärt werden.


Konklusion


Die Entwicklung des längst zu einem Multi-Milliardengeschäft gewordenen Profifußballs wurde in den Aufsätzen „Abpfiff in der Loge 1 & 2“ differenziert und ausführlich betrachtet. Nach eingehender Recherche wurde im ersten Teil belegt, dass der an sich wunderbare und integrierende Ballsport durch Funktionäre und Sponsoren mit freundlicher Genehmigung der Politik vollständig kommodifiziert und korrumpiert wurde. Den Grundstein dafür legten Horst Dassler und Joao Havelange, welche erstmals das internationale Unternehmenskapital mit großen Sport- und Fußballinstitutionen zusammenbrachten. Im Zentrum stand dabei von Anfang an die FIFA, eine sehr zur Freude der profitierenden Globalisten nicht vom Volk legitimierte und jederzeit beliebig mit „Marketinggeldern“ beeinflussbare „Fußballweltregierung“, welche weder Debattenräume noch Konkurrenzveranstaltungen duldet.

Hinzu kamen bereits seit über hundert Jahren politische Interessen und Ideologien, die den Fußball als Plattform ihrer jeweiligen Propaganda zu nutzen wussten. Dies wurde in Deutschland durch Funktionäre ermöglicht, die oftmals Egozentriker und Opportunisten mit schweren charakterlichen Defiziten waren. Im Dritten Reich betraf dies besonders Guido von Mengden, der im Krieg wie im Sport den unbedingten gemeinsamen Siegeswillen im Vertrauen auf den Führer einforderte. Während Verfolgte der Nationalsozialisten weder in Vereinen noch privat Fußball spielen durften und oft ermordet wurden, genoss eine große Anzahl der deutschen Spieler, Trainer und Funktionäre erhebliche Privilegien und profitierte nicht selten wie Fritz Szepan von der „Arisierung“.

Seit Beginn der Weltmeisterschaften sonnten sich viele autokratische Machthaber von Mussolini über Videla bis Putin und die katarischen Scheichs im Glanz der von ihnen ausgerichteten Turniere. In jüngster Zeit nutzten hiesige Regierungsvertreter wie Angela Merkel und Nancy Faeser die Nationalmannschaft zur Selbstdarstellung. Die Politik hat den deutschen Fußball fest im Würgegriff. Bundesligamannschaften und Nationalmannschaft haben sich in regelmäßigen Abständen aufmerksamkeitswirksam gegen Rassismus, für Demokratie, Klimarettung, Ukraine-Support, Energiesparen, LGBTQIA+ et cetera zu positionieren. Bei der Weltmeisterschaft 2022 verhinderten politische Diskussionen eine konzentrierte Vorbereitung auf die Gruppenspiele. Es bleibt zu konstatieren, dass der Fußball noch nie unpolitisch sein durfte.


Durch seine mediale Dauerpräsenz auf allen Medienkanälen genießt er heute eine absolute Vormachtstellung. Basket-, Hand- oder Volleyball finden hingegen viel weniger Beachtung. Generell ist das Interesse an Amateursportveranstaltungen stark gesunken. Kleine Vereine klagen über einbrechende Mitgliederzahlen. Zum Zeitgeist scheint es zu passen, dass viele sportbegeisterte Menschen ausschließlich Zuschauer sind, statt nebenbei auch noch selbst aktiv zu sein.


Bedenklich ist vor allem die hohe Bereitschaft zu Hass, Hetze und Gewalt unter den Fußballanhängern, während es zum Beispiel im Umfeld von Rugby-Länderspielen so gut wie immer friedlich bleibt. Aus rational nicht nachvollziehbaren Gründen entlädt sich beim Fußball der Frust zumeist marginalisierter Bevölkerungsschichten völlig unkontrolliert. Dies betraf in der Geschichte nicht zuletzt die Spieler. Als ein Beispiel kann David Beckham angeführt werden, der nach einem unnötigen Platzverweis 1998 den ungezügelten Hass der englischen Fans zu spüren bekam. Besonders entsetzlich war die Ermordung des kolumbianischen Fußballers Andrés Escobar 1994, nachdem er zehn Tage zuvor gegen die Mannschaft der USA eine Flanke zu einem Eigentor abfälschte und so das Ausscheiden seines Teams mitverantwortete. Es sollte dazu aufgrund der ungeklärten Motivlage und des Täterhintergrundes aber angemerkt werden, dass der reiche Bankierssohn Escobar möglicherweise nicht der Wut eines enttäuschten Fußballanhängers, sondern einem Auftragsmord der Wettspielmafia zum Opfer fiel.


Hass und Hetze des Kollektivs waren auch der Grund für das Ende von Mesut Özils Karriere in der deutschen Nationalmannschaft nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Dietrich Schulze-Marmeling legte in seinem Buch „Der Fall Özil“ dar, wie der laut Statistiken und Expertenbewertungen über zehn Jahre lang leistungsstärkste Nationalspieler und Weltmeister zum Sündenbock abgestempelt und zur Zielscheibe übelster Beschimpfungen wurde. Funktionäre und Medien trugen dazu bei, dass aus berechtigter Kritik an einem Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten eine rassistische Kampagne wurde. Genau wie Spieler sahen sich in der Fußballgeschichte auch Trainer, Schiedsrichter und Funktionäre wütenden Mobs gegenüber. Die Biografien und Berichte über den Torhüter Robert Enke, den Spieler Sebastian Deisler und den Schiedsrichter Babak Rafati liefern tiefe Einblicke in die durch dieses Umfeld schwer belasteten Seelen vieler Protagonisten.


Der Profifußball bietet Fans diverse Beweggründe, sich emotional abzureagieren. Oftmals existiert bei den heutigen Feindschaften aber gar keine ewige Tradition. So wurde auch der abgrundtiefe Hass zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund nachweislich erst Anfang der 1970er Jahre gesät. Bis dahin waren sich die Vereine aufgrund ihrer räumlichen Nähe und großen Ähnlichkeiten freundlich gesonnen. Viele Dortmunder waren Fans von Schalke 04, besonders wenn sie im Bergbau arbeiteten. Schließlich war Schalke stets der Verein der Knappen. Umgekehrt sympathisierten andere Milieus aus Ruhrgebiet und Sauerland mit dem BVB. Im Rahmen des Fußballskandals 1970/71 wurde durch die Medien jedoch verbreitet, dass Schalke den eigenen Klassenerhalt erkauft hatte, wozu den Absteigern in Dortmund das Schwarzgeld fehlte. Dies markierte den Beginn der blutigen Derbykämpfe auf den Rängen und außerhalb des Stadions. Auf dem Rasen bestand dagegen keine „Brandmauer“, denn allein seit 1980 haben neben Rolf Rüssmann, Jürgen Wegmann, Andreas Möller und Jens Lehmann noch zwölf weitere Profis zwischen den beiden verfeindeten Vereinen gewechselt. Auch Schalkes langjährige Managerikone Rudi Assauer absolvierte als Spieler 119 Spiele für Borussia Dortmunds erste Mannschaft, was seiner Beliebtheit in Gelsenkirchen nicht den geringsten Abbruch tat. Vielleicht wird das Kriegsbeil zwischen den beiden Nachbarvereinen eines Tages wieder begraben. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.


Bei der Gewaltbereitschaft im Umfeld des Fußballs spielten seit den 1980er Jahren die Hooligans eine zentrale Rolle. Im Gegensatz zu klassischen Kuttenträgerfans und Ultra-Gruppierungen war für sie der Sport bedeutungslos und die Anwesenheit im Stadion keine zwingende Voraussetzung für einen „gelungenen“ Spieltag. Bei spontanen oder verabredeten Schlägereien ging es ausschließlich um die Verteidigung der Ehre der eigenen Stadt oder des eigenen Landes. Nicht selten wurde und wird dafür mehrfach in der Woche Kampfsport trainiert. Als eine der bekanntesten Persönlichkeiten dieser Szene ist Markus Warnecke, dem der Autor in Kindertagen persönlich begegnete, in die unrühmliche Geschichte eingegangen. Warnecke stammte aus einem gutbürgerlichen Hause. Seit er 16 war, hatte er Kontakte in die Hannoveraner Hooliganszene und kam nach Spieltagen oft mit Wunden im Gesicht nach Hause. Die Eltern machten sich entsprechend große Sorgen, konnten auf den verschlossenen Sohn jedoch nicht einwirken. Mit 27 Jahren fuhr er mit anderen Hooligans zur Weltmeisterschaft nach Frankreich. Auf der Fahrt zerstörten sie bereits das gesamte Interieur, zwangen den verängstigten Busfahrer aber zur Weiterfahrt. In Lens zogen sie randalierend durch die Stadt. In einer kleinen Gasse begegneten sie dem vereinzelten Polizisten Daniel Nivel. Laut den Ermittlungen schlug ihn Warnecke mit einem Schild, bevor der Mob auf ihn eintrat. Nivel blieb Zeit seines Lebens schwer geistig und körperlich behindert. Markus Warnecke wurde von Nivels Kollegen das Bein gebrochen, bevor er fünf Jahre Haft abzusitzen hatte. Er machte später im Umfeld der Hannoveraner Hells Angels wieder von sich reden.


Gewalt blieb in der Geschichte des Fußballs nicht auf Hooligans und Ordnungshüter beschränkt. Einmal hatte sie sogar einen erheblichen Anteil an militärischen Auseinandersetzungen zwischen zwei Nationen. Gemeint ist die als „Fußballkrieg“ in die Geschichte eingegangene Eskalation zwischen Honduras und El Salvador mit weit über 2.000 Toten im Jahre 1969. Damals standen die Zeichen schon vor den drei Halbfinalspielen für die heißbegehrte Qualifikation zur Weltmeisterschaft im Nachbarland Mexiko im darauffolgenden Jahr auf Konfrontation. Und dies, obwohl sich beide Nachbarländer in Sprache, Religion, Kultur, Geschichte, Bevölkerungsstruktur und Wirtschaft so sehr gleichen, dass sie ein Land sein könnten. Es gab jedoch zwei schwerwiegende Probleme: Erstens war El Salvador im Vergleich zu Honduras viel stärker bevölkert. Es kam deshalb zu einer Emigration von 300.000 landlosen Kleinbauern und Tagelöhnern, denen von der honduranischen Bevölkerung viel Abneigung entgegengebracht wurde. Zweitens nutzte die USA beide Länder und die aufgeladene Stimmung, um veraltetes Kriegsgerät gewinnbringend zu verkaufen. So kam es zum fußballerischen und militärischen Showdown. Im hartumkämpften dritten Entscheidungsspiel gewann El Salvador mit 3:2 nach Verlängerung auf neutralem Boden in Mexiko-Stadt. Die 5.000 mexikanischen Polizisten sahen sich anschließend weder willens noch in der Lage, die Gewalt der Anhängergruppen in den Griff zu bekommen, so dass es Tote und Verletzte zu beklagen gab. Die durch die Gewalt aufgepeitschten Emotionen wurden von beiden Militärdiktaturen geschickt ausgenutzt, um ihren jeweiligen Nationalismus zu propagieren. 17 Tage später bombardierte das militärisch überlegene El Salvador Honduras ohne Kriegserklärung. Die Organisation Amerikanischer Staaten schaltete sich ein und sorgte vier Tage später für einen Waffenstillstand. Wirklich etwas geändert hat sich bis heute jedoch nicht. Honduras und El Salvador bilden zusammen mit Guatemala das zentralamerikanische Norddreieck, das durch Armut, fehlende Demokratie, Arbeitslosigkeit, Korruption, Drogenschmuggel und kriminelle Banden eine der unsichersten Zonen der Welt ist.


Möge der Welt ein weiterer „Fußballkrieg“ erspart bleiben!


Wenn man all die Fehlentwicklungen des weltweiten Profifußballs seit seiner Entstehung betrachtet, dürfte er viel von seiner großen Anziehungskraft verlieren. Dies könnte für das eigene Leben einen Gewinn an Freizeit bedeuten und die Möglichkeit bieten, die eigene Unzufriedenheit über den Alltag in positive Energie zu verwandeln, statt sie an Spieltagen sinnlos zu entladen. Familie, Freundeskreis, Beruf, Hobbies, sportliche, kulturelle und politische Aktivitäten erführen dann mehr Engagement. Zugleich bliebe eine Beteiligung an allgegenwärtigen Fußballgesprächen weiter möglich, nicht zuletzt zum Zwecke der Aufklärung. Denn insgeheim lebt noch ein kleiner Keim der Hoffnung, dass der professionelle Fußball eines Tages durch seine Anhänger wieder aus den Fängen von Kriminellen, Funktionären, Oligarchen, Finanzeliten, Globalkonzernen und Verbrecherstaaten befreit und ohne politische Ideologie basisdemokratisch neu gestaltet werden könnte.


Bei diesem Neuaufbau wären korrupte Sportfunktionäre wie der verurteilte Schwerverbrecher Uli Hoeneß ausgeschlossen, dessen perfide Doppelmoral im Laufe seines Lebens immer unerträglicher wurde. Statt die echten Ultra-Fans für ihre klare Haltung und monatelangen Spielunterbrechungsaktionen gegen Großinvestoren und für den Erhalt der „50+1-Regel“ zu respektieren und zu loben, sprach er dem „Pöbel“ seine kognitiven Fähigkeiten ab. Er sei davon überzeugt, „dass 98 Prozent dieser Fans überhaupt nicht begriffen haben, um was es geht. Es ging nicht darum, jetzt die Bundesliga in ihrer Selbstständigkeit einzuschränken. Nicht darum, den Fans irgendetwas wegzunehmen“. Doch genau darum ging es und wird es weiter gehen. Denn die größenwahnsinnigen Fußballglobalisten wollen unbedingt weiter mit Milliardensummen hantieren und den wunderbaren Fußballsport zwischen geldbringenden Marketing- und Politkampagnen zur irrelevanten Nebensache degradieren – zu Wuchertickets versteht sich.


Hybris und Selbstdarstellungssucht gingen bei Hoeneß schließlich so weit, dass er sogar die Trauerfeier für Franz Beckenbauer in der Münchner Allianz Arena zu einem partei- beziehungsweise gesellschaftspolitischen Statement missbrauchte, um sich beim Establishment anzubiedern, das ihn längst wieder in die Arme geschlossen hatte. Der Verstorbene habe mit seinem Engagement für die Heim-WM 2006 bewirkt, dass Deutsche für ein paar Wochen mit Nationalfahnen ihren Stolz auf das Land ausdrücken konnten. „Da müssen wir wieder hinkommen: Dass alle stolz sind. Aber ich möchte ganz deutlich betonen, dass ich die AfD bei diesem Prozess nicht dabeihaben will.“ Mancher mochte ihm wohl innerlich entgegnet haben: „Was du willst, interessiert nicht. Lass in deinem Wurst-Familienunternehmen erst einmal einen Betriebsrat und Tarifverträge zu, du selbstgerechter Heuchler. Du bist nicht Deutschland. Du bist nicht der deutsche Fußball. Du bist im Gefängnis gewesen, wo deine Freunde Dassler, Louis-Dreyfus, Havelange, Blatter, Platini und Infantino allesamt ebenso hingehört hätten. Also schleich di`, Uli!“



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Titelbild: Complete Sports (>)






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